Review Raised Fist – Anthems

„We felt like we created a masterpiece“ lässt sich Alexander „Alle“ Hagman bezüglich des neuen Albums seiner Band RAISED FIST zitieren. So ganz überrascht das wohl niemanden, der Hagman und sein fraglos beachtliches Ego schon einmal live erleben durfte. Doch hält das auch nicht unbedingt bescheiden „Anthems“ betitelte Album der schwedischen Melodic-Hardcore-Band auch, was deren Sänger verspricht?

Eine lange Spieldauer halten RAISED FIST jedenfalls nicht für notwendig, um die Hörer von ihren Qualitäten zu überzeugen: Eine knappe halbe Stunde füllen die zehn „Hymnen“; der längste Song des Albums, „Into This World“, dauert gerade einmal 3:34 Minuten. Das passt – wie der gezielt auf eingängige Refrains gesetzte Fokus – zu Hagmans erklärtem Ziel, ein Rock-’n‘-Roll-Album zu schreiben, musikalisch, wie auch textlich. Nicht alles müsse schließlich immer tiefgründig, düster und symbolisch gemeint sein, so Hagman.

Tatsächlich fällt es auch schwer, in Versen wie „We are Raised Fist – this is how it is“ („Murder“) eine Metaebene zu finden. Allerdings unterscheidet sich „Anthems“ darin gar nicht so stark von früheren Alben, auf denen Hagman sich auch für Verse wie „My name is Alexander, the Raised Fist commander“ („Friends And Traitors“) nicht zu schade war. So gesehen geht das Konzept von „Anthems“ voll auf. Aber auch mit masterpiece stapelt Hagman zumindest nicht blamabel hoch. Zwar bleibt die mitreißende Melodik, der zwingende Zug eines „From The North“ oder „Vail Of Ignorance“ über weite Strecken unerreicht. Und doch funktioniert „Anthems“ als Ganzes wie auch auf einzelne Tracks heruntergebrochen.

Schon „Venomous“ als Opener vereint Melodik, Attack und Groove, wie sie für RAISED FIST so typisch sind, auf fast perfekte Art. Aus diesen Bestandteilen sind ausnahmslos alle Songs auf „Anthems“ zusammengesetzt – ob nun der breitbrüstige Quasi-Titeltrack „Anthem“, das In-Flames-ige „We Are Here“ oder der fast besinnliche Album-Hit „Into This World“. Dass Hagman im Gesang immer wieder mit melodisch gesprochenen Versen oder Nahezu-Klargesang überrascht, ist die gravierendste stilistische Veränderung. Damit ist der Gesang zwar nicht immer über jeden Zweifel erhaben („Shadows“, „Unsinkable II“), unterstützt aber die enorme Eingängigkeit des Albums.

30 Minuten, zehn Songs – RAISED FIST legen auf ihrem siebten Album eine geradezu gnadenlose Effizienz an den Tag. Das Risiko ist offensichtlich: Schon ein, zwei schwache Songs wären da stark ins Gewicht fallen. Die Lösung der Schweden ist so simpel wie genial: Sie verzichten auf solche Filler einfach. So klingt „Anthems“ zwar stellenweise ungewohnt und ist vielleicht auch kein absolutes masterpiece – aber auch nicht weit davon entfernt.

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Wertung: 8.5 / 10

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