Review Riverside – Wasteland

„Wasteland“ ist RIVERSIDEs erstes Album nach dem tragischen Tod von Gitarrist Piotr Grudziński, der mit seinem singenden Spiel ihren Sound entscheidend geprägt hat. Zweieinhalb Jahre nahmen sich Piotrs Bandkollegen Zeit, um zu trauern, Kraft zu sammeln und eine Vision für ihre Zukunft zu entwickeln.

Während RIVERSIDE live jetzt von Gastgitarrist Maciej Meller (ex-Quidam) begleitet werden, bleiben sie im Studio ein Trio. Die Rhythmus- und Leadgitarren übernimmt Sänger und Bassist Mariusz Duda – unterstützt von Maciej Meller und Mateusz Owczarek, die einige Soli beisteuern. Auch die Texte und fast die gesamte Musik stammen von Mariusz Duda.

„Wasteland“ ist düster. Klanggewordene Schwere, in der all die Trauer und Verzweiflung der letzten Jahre steckt. Der Funke Hoffnung, der „Love, Fear And The Time Machine“ so hell zum Strahlen brachte, ist fort. Im Keim erstickt. „The Day After“ eröffnet das Album ganz ruhig: Nur Mariusz‘ wunderbare Stimme – allein, klagend, verloren im Hall. Wunderschön und tieftraurig zugleich. „What if it‘s not, if it‘s not meant to be…“

Aber die Platte klingt auch direkter, roher und aggressiver als ihr Vorgänger. Auffällig ist, dass Mariusz stellenweise tiefer singt als je zuvor. Zudem strahlt die Musik in einigen Momenten eine Atmosphäre aus, die an Soundtracks zu Western-Filmen erinnert. All jene, die sich fragen, ob die verbliebenen Mitglieder ohne Piotr überhaupt den typischen RIVERSIDE-Sound kreieren können, dürfen aufatmen. Ja, seine emotionalen Soli fehlen und hinterlassen eine Lücke. Diese wird aber von Mariusz und den beiden Gastgitarristen mit viel Feingefühl gefüllt; auch 2018 ist die Musik sofort als RIVERSIDE zu erkennen.

Mehr noch: Die neuen Songs erinnern stark an die Anfangstage, an eine gradlinigere Version von „Out Of Myself“ und „Second Life Syndrome“. Mit dem letztgenannten teilt sich „Wasteland“ dann auch den konzeptionellen Aufbau. Auch 2005 eröffneten RIVERSIDE ihr Album mit einem Acapella-Song, „After“, und schlossen mit „Before“. Die neue Scheibe beginnt mit „The Day After“ und endet mit „The Night Before“. Beide CDs enthalten neun Tracks und ein Instrumentalstück.

Highlights gibt es viele: Etwa „Guardian Angel“, „River Down Below“ und „The Night Before“ – gleich drei wundervolle Balladen, die Erinnerungen an Tränenzieher wie „Conceiving You“ oder „I Believe“ wecken. Wer es härter und direkter mag, höre „Acid Rain“ oder „Vale Of Tears“. Und mit dem Titeltrack haben RIVERSIDE einen zukünftigen Bandklassiker geschrieben.

Irgendwie haben sie’s geschafft: Mariusz Duda, Michał Łapaj und Piotr Kozieradzki kanalisieren auf „Wasteland“ ihre Trauer und Verzweiflung in neun starken Tracks, die allen Fans von „Second Life Syndrome“ sehr gefallen werden – und beweisen, dass sie stark genug sind, um auch nach Piotrs Tod weiterzumachen. Das ist Musik, die unter die Haut geht.

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Wertung: 9 / 10

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3 Kommentare zu “Riverside – Wasteland

  1. Ich mag „The Struggle For Survival“. Vielleicht weil ich in letzter Zeit verhältnismäßig wenig Prog höre, vielleicht weil es mich aus irgendeinem Grund an „Lucifer Sam“ von Pink Floyd erinnert. :) Platz 13 für gute Musik freut mich sehr, in Polen waren sie sogar auf Platz 1, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

  2. Großartiges Album, hätte ich nicht erwartet. Aus einem Guss, schön, melancholisch – aber trotzdem nicht, wie ich finde, verloren in der Trauer, sondern sprühend vor Hoffnung weiter zu machen. Sich für das Leben zu entscheiden. Auch wenn es weh tut.

    Eventuell Album des Jahres.

    1. Danke für Deinen Kommentar, Texta. Ja, ein Anwärter auf das Album des Jahres ist es auf jeden Fall. Finde es auch sehr rund, lediglich „The Struggle For Survival“ ist für meine Begriffe etwas zu holzschnittartig und bemüht verproggt geraten. Was mich freut, ist der Einstieg der Platte auf Platz 13 der Albumcharts. :)

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