Review Samael – Solar Soul

SAMAEL haben es den Hörern in letzter Zeit wahrlich nicht leicht gemacht. Der Stilwechsel nach „Ceremony Of Opposites“ vor etlichen Jahren ist von nicht wenigen Fans bis heute nicht richtig verdaut, vielleicht aber auch nicht richtig eingeordnet worden. Daran konnten auch passable Alben wie „Passage“ oder auch das von Vielen unterschätzte „Reign Of Light“ nichts ändern.

Wer mit den beiden angesprochenen Werken (oder zumindest dem Zweiten) nicht warm geworden ist, braucht an dieser Stelle eigentlich gar nicht weiterzulesen, denn rein stilistisch hat sich mit „Solar Soul“ praktisch nichts geändert: die Schweizer spielen weiterhin ihren „Cyber Metal“ mit den aus Anfangstagen bestens bekannten einfachen, aber wirkungsvoll eingesetzten Gitarrenriffs, zu denen sich im Laufe der Jahre die von Vielen verhassten elektronischen Effekte gesellt haben. Sicher, jedermanns Sache ist es nicht unbedingt, stellt man sich an Stelle des Schlagzeuges elektrische Beats vor, ist man auf einmal mitten im Techno.

So weit gehen Vorph und Co. glücklicherweise nicht und so ist „Solar Soul“ ein grundsolides Album gesunder Härte und mit so manchem Track, der zu gefallen weiß, geworden. Innovation sucht man zwar mit der Lupe, immerhin hören sich SAMAELs CDs in letzter Zeit immer sehr ähnlich an, aber erstens ist dies bei gefeierten Bands wie Summoning nicht anders und zweitens weiß man, worauf man sich einlässt. So kann jedem, dem der zuvor kostenlos via Internet zu beziehende Song „Slavocracy“ zugesagt hat, das gesamte Album ans Herz gelegt werden, denn der Titel steht quasi „pars pro toto“ (ein Teil für das Ganze). Die Riffs stampfen in den Liedern, so dass sie in Diskotheken sicher ebenso schnell Kultpotential entwickeln wie beim sommerlichen Autofahren. Die elektronischen Effekte sorgen für Härte und Abwechselung, die Rhythmusfraktion treibt die Songs gewaltig voran und ab und zu, wie beim formidablen „Valkyrie`s New Ride“, schleichen sich sogar längst vergessen geglaubte Double-Bass-Parts ein.

Waren SAMAEL früher allem gut, wenn sie die Bremse betätigten (wie zum Beispiel bei den Kultsongs „Baphomet`s Throne“ und „Flagellation“), steht ihnen anno 2007 die höhere Geschwindigkeit wesentlich besser zu Gesicht, denn zackige Songs wie „Ave!“ machen einfach Spaß. Fast bin ich geneigt, „Solar Soul“ als typische Autofahrermusik zu bezeichnen: Sonnenschein, Sonnenbrille und ein heruntergelassenes Fenster passen so gut zu der CD wie Theofanis Gekas zum VfL Bochum. Allerdings möchte ich der Band nicht zu nahe treten, denn sie werden es wohl kaum im Sinn gehabt haben, eine neue Auflage des Hardcore-Samplers „Thunderdome“ einzuspielen, den man ärgerlicherweise bei Klärchens ersten Strahlen im März auf den Straßen ertragen muss.

Zwöf Lieder, alle im Bereich zwischen circa 3:30 und 4:30 Minuten, alle recht ähnlich in Songwriting und Stimmung, keines wirklich schlecht, aber auch nur wenige Highlights („Solar Soul“, „Slavocracy“, „Valkyrie`s New Ride“ und „Ave!“), zeugen unterm Schnitt zwar von den Fähigkeiten SAMAELs, andererseits ist das Fehlen von Abwechselung und herausstechenden Songs schon ein gewisses Manko. Schade, denn im Lager der Schweizer scheint man ja durchaus zu wissen, wie ein interessanter, spannender Song funktioniert. Fans wissen, was zu tun ist, alle anderen sollten erst mal nach freihörbaren Songs im weiten Netz der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten Ausschau halten.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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