Review Schandmaul – Sinnfonie (DVD)

10 Jahre SCHANDMAUL – unter diesem Motto präsentierten die Münchner Mittelalterrocker im November 2008 im mit ca. 6.500 Besuchern restlos ausverkauften Münchner Zenith ihr Jubiläumskonzert. Dieses Konzert wurde nun in voller Länge (d.h. ca. 3,5 Stunden) auf die DVD namens SINNFONIE gepackt, welche am 24.04.2009 veröffentlicht wird.

Die DVD bzw. das Konzert und die Setliste sind genau das, was das Motto „10 Jahre Schandmaul“ vermuten lässt – ein Querschnitt aus den letzten 10 Jahren dieser Band, die sich inzwischen trotz medialer Ignoranz auch in den deutschen Charts etabliert hat und zusammen mit In Extremo und Subway to Sally zur Speerspitze der deutschen Rockmusik mit mittelalterlichen Einflüssen zählt. Als besonderes Schmankerl durften Fans online über Teile der Setliste (genauer gesagt 10 Songs) abstimmen: So schnupperten längst vergessene Stücke wie das „Trinklied“ noch einmal Bühnenluft und wurden gefeiert als ob es kein morgen gäbe.
Zur Feier des Tages gab es wie auf der „Hexenkessel“-DVD ein beeindruckendes Schlagzeug/Bass-Solo, welches einerseits die Qualitäten von Matthias und Stefan noch einmal unterstrich und andererseits ihren Mitmusikern eine kleine Verschnaufpause verschaffte.

Zusätzlich zur knapp 35 Lieder umfassenden Setliste beinhaltet Sinnfonie noch ein Making Of sowie ein paar Backstageimpressionen kurz vor Konzertbeginn, bei denen Thomas, Anna, Birgit, Ducky, Matthias und Stefan die Nervosität teilweise ins Gesicht geschrieben steht. Wenig verwunderlich also, dass Thomas beim 1. Song „Vor der Schlacht“ die ersten Töne komplett in den Sand setzt…Doch dies soll keine Kritik sein – im Gegenteil, denn diese Bilder und Momente verleihen Schandmaul etwas Menschliches und Bodenständiges. Zwei Aspekte, die die stetig wachsende Fanschar auch nach vielen Jahren an der Band schätzt.

Nach kurzer Nervosität läuft der „Mittelaltermotor“ dann allerdings über fast 3,5 Stunden sozusagen fehlerfrei (abgesehen von ein paar Texthängern und kleineren Verspielern), so dass man sich auf die Besonderheiten der DVD-Produktion konzentrieren kann, die bereits in der Halle einiges an Platz einnahm. Auf allzu heftige Kamerafahrten und –schwenks wurde verzichtet, wobei Thomas und Co. stets passend zur jeweiligen musikalischen Untermalung in Szene gesetzt werden. Vereinzelt wird bei einigen Songs wie z.B. „Wolfsmensch“ sowie im Mittelteil, als die Bühne für einige Songs künstlich verkleinert wurde, auf ein Schwarzweiß-Bild gewechselt, was durchaus gelungen ist und für Abwechslung sorgt.
Viel wichtiger ist die einwandfreie Soundqualität, die allerdings bereits bei der „Kunststück“-DVD ausgezeichnet war. Insofern war das Ergebnis nicht anders zu erwarten. So können Fans das Konzerterlebnis noch einmal richtig nachfühlen – eine entsprechende Multimediaausrüstung mit 5.1 Sound vorausgesetzt.

Die DVD bietet sich darüber hinaus an, um noch einmal in Ruhe die Auftritte der Gastmusiker wie z.B. Frau Schmitt von Subway to Sally sowie Benni Cellini von der Letzten Instanz zu genießen, die einige Stücke wie z.B. „Königin“ um feine Nuancen bereicherten. Dies gilt auch für den eigens für dieses Konzert engagierten Chor. So bekommen auch alle Schandmaulbegeisterten, die nicht live anwesend waren, besondere Versionen einiger Stücke zu hören, so wie diese eigentlich für Liveauftritte konzipiert sind und wie es sie wohl nicht mehr geben so schnell wird.
Auf den übertriebenen Einsatz von Gästen und Gastmusikern wurde bewusst verzichtet, so dass die Musiker und ihre Entwicklung im Laufe der Jahre im Vordergrund stehen. Gegen Ende werden die Mäuler mehr von der stets guten Stimmung und der besonders auf DVD überwältigenden Kulisse getragen als von ihren Kraftreserven, die sichtlich am Ende waren.

Für ihre Ausdauer an jenem Abend verdient die Band ein großes Lob. Selbst gegen Ende hüpfte Anna noch fröhlich mit ihrer Geige über die Bühne, während Thomas einige ungekannte Gesangsexperimente wagte.

Neben der normalen Sinnfonie-Version mit 2 DVDs gibt es noch spezielle Fan-Editionen sowie eine streng limitierte Version, die beinahe schon vor Verkaufsbeginn vergriffen war. Mit dem Booklet und der optischen Gestaltung hat man sich – wie immer – sichtlich Mühe gegeben. Nur der übertrieben große FSK-Aufkleber auf dem Titel stört etwas, aber das war wohl keine Entscheidung der Band.

Fans, die dem Konzert beiwohnten, werden die DVD wahrscheinlich schon in Händen halten, bevor sie das hier lesen. Alle anderen sei dieses einmalige Erlebnis nicht nur wegen der schier unendlichen Fülle des Materials auch wärmstens empfohlen – das und ein Besuch bei der anstehenden Jubiläumstour 2009, auf der die 10-Jahres-Show in Duisburg noch einmal open-air mit anderen Gastmusikern wiederholt wird. Zwar wird man emotional den Abend im Münchner Zenith nicht noch einmal rekonstruieren können (besonders gegen Ende kämpfen fast alle mit den Tränen oder lassen diesen ihren freien Lauf), aber das wird mit Sicherheit auch nicht das Ziel der kommenden Tour sein.

In diesem Sinne: Auf die nächsten 10 Jahre Schandmaul! Oder vielleicht auch noch etwas länger…

Wertung: 8.5 / 10

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