Interview mit Martin Duckstein von Schandmaul

Interviews werden in der Regel in der Promophase zu einem Album oder einer Tour geführt – und dann über diese Themen. Doch Alben und Shows gäbe es nicht, wären die Gesprächspartner nicht so begeisterte Instrumentalisten. In unserer Serie „Saitengespräche“ wollen wir dem Rechnung tragen – mit Interviews, die sich ganz um Instrumente, Verstärker, Effekte und andere Technik drehen. Von Gear-Nerds für Gear-Nerds – und solche, die es werden wollen.

In Teil 7 der Serie unterhalten wir uns mit Martin „Ducky“ Duckstein von SCHANDMAUL.

Servus Ducky! Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Hallo, gerne! Wir sind alle gesund, das ist die Hauptsache! Die wirtschaftlichen Folgen von Corona sind natürlich gravierend.

Wann hast du angefangen, Gitarre zu spielen?
Da muss ich irgendwo zwischen zehn und elf Jahren alt gewesen sein.

Was hat dich damals dazu gebracht, dass du Gitarre lernen willst?
Ich fand es schon immer toll, sich abends am Feuer ein Instrument schnappen zu können und dieses auch zu spielen. Mein Papa hat das oft gemacht. Ich habe also einen total romantischen Zugang. Hardrock und Co. kamen erst später dazu.

Hast du vorher schon ein anderes Instrument erlernt (oder erlernen müssen)?
Ja, Geige und Klavier. Meine Mutter unterrichtet beides beruflich und so musste ich auch ran. War jeweils recht erfolglos und einfach nicht meine Instrumente.

Weißt du noch, welches Modell deine erste Gitarre war?
Ich habe mit klassischer Gitarre angefangen und meine erste Gitarre war die alte spanische von meinem Vater. Ich bekam dann recht bald eine eigene, eine japanische Takairi. Die habe ich geliebt und besitze sie heute noch.

Wie viele Gitarren besitzt du insgesamt?
Da müsste ich jetzt genau zählen, es dürften so um die 45 sein.

Haben die Instrumente für dich unterschiedliche Einsatzbereiche, also hast du etwa verschiedene für unterschiedliche Bands oder Anlässe, etwa Studio, Live-Auftritte und den Urlaub?
Ja, definitiv, wobei sich mein Live- und Studio-Equipment nicht sonderlich unterscheidet. Es geht eher um den Einsatz im Song. Wie viel „Brett“ braucht es? Oder soll es eher perkussiv sein mit viel Attack? Für den Urlaub habe ich eine Martin Backpacker, die steht dauerhaft im Wohnmobil. Auf der Bühne wechsle ich ziemlich häufig, weil ich immer bemüht bin, meinen Sound so songtauglich wie möglich zu fahren.

Worauf legst du aus technischer Sicht besonderen Wert? Welche Kriterien muss ein Instrument für dich erfüllen, damit du damit zufrieden bist?
Es muss in erster Linie zu mir und meinem Stil passen. So habe ich lediglich eine einzige Gitarre mit aktiven Pickups. Eine 7-Saiter, die dann auch entsprechend schieben und „zumatschen“ darf. In der Regel muss gerade bei SCHANDMAUL die Gitarre auch Platz für jede Menge andere Instrumente lassen.

Man hört ja oft von Musikern, die eine spezielle Verbindung zu ihrem Instrument zu haben scheinen. Empfindest du das auch so? Hast du ein Lieblingsinstrument?
Absolut! Ich liebe vor allem meine Framus-Modelle, die nach meinen Angaben gebaut werden.

Kannst du uns hier die technischen Details nennen?
Alle meine Framus-Gitarren sind für mich und meine Zwecke gebaut. Das beginnt schon bei der Auswahl der Hölzer. Dann muss ein Instrument von mir flexibel sein, da wir mit vielen unterschiedlichen Atmosphären in einem einzigen Song arbeiten. So habe ich mir beispielsweise zwei Gitarren mit Humbucker-Bestückung – also Steg und Hals – bauen lassen, die aber einzeln über die Volume-Potis splitbar sind. So kann ich von drahtigem Strophen-Sound per Toggle-Switch sofort auf Brett umschalten, ohne den Grund-Sound vom Amp zu ändern.
Ein weiteres Highlight in meiner Sammlung ist sicher die „Cistele“, ein Hybrid-Doppelhals-Instrument, das oben aus einer vollakustischen Cister, unten aus einer Solid-Body-E-Gitarre besteht. Damit habe ich live das Problem „akustische Strophe, fetter Refrain“ lösen können.

Gibt es ein Modell, etwa das Instrument eines großen Vorbilds, das du gerne einmal spielen würdest?
Nicht speziell. Insgesamt interessiert mich jede gute Gitarre und ich freue mich immer, wenn ich Möglichkeiten zum Antesten habe.

Für Touren werden Verstärker ja oft geleast – ist das für dich in Ordnung oder hast du deinen eigenen Amp dabei? Welches Modell spielst du?
Ich habe bei Nightliner-Produktionen, also allen Shows, die wir mit Bus und Truck anfahren, mein eigenes Equipment dabei. Live spiele ich inzwischen ausschließlich Kemper, wobei mir wichtig war, meine eigenen Amps – hauptsächlich Framus Dragon – zu profilen. Ansonsten bietet der Kemper natürlich die sensationelle Möglichkeit, deine Sound per USB-Stick mitzunehmen, was Einsätze im entfernteren Ausland sehr vereinfacht.

Neben dem Instrument und dem Verstärker haben Sound-Effekte einen wichtigen Anteil am Klang. Setzt du auf einzelne Tretminen, ein Multieffekt-Board oder eine Kombination?
Live kommen auch die Effekte bei mir ausschließlich aus dem Kemper, weil sie qualitativ unglaublich gut sind und genau das machen, was sie sollen. Mehr brauche ich nicht mehr.

Lass uns ins Detail gehen: Erkläre uns doch bitte die Elemente deiner Effektschleife. Welche Geräte nutzt du, in welcher Reihenfolge geschaltet und warum?
Ganz klassisch: Booster, Zerrpedal, Wah-Wah vor der Vorstufe. Reverb, Delay, Harmonics mit Chorus etc. werden eingeschleift.

Gedankenspiel: Du darfst nur einen Einzel(!)effekt mit auf die Bühne nehmen – für welchen entscheidest du dich? Welches Effektpedal macht deinen Sound aus?
Ich würde ein Wah-Wah-Pedal mitnehmen. Alles andere macht den Sound vielleicht schöner, der Grundsound entsteht aber in den Fingern und in Kombination aus Spieler, Instrument und Amp. Das Wah-Wah ist ein so spezieller Effekt, den ich sehr mag, vor allem in Soli.

Hast du einen Effekt, den du ganz anders nutzt als eigentlich vorgesehen oder den du vielleicht sogar selbst (um)gebaut hast?
Sind Effekte für irgendetwas eigentlich vorgesehen? Ich denke, sie leben gerade vom individuellen Einsatz! Ansonsten bin ich aber eher puristisch unterwegs und schalte einen Effekt nur dazu, um die jeweilige Atmosphäre zu verstärken. Song und Grundsound müssen aber auch ohne Effekt funktionieren, sonst liegt der Fehler in der Komposition oder dem Arrangement.

Benutzt du ein Noise-Gate – warum (nicht)?
So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Grundsätzlich ist das Gate aus. Es gibt aber Klubs und Hallen, etwa nah an Oberleitungen, die ein scheußliches Grundrauschen haben. Dort fahre ich das Gate vorsichtig dazu.

Ist dein Effektboard „fertig“ oder in stetem Wandel?
Fertig zur stetigen Verbesserung. Aktuell bin ich aber sehr zufrieden, weil ich alles Überflüssige über Bord geworfen habe. Wie heißt es so schön: auf das Maximum reduziert.

Hast du zum Abschluss noch einen Tipp für angehende Musiker?
Überladet eure Sounds nicht! Mein größtes Aha-Erlebnis war der Totalausfall meines Multieffekt-Gerätes während einer Liveshow. Mir blieb nur der pure Amp. Verzerrer an, Verzerrer aus. Es war der beste Sound seit langem. Seitdem ist mein Umgang mit Effekten deutlich durchdachter und vor allem puristischer!


Im nächsten Teil der Serie kommt Jørgen Munkeby (SHINING / Nor) zu Wort!


Die bisherigen Teile der Serie findest du hier:

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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