Review Septicflesh – Communion

Wenn zwei Brüder eine Band gründen, kommt dabei nicht selten etwas sehr kraftvolles und eigenes heraus – Beispiele dafür finden sich genügend, man denke nur an die Cavalera-Brüder oder die Herren Amott. Nicht anders auch in dem Fall des griechischen Geschwisterpaares Christos und Sotiris „Seth“ Antoniou: Seit nun bald 20 Jahren sind sie die treibende Kraft hinter SEPTICFLESH, einer Band, die schon immer schwer in bestehende Schubladen zu stecken war. Nach nunmehr fünf Jahren Pause kehren die Griechen nun wiedervereinigt zurück – auch im Namen, der von SEPTIC FLESH zu SEPTICFLESH wurde.

Fünf Jahre sind eine lange Zeit, die wohl an niemandem spurlos vorübergeht – und so haben sich auch die hier beteiligten Musiker weiterentwickelt und Erfahrungen gesammelt. Und genau diese Erfahrungen sind das Kapital, von dem das Reunionwerk „Communion“ profitiert. Schon bei den ersten Tönen von „Lovecraft’s Death“ kann man sich der Atmosphäre, die „Communion“ so einzigartig macht, kaum entziehen, wird hier von der ersten Minute an mit großem Geschütz aufgefahren.

Zum ersten Mal in der Geschichte von SEPTICFLESH konnte man auf ein volles Orchester sowie einen Chor zurückgreifen, und die klassische Metal-Instrumentierung so beträchtlich erweitern. Anders als bei so mancher anderen CD wurden die orchestralen Elemente hier jedoch nicht eingesetzt, um bestehende Songstrukturen stümperhaft zu untermalen oder mit Kitsch zuzukleistern. Viel mehr macht sich hier Christos‘ Erfahrung mit klassischem Arrangement deutlich bemerkbar: Das Orchester ist so elegant komponiert und arrangiert, dass es zu keiner Zeit aufdringlich wirkt, jedoch stets eine so zentrale Rolle im Gesamtbild einnimmt, so dass man manchmal das Gefühl hat, die Gitarren wären eher zur Untermalung des Orchesters eingesetzt worden als anders herum.

So entsteht ein sehr homogenes Gemisch aus orchestralem Arrangement, eng verschlungen mit verstärkenden Riffs und dem recht weit im Vordergrund stehenden Drumming. Dies ist stellenweise etwas gewöhnungsbedürftig, ist doch ein extremes Metal-Schlagzeug nicht unbedingt das, was man zu ansonsten majestätischen Orchester-Klanggebilden erwarten würde. Der Chor und Sotiris‘ düstere Stimme tuen dann das Übrige dazu, um eine einzigartige Atmosphäre heraufzubeschwören, die bei Weitem dunkler und intensiver ist, als die aller bisherigen SEPTICFLESH-Alben zusammen – spätestens ab den Cleangesangs-Passagen in „Sunlight Moonlight“ oder dem beeindruckenden „Anubis“, dessen Melodien und Gesangslinien einen wirklich hartnäckicken Ohrwurm garantieren, besteht daran keinerlei Zweifel mehr.

Auch der Sound trägt einen entscheidenden Anteil zu diesem Eindruck bei: Der organische Klang des Orchesters dominiert und prägt das Klanggewand, dazu stimmig wurden die restlichen Instrumente kraftvoll und rund abgemischt. Das Album klingt dabei alles in allem abgeklärter und ruhiger als die früheren Werke. Doch wie heißt es so schön: stille Wasser sind tief. Denn wirkt „Communion“ bei den ersten Durchläufen auch eingängiger und leichter verdaulich als seine Vorgänger, sollte man sich davor hüten, „Communion“ als oberflächlich oder gar belanglos abzustempeln. Viel mehr entfaltet es seine wahre Schönheit mit jedem weiteren Druchlauf weiter, da man immer wieder neue, kleine Details entdeckt – wenig verwunderlich bei derart durchdachten Songstrukturen.

Oft betiteln Bands Reunionwerke schlicht mit dem Bandnamen, um zu zeigen, dass dieses Album alle Trademarks der Truppe vereint und das definiert, was die Band ausmacht – wenn es danach ginge, hätten SEPTICFLESH das Album gut und gerne auch schlicht „Septicflesh“ nennen können: Denn „Communion“ vereint alle bandtypischen Merkmale der bisherigen Diskographie auf engstem Raum, so dass ein in sich geschlossenes Album entstanden ist, das an Dichte, Kompaktheit und Stärke seinesgleichen sucht. Wer bei „Metal mit Orchester“ immer gleich an Bombast und Kisch denken muss, sollte sich ein paar Minuten Zeit nehmen für ein Lehrbeispiel zu dem Thema: „Über die angemessene Verwendung orchestraler Elemente im Metal“.

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Wertung: 9.5 / 10

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