Review Shining – Shining

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Black Metal

Wer Niklas Kvarforth in den sozialen Medien folgt, hat in den letzten Monaten nicht unbedingt das Bild eines gesunden und fest im Leben stehenden Mannes vermittelt bekommen. Das ist insofern bemerkenswert, als man in den Jahren zuvor durchaus den Eindruck gewinnen konnte, auch im Hause Kvarforth kehre langsam etwas Ruhe ein. Ohne stumpfe Küchenphilosophie über „Genie und Wahnsinn“ betreiben zu wollen, drängt sich die Frage auf: Wie wirkt sich dieses Auf und Ab auf die Kunst des Schweden aus?

Bescheidener sind SHINING jedenfalls nicht geworden: Nachdem bereits vor über zehn Jahren die Dunkelheit neu definiert wurde, ist das neue, elfte Studioalbum der Schweden schlichtweg „Shining“ betitelt. Die Quintessenz aus 27 Jahren SHINING also? Ja und nein.

Fakt ist: Mit Drummer-Legende Nicholas Barker (ehemals Dimmu Borgir, Cradle Of Filth und diverse weitere Bands), Gitarrist Charles „Ghul“ Hedger (Mayhem), Alex „Impaler“ Friberg (Naglfar, ehemals Necrophobic) am Bass und Tuomas Tahvanainen (Cold Prophet) als Experte für Synthies haben Niklas Kvarforth und sein Langzeit-Gitarrist Peter Huss ein kleines Star-Ensemble um sich geschart. Technisch könnte „Shining“ in der Folge also tatsächlich kaum stärker ausgeführt sein – wenngleich das bei SHINING eigentlich in jedem Lineup gegeben war, und sich durchaus die Frage aufdrängt, ob SHINING in dieser Besetzung je live zu erleben sein werden: Während Kvarforth in Frage stellt, ob er wieder auf die Bühne gehen können wird, kämpft Nicholas Barker derzeit mit einem Nierenversagen – und sowohl Ghul als auch Impaler sind mit ihren anderen Bands ordentlich eingespannt.

Darüber, ob Kvarforth in dem von Maxime Taccardi mit Blut gemalten Portrait auf dem Cover gut eingefangen ist, lässt sich (wie schon bei Peter Huss und Nicholas Barker auf den Cover-Artworks der beiden Vinyl-Singles) trefflich streiten – die Frage, ob SHINING auf „Shining“ nach SHINING klingen, lässt sich hingegen unzweifelhaft mit „Ja“ beantworten. Und doch bietet auch das neueste Album wieder Überraschungen. Die größte ist, dass „Shining“ trotz des expliziten Covers und als Nachfolger des eher rückwärtsgewandten „X: Varg Utan Flock “ wieder ein eher sanftes Album geworden ist: Bereits der Opener „Avsändare Okänd“ lässt sich langsam an, perlt recht bald mit den SHINING-typischen Cleangitarren, prominenten Bass-Lines und melancholischen Leads ins Ohr und wechselt erst in der zweiten Hälfte wieder in die Gefilde klassischeren Black Metals. Damit ist die Richtung für „Shining“ vorgegeben: Der folgende Beinahe-Zehnminüter „Snart Är Dom Alla Borta“ überzeugt vorallem als schleppend-düstere Nummer, die nur gelegentlich aus Gründen der Dynamik durch Ausreißer ins Aggressive aufgebrochen wird – schlussendlich aber eher durch sein anderthalbminütiges Piano-Outro geprägt ist.

In „Allt För Döden“ geht es zwischendurch zwar deutlich härter zur Sache – allein durch seine beachtliche Länge von 11:18 Minuten ist der Track aber auch eher behäbig. Es folgt: Ein ruhiges Stück („Fidelis Ad Mortem“) mit SHINING-typischen Cleangitarren, prominenten Bass-Lines und melancholischen Leads (diesmal allerdings mit Chor!), das fast schon obligatorische Klavier-Interlude (diesmal eine Interpretation einer Komposition des französischen Komponisten Erik Satie) und der Rausschmeißer „Den Permanenta Sömnen Kallar“, der sich für den Rausschmiss mit über zehn Minuten aber auch viel Zeit lässt … etwas zu viel, wenn man ehrlich ist: Bis sich zu dem vorgelegten Riff weitere Instrumente gesellen, vergehen knapp drei Minuten. Bis Kvarforth das erste Mal zu hören ist, sind knapp vier Minuten rum. Was folgt, ist weit ab von schlecht – rechtfertigt diese ausschweifende Hinführung aber nicht wirklich.

Fünf Jahre mussten sich SHINING-Fans seit „X – Varg Utan Flock“ auf neue Musik gedulden. Mit „Shining“ legt Niklas Kvarforth nun zwar nicht (wie der Titel glauben machen könnte) das ultimative Karriere-Meisterwerk vor; manches (allem voran das so klischee- und bluttriefende Video zu „Allt För Döden“) wirkt etwas arg gewollt, anderes ist zu sehr nach „Schema F“ gestrickt. Trotzdem gelingt SHINING im Großen und Ganzen, was längst nicht allen Bands vergönnt ist: Auch das nunmehr elfte (!) Album klingt einerseits absolut bandtypisch, andererseits nicht genau wie sein Vorgänger. Fazit: Für Fans der Band ist „Shining“ eine sichere Bank.

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Wertung: 8 / 10

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Ein Kommentar zu “Shining – Shining

  1. Nichts Neues im dunklen Hause des Niklas Kvarforth. Auch das Cover (welches angeblich mit Blut gemalt wurde) hinterlässt bei mir den Eindruck, keinen Eindruck zu hinterlassen. Eventuell habe ich die Scheibe ja auch an einem zu guten Tag gehört. Warten wir also mal auf den nächsten depressiven Schub… .

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