Sonata Arctica - Clear Cold Beyond

Review Sonata Arctica – Clear Cold Beyond

„Früher war alles besser“! Gerade ein großer Teil der SONATA-ARCTICA-Fans vertritt diese Meinung. Bei jeder neuen Veröffentlichung, jeder neuen Single, jeder Tourankündigung gibt es massenhaft Kommentare wie „Wann klingt ihr endlich so wie vor 20 Jahren?“. Gerade mit den beiden „Acoustic Adventures“-Alben gossen die Finnen noch mehr Öl ins Feuer der Vergangenheitsverfechter. Diese nicht geringe Gruppierung an Fans moniert spätestens seit dem vierten Alum „Unia“ (2007), dass SONATA ARCTICA nicht mehr „wie früher“ seien oder haben die letzten Alben gar nicht mehr mitverfolgt. Dazu hat natürlich Jede und Jeder das Recht, doch SONATA ARCTICA haben sich stets weiterentwickelt und progressive, rockige, spacige und orchestrale Elemente in ihren Sound einfließen lassen. Mit Alben wie „The Days Of Grays“ (2009) oder „The Ninth Hour“ (2016) sind dabei unterschätzte Meisterwerke entstanden, die eben nicht den melodischen Power Metal der frühen 2000er boten.

Beim inzwischen elften Studioalbum (ohne die beiden „Acoustic Adventures“ in der Zählung) „Clear Cold Beyond“ aber dürften auch die Herzen der SONATA-ARCTICA-Fans dieser Schaffensphase wieder freudig hüpfen: Die Vorab-Singles „First In Line“, „A Monster Only You Can’t See“ und „Dark Empath“ sind genau die Art Power Metal, mit dem die Band groß geworden ist: Doublebass, flotten Gitarren und massiver Synthesizereinsatz bestimmen die Szenerie und versprühen … ja, was eigentlich? Magie? Nostalgie? Das Gefühl einer wohlig-warmen Umarmung nach einem Bad im Jungbrunnen? Was auch immer es ist, es funktioniert – diese Spielfreude, diese Energie, diese Lust auf genau diese Version ihrer Musik gehen beim Hörer direkt ins Blut. Für alle seit Jahren enttäuschten Fans haben SONATA ARCTICA damit die „Cure For Everything“: Der Track schüttet die Hörer passend zum Titel mit eingängigen Melodien, schnellen Riffs, Chören und Bombast zu, also würde ein Eimer musikgewordener Power-Metal-Kitsch alle Probleme der Welt lösen.

Doch ist auf „Clear Cold Beyond“ auch wirklich alles Gold, was glänzt? Dass SONATA ARCTICA ihren früheren Ichs eigentlich schon lange entwachsen sind, zeigten die oft komplexen und musicalartigen Tracks der 2010er Jahre. Immerhin sind Tony Kakko und Co. jetzt auch nicht mehr Anfang/Mitte 20, sondern eben Anfang/Mitte 40. Wieviel Ehrlichkeit steckt also in diesem „Back to the roots“-Album, wieviel Fanservice und zwanghaftes Beschwören der „good old times“? Wer SONATA ARCTICA die letzten Jahre live erleben konnte und die Band während der letzten Jahre verfolgt hat, kann wohl mit Gewissheit sagen: Die haben da einfach Bock drauf. Das ist weder Sellout, noch zwanghafte Rückbesinnung oder eine Trotzreaktion wie „Schaut halt her, wir können es noch immer so wie damals!„. Gut möglich, dass die Arbeiten an den „Acoustic Adventures“ und die ausführliche Beschäftigung mit dem eigenen Backkatalog dazu geführt hat, die alte Liebe für das alte Material wieder aufflammen zu lassen.

SONATA ARCTICA machen auf „Clear Cold Beyond“ alles richtig: Sie klingen wieder wie früher und holen damit alte Fans wieder ins Boot, vergraulen aber auch keine neuen Fans, weil die Weiterentwicklung absolut unüberhörbar ist. Progressive Elemente, wilde Soli und ausufernde Theatralik finden sich immer wieder. Zudem hat sich Sänger Tony Kakko über die Jahrzehnte natürlich auch weiterentwickelt, seine Stimme ist wesentlich facettenreicher und stabiler als Anfang der 2000er. „Clear Cold Beyond“ ist gefühlt eher der Nachfolger zu „Winterheart’s Guild“ (2003) als zu „Talviyö“ (2019), aber kein Kompromiss, kein Aufguss und kein Rückschritt, sondern ein bockstarkes Album, dass allen Fans Freude bereiten sollte.

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Wertung: 9 / 10

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Ein Kommentar zu “Sonata Arctica – Clear Cold Beyond

  1. Das Album ist toll. Fühlt sich an wie ein alter Freund den man nach langer Zeit wieder sieht. In dem Fall 20 Jahre. Ist mir ein einziger Spaß dieses Album zu hören. Bin sehr glücklich.

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