Review Soulfly – Dark Ages

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Thrash Metal

Nachdem 2004 das vierte SOULFLY-Album „Prophecy“ erschienen war, traf Max Cavalera ein Schicksalsschlag: Der Tod seines erst achtmonatigen Enkelsohns Moses. Dass ein Vollblutmusiker wie Cavalera ein solches Unglück natürlich nicht zuletzt auf kreative Art und Weise verarbeitet, ist wenig verwunderlich – ebenso wenig wie die atmosphärische Ausrichtung des Resultates.

„Dark Ages“ lautet der mehr als bezeichnende Titel des Albums. Der Name ist Programm: Düsterer hatte man SOULFLY bis dahin nicht gehört. Und auch, wenn die späteren Werke sich noch weiter in Richtung des extremen Metals entwickelten und von Album zu Album weniger verspielt klingen – die Atmosphäre von „Dark Ages“ ist bis heute unerreicht.

Nach dem mystischen Intro startet „Dark Ages“ direkt durch: Mit „Babylon“ bekommt der Hörer einen echten Hassbrocken vor den Latz geknallt, der auch textlich keinen Zweifel an der Thematik des Albums lässt. Dass SOULFLY ein besonderes Gespür für starke Opener haben, hatten bereits „Back To The Primitive“ und „Prophecy“ bewiesen – doch „Babylon“ ist nur der Auftakt. Egal, an welche Stelle des Albums man springt oder ob man die CD am Stück genießt: Einen Qualitätseinbruch sucht man hier vergebens.

Beeindruckend ist dabei die Eleganz, mit der es Cavalera auch auf diesem Album schafft, die SOULFLY-typischen, atmosphärisch-ruhigen Weltmusik-Parts mit den groovenden Nackenbrecher-Riffs zu vereinen. Bemerkenswert ist das insofern, als die Riffs auf „Dark Ages“ so starke Death- und Thrash-Anleihen enthalten wie selten zuvor in der Geschichte des Projektes: Schnörkellos auf den Punkt gebracht und mit den typisch eingängigen Lyrics versehen, graben sich Nummern wie „Arise Again“, „Frontlines“ oder „Fuel The Hate“ so bereits nach wenigen Durchgängen tief in die Gehörgänge.

Doch SOULFLY wären nicht SOULFLY, würden sie nicht auch teils krude Experimente wagen: So greift „Innerspirit“ nach einem astreinen Death-Metal-Einstieg das mit „Moses“ bereits auf „Prophecy“ gewagte Experiment mit Reggae-Elementen erneut auf und macht den Song neben dem ähnlich angelegten „Staystrong“ durch eben diese Bipolarität zu einem der spannendsten des Albums. Die traditionelle Intrumentalnummer als „Soulfly V“ schließlich rundet „Dark Ages“ gefühlvoll und anmutig ab – die Ruhe nach dem großen Sturm, so zu sagen.

Unter tragischen Umständen entstanden, klingt „Dark Ages“ erwachsener und in sich stimmiger als alles, was SOULFLY zuvor veröffentlicht hatten. Zwar geht das ein wenig auf Kosten der unorthodoxen Experimentierfreude, die gerade die ersten beiden Alben der Band auszeichnete – andererseits sorgt gerade diese Aufgeräumtheit dafür, dass man es bei „Dark Ages“ mit dem wohl bislang kohärentesten, atmosphärisch dichtesten SOULFLY-Album zu tun hat. Fazit: Typisch SOULFLY – immer anders.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert