Review Soulfly – Prophecy

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Thrash Metal

Wenn man sich auf einen Hit von SOULFLY festlegen müsste, so würde die Wahl wohl bei nicht wenigen auf den Opener und Titeltrack des vor nunmehr einer Dekade erschienenen vierten Albums fallen: Wie kaum ein anderer Song symbolisiert das markante „Prophecy“ (gerade in Verbindung mit den Bildern, die man aus dem Videoclip im Kopf hat) den treibenden Groove der Brasilianer.

Doch der Song „Prophecy“ selbst ist nur einer von vielen Gründen, warum man an diesem Album kaum vorbeikommt und warum das Werk für gemeinhin als eines der stärksten aus dem Hause SOULFLY angesehen wird. Neben den massiven Metal-Riffs ist es vor allem die schon durch den gekrönten Löwen von Juda, Symboltier der Rastafari-Bewegung, auf dem Cover angekündigte musikalische Verwebung mit dem Reggae, die „Prophecy“ einmalig macht: Was sich schon auf „3“ angedeutet hatte, wird hier in nochmals verfeinerter Form auf die Spitze getrieben.
So vereint Max Cavalera in Songs wie dem stark durch seinen Gottesglauben geprägten „I Believe“ mit bislang ungehörter Eleganz harte Riffs mit den lässigen Vibes aus Jamaika. Dabei liegt das Gewicht keinesfalls stets auf dem Metal-Anteil. „Moses“ beispielsweise wartet zwar mit einigen harten Passagen auf – schon durch den Gesang und das Posaunenspiel von Nemanja Kojic Coyote hat der Song seinen Schwerpunkt aber klar im Reggae. Und auch sonst sind es vor allem die ungehört elegant in das Gesamtwerk verwobenen Weltmusik-Elemente, die „Prophecy“ auszeichnen: Mag der Einstieg von „Born Again Anarchist“ oder „Porrada“ auch noch so aggressiv und geradlinig sein – Max Cavalera führt die Song ohne mit der Wimper zu zucken und wie selbstverständlich schließlich mit ruhigen Percussion- und Instrumentalparts zu Ende. Dass mit „In The Meantime“, im Original von Helmet, auch ein Coversong seinen Weg auf die CD gefunden hat, wundert bei der hier gebotenen musikalischen Vielseitigkeit nicht – ebenso wenig, dass Cavalera den Song so interpretiert, dass er, wüsste man nicht um seine Herkunft, nicht als Cover aufgefallen wäre.

Mit einem Finish bestehend aus gleich zwei Instrumental-Stücken („Soulfly IV“ und „Wings“), die einen Bogen von lateinamerikanischem Flair bis hin zu alpinistischer Blasmusik schlagen, machen SOULFLY zum Abschluss noch einmal unmissverständlich klar, dass „Prophecy“ trotz aller harter Riffs alles, nur kein gewöhnliches Metal-Album ist – ja, mit Metal sogar nicht im Geringsten zu tun hat. Doch von eben diesen Gegensätzen und der daraus resultierenden Vielseitigkeit lebt „Prophecy“ – und das alles andere als schlecht. Ein kompositorisches Meisterwerk, das Seinesgleichen sucht.

Wertung: 9.5 / 10

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