Mit STORM SEEKER steht eine weitere Band für feuchtfröhliche Seefahrer-Hymnen. Auch auf „Set The Sails“ verlässt sich das Düsseldorfer Piratenkollektiv, trotz (oder eher: auch wegen?) ihres neuen Sängers, auf seine bewährten Stärken: eingängige Refrains, nautisches Flair und reichlich Party-Potential. Doch hinter der Augenklappe blitzt diesmal auch ein ernsterer Blick auf die Welt hervor – und ein Hauch Veränderung im Sound.
Der Einstieg gelingt stimmungsvoll: Nach einem kurzen Intro setzt der Titelsong „Set The Sails“ die Segel – mit Fabis klarem Gesang im Vordergrund, der in der zweiten Hälfte vom neuen Frontmann Sean Graham verstärkt wird. Die Doppelspitze funktioniert hervorragend: Sean fügt sich nicht nur stimmlich nahtlos ein, sondern verleiht dem Bandgefüge durch seine raue Stimme zusätzliche Tiefe. Besonders auffällig ist der verstärkte Metal-Einfluss: Die Riffs von Gitarrist Paulie setzen klare Akzente, gelegentliche Soli wie in „Into The Fray“ sorgen für frischen Wind im Klangbild.
Tracks wie „Gouverneur Of The Coco Island“ oder „Old Maui“ sind Paradebeispiele für das, was STORM SEEKER am besten können: Melodien, die sofort hängen bleiben, tanzbare Rhythmen und ein Hauch Seemannsromantik, ohne ins Kitschige abzurutschen. Letzteres gelingt nicht immer: „Homeward Bound“ etwa driftet mit seinem simplen Aufbau und der Beteiligung von DARTAGNAN etwas zu sehr in Richtung Mittelalter-Schlager ab.
Inhaltlichen Tiefgang erreicht die Band mit dem Abschluss „Waking Of The Flood“, das sich der Flutkatastrophe 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen widmet. Eine überraschend ernste Nummer, die zeigt, dass STORM SEEKER auch jenseits von Rum und Ruderparty relevante Themen aufgreifen können, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Davon darf es in Zukunft gerne etwas mehr sein, denn trotz kleiner Ausbrüche aus dem gewohnten Muster bleibt „Set The Sails“ insgesamt auf sicherem Kurs. Die Produktion ist klar, die Instrumentierung vielfältig – mit Flöten, Drehleier und Chören als charakteristischem Sound. Echte Überraschungen gibt es kaum, was man je nach Perspektive als solide oder formelhaft bewerten kann. Sinnbildlich steht dafür auch die Cover-Version von „Galway Girl“, die zwar eine frische Brise mit sich bringt, aber am Ende zu wenig auf eigenen Beinen steht.
Unterm Strich liefern STORM SEEKER ein Album, das die eigene Fanbasis kaum enttäuschen dürfte. Wer Lust auf Schunkel-Refrains und eine Prise metallischer Härte hat, ist hier richtig. Wer hingegen nach Innovation oder Tiefgang sucht, wird auf hoher See nicht fündig.
Wertung: 6.5 / 10