Review Sylvaine – Silent Chamber, Noisy Heart

Dass Alcest mit ihrer Verschmelzung von Black Metal mit Shoegaze auf beide Szenen sowie eine Vielzahl junger Bands und Musiker prägenden Einfluss hatten, ist nicht zu bestreiten. So dürfte die Musikerin SYLVAINE, die als Heimat Oslo und Paris angibt, nur eine unter vielen sein, die versuchen, es Neige und Konsorten gleichzutun. Ihr musikalisches Talent und ihr Gespühr für Melodien heben sie dennoch aus der Masse hervor, wie ihr bereits im November 2014 erschienenes Debütalbum „Silent Chamber, Noisy Heart“ beweist.

Schon die gesamte Aesthetik des Albums, Artwork und das (natürlich) im Handschrift-Stil gehaltene Bandlogo lassen wenig Zweifel daran, woher SYLVAINE ihre Inspiration zieht – weniger noch aber die Musik: Nach atmosphärischem Intro startet „Silent Chamber, Noisy Heart“ mit „It Rains In My Heart“ mit einer so Alcest-typischen Mischung aus Post-Rock-Gitarren, verträumtem Gesang und gelegentlich eingestreuten, verzweifelten Scream-Passagen zu Distortion-Gitarren, dass man den Song jedem, der mit Alcest nicht absolut vertraut ist, als deren Werk verkaufen könnte. Doch SYLVAINE auf diese (offensichtliche) Parallele zu reduzieren, wäre unverschämt – klingt „Silent Chamber, Noisy Heart“ oft eher nach „von ‚Les Voyages De L’âme‘ aus in eine andere Richtung als ‚Shelter‘ weitergedacht“ denn nach plump „kopiert“.
Gerade, was den Gesang angeht, vermag SYLVAINE mit ihrer glasklaren Stimme Neige zudem ein Schnippchen zu schlagen. Mit dieser gibt SYLVAINE ihren Songs mal kraftvoll und selbstsicher einen dezent rockigeren Touch, mal füllt sie sie gekonnt mit tiefen Emotionen. Nur eines ist SYLVAINE nie: Kitschiger Femal-Fronted Metal. Denn bei aller Melancholie, aller Verletzlichkeit, die SYLVAINE in ihre Stimme zu legen vermag, all den geschwungenen Melodiebögen und fließenden Übergängen, kommt die Musik von SYLVAINE doch stets hörbar tief aus dem Herzen.
Wäre es nicht genug, dass ein Projekt mit seinem Debüt nicht daran scheitert, sich mit den Vorreitern seines Genres zu messen, nötigt SYLVAINE dem Hörer mit „Silent Chamber, Noisy Heart“ noch aus anderem Grund Respekt ab – hat die 24jährige die Songs doch nicht nur im Alleingang komponiert, sondern auch sämtliche Instrumente selbst eingespielt.

Wer Alcest, Les Discrets, Lantlôs und wie sie alle heißen, mag, kommt um „Silent Chamber, Noisy Heart“ eigentlich nicht herum. Zum einen, weil das Album (nicht nur für das Debüt einer 24jährigen Komponistin, Sängerin und Multiinstrumentalistin) verdammt gut geworden ist. Zum anderen, weil so viel Hingabe und Talent, wie SYLVAINE es bereits auf diesem Album zeigt, unterstützt werden muss – und sei es nur aus dem Egoismus heraus, baldmöglichst noch ein Werk wie dieses hören zu wollen.

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Wertung: 8 / 10

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