Das Cover von "Crashdive" von Tailgunner

Review Tailgunner – Crashdive

  • Label: Fireflash
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Das ist wohl dieser Durchbruch, von dem so oft geredet wird: Die britischen Heavy-Metal-Newcomer TAILGUNNER wurden erst 2019 gegründet und konnten sich sodann einen Vertrag mit Fireflash Records sichern – die sind zwar nicht Nuclear Blast, aber doch immerhin ein Sublabel von Atomic Fire, dem vor nicht allzu langer Zeit aufgetauchten bösen Bruder des schwäbischen Label-Riesen. TAILGUNNER dürfen also schon mit ihrer ersten EP „Crashdive“ – die im vergangenen Sommer bereits digital erschienen ist – Donzdorfer Luft schnuppern und sind der Oberliga damit näher als manch etabliertere Band …

Ob dieser Ritterschlag im Eilverfahren gerechtfertigt ist, wird anhand dieser Platte allerdings noch nicht ganz klar: In den fünf Songs von „Crashdive“ spielen TAILGUNNER einigermaßen gewöhnlichen Heavy Metal der alten Schule, der sämtliche Regeln des Genres beachtet, darüber hinaus aber wenig spektakulär ausfällt. Als Vorbilder sind wie bei jeder Formation der Sparte die einschlägigen Vertreter der NWOBHM auszumachen und das Klangbild erinnert wie üblich an eine Vinyl-Veröffentlichung aus dem Jahr 1988. So weit, so normal.

Prinzipiell ist damit nichts verkehrt, denn TAILGUNNER haben durchaus verstanden, worum es in diesem Genre geht. Während die Briten im eröffnenden „Shadow Of War“ noch auf theatralische Doppel-Leads und erhabenes Gestampfe setzen, geht „Crashdive“ insgesamt in eine etwas ruppigere Richtung: Treibende Songs wie „Guns For Hire“ und „White Death“ sind durchweg authentische NWOTHM-Brecher, die eine ordentliche Portion Spielfreude transportieren und mit „Revolution Scream“ gelingt TAILGUNNER sogar ein Anflug von Gänsehaut.

Dabei überzeugen TAILGUNNER mit authentischen Riffs und Leadgitarren, die oft weit mehr als bloßes Gefrickel um der Sache willen sind. Obendrein fällt auf, dass die Engländer großen Wert auf mitreißende Refrains und erhabene Gesangslinien legen – da besteht mit dieser EP zwar noch Luft nach oben, aber das Potenzial der Truppe wird zweifelsohne deutlich. Sänger Craig Cairns – der seit diesem Jahr auch bei Induction an Bord ist – würde mit seiner rauchigen Stimme auch in eine schwedische Sleaze-Band passen. Damit klingt er in jedem Fall interessant, wirkt allerdings – noch – ein wenig aufgesetzt und liegt ab und an dezent daneben.

Wirkliche Fehler machen TAILGUNNER mit ihrer Debüt-EP nicht – ganz im Gegenteil: „Crashdive“ ist eine bilderbuchmäßige NWOTHM-Veröffentlichung, die Fans des Genres alles gibt, was sie erwarten. Das ist ironischerweise auch das größte Problem dieser Platte, denn alles, was das britische Gespann hier zu bieten hat, kennt man in weitaus zwingenderer Form auch schon von Bands wie Ambush, Liquid Steel oder Haunt. Während TAILGUNNER also durchaus einen brauchbaren Beitrag zum traditionsverhafteten Heavy-Metal-Underground leisten, beantwortet zumindest „Crashdive“ noch nicht die Frage, warum man seine Zeit ausgerechnet auch noch ihnen widmen sollte.

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