Review Universum25 – Universum25

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Rock

In Zeiten, in denen auf dem europäischen Kontinent wieder ein brutaler Krieg tobt, Antisemitismus und rechtes Gedankengut wieder im Aufwind sind, Verschwörungsideologen und Querdenker immer mehr Anhänger sammeln und der Klimawandel unaufhaltsam voranschreitet, betritt mit UNIVERSUM25 eine neue Supergroup der deutschsprachigen Rockmusik die Bühne und rechnet gnadenlos mit der Menschheit ab. Die Band rund um Michael Robert Rhein (In Extremo), Rupert Keplinger (Eisbrecher, Antitype), Pat Prziwara (Fiddler’s Green), Gunnar Schroeder (Dritte Wahl) und Alex Schwers (Slime) bringt mit dem gleichnamigen Debüt einen Hybrid aus NDH, Punk, krachendem Rock und direkt in die Magengrube gehenden Texten an den Start. Denn genauso dystopisch wie das namensgebende Labor-Experiment aus den 60er Jahren gehen UNIVERSUM25 auch musikalisch zu Werke.

Aber will man sich in diesen ohnehin schon düsteren Zeiten auch noch ein Album voller dystopischer Texte geben? Ja, man will unbedingt! Denn die sprachliche Wucht und Finesse, mit der die Herren aufwarten können, findet sich im deutschsprachigen Rock so schnell nicht wieder. Es wäre falsch, UNIVERSUM25 und ihr Erstlingswerk nur auf die Texte zu reduzieren, aber trotzdem sind sie unbestreitbar das Aushängeschild des Quintetts. Egal ob es um inzwischen zum Alltag gehörende ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer geht („Die Leichen der Zeit“), die Schattenseiten des Kapitalismus („Wir warten“), die Folgen von Machtgier und Krieg („Am Morgen danach“) oder den Drang, endlich etwas gegen diese Missstände zu unternehmen („Genug“), ein Blatt vor den Mund nehmen die Herren definitiv nicht. Besonders spannend ist „Harte Kost“, bei dem Fronter Micha ordentlich gegen Reichsbürger, Verschwörungsideologen und Co. austeilt, das Ganze aber in kulinarischen Wortspielen verpackt.

Auch musikalisch hat „Universum25“ aber einiges zu bieten. Positiv fällt sofort der durchgehend hohe Härtegrad der Songs auf, Ausflüge in seichten Pop-Rock sind hier nicht zu befürchten. Der NDH-Einfluss durch Rupert Keplinger ist klar erkennbar und dominiert gemeinsam mit elektronischen Parts die meisten Kompositionen, wobei es hin und wieder auch deutlich punkiger aus den Boxen schallt. Elemente aus dem Mittelalter- oder Folk-Rock, die die Personalien Michael Robert Rhein und Pat Prziwara nahelegen würden, findet sich aber nicht. Dafür findet sich mit „Der Traum ist aus“ ein perfekt umgesetztes Cover eines absoluten Klassikers. Aus dem knapp zehnminütigen Original von Ton Steine Scherben, das Elemente von Rock, Prog und Psychedelic aufweist, machen UNIVERSUM25 einen druckvollen und dramatischen Über-Song, der den Geist des Originals in die heutige Zeit transportiert.

Das Songwriting abwechslungsreich und energetisch, die Lyrics mehr als nur auf den Punkt, die Produktion kraftvoll und klar: UNIVERSUM25 machen mit ihrem Debüt keine halben Sachen. Man hört den elf Stücken die Erfahrung der Protagonisten zu jeder Zeit an, merkt aber auch, wie viel Herzblut und Aufwand in das Album geflossen sind. Für ein bloßes kleines Nebenprojekt klingt „Universum25“ zu überzeugend, weshalb zu hoffen bleibt, dass die Musiker neben ihren Hauptbands auch in Zukunft Zeit für weitere UNIVERSUM25-Veröffentlichungen finden werden.

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Wertung: 9 / 10

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