Interview mit Martin Schulman von Centinex

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Während andere Bands unter Besetzungswechseln leiden, scheinen CENTINEX daraus sogar noch Kraft zu ziehen. Bandkopf Martin Schulmann erklärt, wieso er einmal mehr auf allen Positionen gewechselt hat, warum er nichts gegen Klischees hat und er „Death In Pieces“ eigentlich auch nicht so anders findet als die Vorgänger.

Hallo und vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast! Wie geht es dir?
Mir geht es gut. Die Sonne scheint und der Frühling ist da!

Seit dem letzten Album hat sich die Besetzung der Band wieder einmal auf allen Positionen (außer deiner) geändert – wie kam das?
Wir haben das Vorgängeralbum „Doomsday Rituals“ im Jahr 2016 veröffentlicht, und als die Promotion dafür abgeschlossen war, mit all den Festivals, die wir in dem Jahr gespielt haben, habe ich beschlossen, dass ich eine kleine Pause von CENTINEX brauche, um mich auf DEMONICAL, meine andere Band, zu konzentrieren. So vergingen die beiden Jahre 2017 und 2018, ohne dass im CENTINEX-Lager viel passiert wäre. Während dieser Zeit beschlossen wir außerdem in gegenseitigem Einvernehmen, dass die anderen Bandmitglieder abtreten und ich für die nächste Aufnahme eine neue Besetzung suchen sollte. Es gab kein Drama oder Ähnliches, wir haben das einfach aus verschiedenen Gründen gemeinsam beschlossen. Im Jahr 2019 habe ich mich dann also auf die Suche nach neuen Mitgliedern gemacht, und nach einigen Überlegungen und Tests wurde diese aktuelle Besetzung beschlossen.

Wie hast du die neuen Mitglieder gefunden und die neue Besetzung zusammengestellt?
An der Gitarre haben wir jetzt Jörgen Kristensen, einen Mann, den ich seit einigen Jahren kenne. Er war eigentlich meine einzige Wahl für die Gitarristenposition. Ich hatte ihn seit einigen Jahren im Kopf, weil ich wusste, er würde in die Band passen und meine Vision sowohl musikalisch als auch mental teilen.
Henka Andersson ist der neue Sänger. Ich kannte ihn vorher nicht persönlich, wusste aber, dass der Typ seit Anfang der ’90er Jahre in der Szene aktiv ist und mit verschiedenen Bands zusammenarbeitet, und daraus habe ich geschlossen, dass er das Verständnis und die Mentalität der alten Schule hat, die es hier braucht.
Florian Rehn [Schlagzeug, A. d. Red.] ist der jüngste Neuzugang im Line-up. Er stieß erst etwa zwei Wochen vor der Aufnahme des neuen Albums zur Band, wir haben nur einmal mit ihm geprobt. Im Herbst habe ich mit einem anderen Schlagzeuger zusammengearbeitet und es war geplant, dass er ein festes Mitglied der Band sein und die Aufnahmen machen würde … aber ein paar Wochen, bevor wir ins Studio gegangen sind, wurde mir klar, dass die Dinge auf persönlicher und musikalischer Ebene nicht funktionieren werden. Also musste ich ihm sagen, dass er gehen muss, und habe stattdessen Florian angerufen und gefragt, ob er daran interessiert wäre, mitzumachen. Zum Glück war er es.

Die Band CENTINEX in ihrer Besetzung von 2020.
© Jelena Sulce

Ist es anstrengend oder erfrischend, immer wieder mit einer ganz neuen Band von vorne anzufangen?
Es ist erfrischend, sonst würde ich es nicht tun. Natürlich kann es etwas schwierig sein, neue Leute kennenzulernen, mit ihnen zu proben und so weiter, aber solange man sich vor Augen hält, dass die Veränderungen die Band zum Besseren verändern, ist es das wert.

Hat das die Entstehung von „Death In Pieces“ beeinflusst?
Nein, das hat es nicht, da ich das ganze Album geschrieben und fertig hatte, bevor ich mich auf die Suche nach neuen Mitgliedern gemacht habe. 

Der Name ist sehr klischeehaft – ist das die Absicht?
Vielleicht ist er das, aber muss alles immer so tief, künstlerisch und „reif“ sein? Schließlich ist es ja nur verdammter Rock ’n‘ Roll, Mann!

Auch musikalisch ist das Album sehr typisch für das Genre – wo siehst du die Stärken von CENTINEX, mit denen du dem Genre trotzdem etwas Neues gibst?
Mir ist es egal, ob es typisch ist oder nicht, solange es gut ist. Ich habe nie behauptet, dass ich das Rad neu erfinden will. Ich mache das, was mir gefällt und mir Spaß macht … und wenn das auch anderen gefällt, ist das ein großer Bonus.

Der Sound ist wieder völlig anders als auf den letzten beiden Alben – viel klarer und direkter, finde ich. Bist du zufrieden und wolltest du etwas anderes machen als auf den beiden anderen Alben?
Meiner Meinung nach ist er nicht anders. Dies ist das dritte Album seit unserem Comeback 2014 und für mich ist der Stil der „neuen“ CENTINEX seither intakt geblieben. Tatsächlich wurde „Death In Pieces“ in den gleichen Studios und von den gleichen Leuten aufgenommen, gemischt und gemastert, mit denen wir auch bei „Redeeming Filth“ (2014) zusammengearbeitet haben, also ist es für mich nur eine Fortsetzung des Weges.

Das Artwork ist auch ganz anders als die letzten. Wie kam es dazu?
Anders? Das Artwork des neuen Albums stammt vom selben Künstler, der auch das letzte Cover gemacht hat – mit der gleichen Technik. Für mich ist es also nicht „ganz anders“. Nun ja, die Farben sind anders, aber das war’s auch schon.

Plant ihr Konzerte, wenn man irgendwann wieder Shows spielen kann?
Natürlich tun wir das, aber diese Corona-Scheiße hat all unsere Pläne zunichtegemacht. Die meisten der für 2020 geplanten Sommerfestivals werden auf 2021 verschoben.

Was hältst du von Streaming-Konzerten, wie sie derzeit von vielen Bands gespielt werden?
Ja, es scheint in diesen Zeiten sehr beliebt zu sein, Shows zu streamen; aber das passt nicht wirklich zu uns. Wir ziehen es vor, vor einem echten Publikum zu spielen.

Inwieweit betrifft dich die Corona-Krise persönlich, als Privatperson oder als Musiker?
Als Privatperson beeinflusst sie mich nicht viel, denn ich hänge auch sonst nicht in Bars herum oder verkehre viel mit Leuten. Deshalb ist es hier ziemlich cool gewesen, meine Frau und ich haben uns in unserem Ferienhaus in der Halbwildnis isoliert. Ich habe hier alles, mein Heimstudio und so weiter, also kann ich mich nicht beklagen. Vom Musikerstandpunkt aus gesehen sind natürlich all die abgesagten oder verschobenen Shows und Tourneen das Beschissenste an der ganzen Sache.

Vielen Dank das Interview. Zum Schluss noch ein kurzes Brainstorming:
Donald Trump: Ich halte Politik aus der Musik heraus.
Grave: Ich liebe ihr Debütalbum.
Covid-19: Das hat die Welt wirklich auf den Kopf gestellt.
Keine Festivals im Jahr 2020: Wirklich traurig, aber das macht 2021 noch stärker.
Dein Lieblingsalbum im Moment: Savage Grace mit „After The Fall From Grace“
CENTINEX in zehn Jahren: Immer noch super.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke euch allen für eure brutale Unterstützung. Stay deadly!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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