Interview mit Mikael Stanne von Dark Tranquillity

Während der Promo-Tour von DARK TRANQUILLITY in Deutschland hatte ich die Möglichkeit ein Telefonat mit Sänger Mikael Stanne zu führen. In diesem Interview geht es größtenteils um die neue Scheibe „Character“, aber auch um andere Dinge, wie zum Beispiel Festivals oder Dimebag Darrel. Vielen Dank an Century Medias Gerrit Mohr und Mikael Stanne!

Zum englischen Original…

Hallo Mikael, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview mit unserem deutschen Webzine Metal1.info nimmst.
Kein Problem, vielen Dank!

Gratulation zu eurem neuen Album „Character“, es hört sich sehr gut an.
Yeah, danke. Dem stimme ich zu, hehe.

Mit welchen Worten würdest du die neue Scheibe kurz beschreiben?
Alle Klischees… Schneller, besser… Nein, es ist komplex, fokussiert und es steckt mehr Wut drin, denke ich.

Ich finde es etwas härter und nicht ganz so melodisch, wie die letzte Platte „Damage Done“. Würdest du dem zustimmen?
Ich weiß nicht, ob es nicht so melodisch ist, aber ich glaube, es ist dynamischer und vielfältiger. Es ist nicht nur „straight forward“, kein „easy listening“. Wir wollten das Album für einen längeren Zeitraum interessant gestalten. Der Hörer soll nicht nach zwei Wochen gelangweilt sein. Unser Ziel war es, ein Album zu machen, mit dem man sich wirklich länger auseinandersetzt. Die „Damage Done“ ist eher „straight forward“ und einfacher.

Findest du, dass die „Damage Done” dieser Beschreibung nicht gerecht wird?
Oh, es ist ein tolles Album, aber man versucht mit jedem Album etwas Neues zu machen, etwas, was man noch nie zuvor gemacht hat. Wir geben uns große Mühe Details in die Songs einzubringen, die man beim ersten Hören eben noch nicht heraushört. Dinge, die einen das Album immer wieder interessant wirken lassen.

Wusstet ihr, dass ihr Material habt, die „Damage Done“ zu Toppen, bevor ihr ins Studio gegangen seid?
Mit dieser Einstellung gehen wir nicht wirklich an die Sache heran. Es geht immer darum, etwas Neues zu machen. Etwas, was wir in der Vergangenheit noch nicht gemacht haben. Auf uns lastet der ganze Druck, das möglichst beste Album einzuspielen, daher machen wir uns nicht noch selber den Druck wie etwa jedes vorige Album toppen zu müssen. Aber ich denke, die „Character“ ist das beste Album, das wir jemals fabriziert haben.

Gibt es für dich favorisierte Tracks auf der „Character“?
Oh, das wechselt die ganze Zeit, aber ich liebe den ersten und letzten Track. Das sind meine Favoriten im Moment. Aber es wechselt wie gesagt häufig. Immer wenn ich es höre denke ich “Fuck, ich liebe diesen Song”.

Nach der „Damage Done“ fragten sich die Leute, ob eure experimentelle Zeit von etwa den „Projector“- und „Haven“-Scheiben vorüber ist. Wie stehst du dazu?
Was immer wir brauchen, wonach immer uns ist. Im Moment fühlen wir uns wohl die ursprünglichen Gedanken zu verarbeiten, die wir hatten als wir die Band gründeten. Es ging um Aggression, Melodie und Experimentieren. Jetzt haben wir neue Mitglieder in der Band und neue Instrumente, mit denen wir spielen. Es ist im Moment einfach das, was am meisten Sinn macht und wobei wir uns am besten fühlen.

Vor einigen Wochen wurde bereits der „Character“-Appetizer „Lost To Apathy“ herausgebracht. Wieso habt ihr euch für einen Remix und eine Live-Version – einer sehr guten – entschieden, anstatt ein, zwei unveröffentlichte Stücke draufzupacken?
Oh, wir haben dafür keine Extra-Songs geschrieben. Wir wollten mit der Single etwas machen, was wir noch nie hatten, wir wollten experimentieren. So auch der „Endless Feed“-Remix. Sowas hatten wir noch nie, und es machte sehr viel Spaß.

Gibt es einen besonderen Gedanken hinter „Undo Control“? Ich meine, die Leute könnten doch denken, auf dem Album sei dann ein ähnlicher Song in dem Stil.
Nein, der Grund ist einfach der, dass „Undo Control“ nicht das „Exposures…“-Paket gepasst hat. So haben wir damit eine Art Extra-Song auf der Single.

Hat Niklas das Cover-Artwork für die „Character“ designt?
Ja, selbstverständlich, hehe.

Es ist ein starkes Cover und sehr viel anders als das der “Damage Done”. Es ist modern, was man aber von der Musik dahinter nicht unbedingt sagen kann, wie man vom Cover fast vermuten könnte.
Oh, keine Ahnung. Niklas hat immer tolle Interpretationen der Songs und der Texte. Es ist schon modern, aber ebenso seltsam und sonderbar. Es stärkt die ganze Erfahrung, würde ich sagen.

Bitte verrate uns, was du für Reaktionen erwartest.
Das weiß ich nicht. Bis hierhin waren die Reaktionen umwerfend. Die Leute scheinen das Album zu mögen und wir haben mit die besten Rezensionen aller Alben bekommen. Aber es ist schwer zu sagen, es ist ein etwas schwierigeres Album und so können wir nur abwarten.

Lass uns über die nächsten Monate reden. Im Februar startet ihr eine Tour mit den deutschen Thrashern Kreator. Ich finde, deren neues Album ist unglaublich und ein herausragendes Stück Thrash Metal.
Das finde ich auch. Es ist schon jetzt eines meiner Favoriten. Kreator sind einer der Gründe, warum wir eine Band starteten und einer meiner absoluten All-Time Favoriten. Ich könnte nicht glücklicher über diese ganze Sache sein und ich höre deren neues Album die ganze Zeit.

Des Weiteren sind auch Ektomorf und Hatesphere mit auf Tour. Was würdest du über diese Bands sagen?
Oh, ehrlich gesagt habe ich Ektomorf noch gar nicht gehört und weiß daher nicht, was sie spielen. Aber ich mag Hatesphere. Eine coole Band, die sehr intensiv ist. Das wird cool werden.

Stehen einige Festivals auf eurem Plan im Sommer? Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, Dark Tranquillity wieder in Wacken zu sehen?
Das denke ich, ja! Wir werden Tonnen von Festivals spielen, aber ich habe noch keine konkreten Daten. Aber so wird es kommen, wir werden enorm viele Festivals spielen.

Hat es dir beim Rock Hard Festival im letzten Mai gefallen?
Ja, das hat es. Es war großartig!

Bei eben diesem Festival habe ich euch das erste Mal live gesehen. Dein Bühnenverhalten fand ich sehr beeindruckend. Es sieht irgendwie aus wie der Prophet und seine Jünger. Hast du ein spezielles Konzept für das Auftreten auf der Bühne oder ist es einfach so, wie du bist?
Oh, danke sehr! Es ist mir sehr ähnlich, es ist einfach die Art und Weise in das Konzert reinzukommen.

Kannst du dir vorstellen, noch mal mit In Flames zu touren?
Ja, natürlich. Das sind einige meiner besten Freunde. Allerdings tourten wir schon oft zusammen und ich weiß nicht, ob das noch viel Sinn machen würde. Aber es ist immer ein großer Spaß.

In welchen Ländern seid ihr am erfolgreichsten? Ist Deutschland für euch ein guter Absatzmarkt?
Deutschland ist super! Aber ich achte nicht wirklich auf Plattenverkäufe und es ist mir eigentlich egal. Ich weiß allerdings, dass es in Italien gut läuft, in Japan gut läuft und in Amerika wird es immer besser. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht so genau, das ist das Problem der Plattenfirma. (lacht)

Fühlt ihr euch wohl bei Century Media?
Auf jeden Fall. Deswegen haben wir dort wieder unterschrieben. Diese Leute sind unglaublich. Sie sind sehr engagiert. Wir haben viele gute Angebote anderer Label bekommen, aber es wäre sinnlos zu wechseln. Hier fühlen wir uns am wohlsten.

Was hälst du vom schnell wachsenden Metalcore-Bereich? Es gibt Tonnen von Bands, die auch vom schwedischen Melo-Death-Sound beeinflusst sind. Gefällt dir die Musik von Killswitch Engage, Heaven Shall Burn etc.?
Ja, das gefällt mir. Killswitch Engage sind fantastisch. Viele Bands sind sehr, sehr gut und es tut gut zu sehen, wie die Leute aus dieser Ecke auch in unsere Musik einsteigen.

Bitte verrate uns, wie du vom tragischen Tod Dimebag Darrels erfahren hast.
Ich war absolut geschockt. Als ich aufwachte, checkte ich meine E-Mails und sah, dass irgendetwas Furchtbares passierte. Mein erster Gedanke war „Fuck, The Haunted sind da!“. Meine Freunde von The Haunted waren mit Damageplan auf Tour als das passierte. Ich war absolut schockiert von dieser Tragödie. So etwas sollte nie jemandem passieren, es ist wirklich beschämend. Die Leute werden wieder anfangen, den Metal dafür zur Verantwortung zu ziehen, dabei hat das nichts mit Metal zu tun. Da war nur ein geisteskranker Mann.

Denkst du, als Musiker müsste man ähnliches in der Zukunft fürchten, wenn man die Bühne betritt?
Nein, absolut nicht. Es ergäbe keinen Sinn sich deswegen zu sorgen. Ich meine, niemand überlegt sich, ob er wieder Auto fährt, nur weil es Unfälle gibt.

Hattest du Kontakt zu Dimebag?
Nein, nie. Ich habe ihn nie getroffen oder so. Aber ich habe Pantera-Musik stets gemocht.

Was würdest du über ihn als Gitarristen sagen?
Ich bin ein großer Fan, war ein großer Fan und es war für mich immer beeindruckend.

Okay Mikael, ich bin mit meinen Fragen durch und möchte mich nochmals bei dir bedanken! Alles Gute!
Vielen Dank, Man!

Geschrieben am von Metal1.info

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