Interview mit Jason Bittner von Overkill, Shadows Fall & Prong

Als Schlagzeuger von SHADOWS FALL hat sich Jason Bittner seit 2002 einen Namen gemacht, seit 2017 trommelt er zudem bei der Thrash-Legende OVERKILL. Als Bittner im Januar als Aushilfs-Drummer mit PRONG nach München kam, ließen uns von dem sympathischen New-Yorker bezüglich all seiner Bands und Projekte auf den neuesten Stand bringen: Lest hier, wie das neue OVERKILL-Album „Scorched“ klingen wird, wie weit die Arbeiten am Comeback-Album von SHADOWS FALL gediehen sind und warum Bittner mit dem Begriff „Metalcore“ nichts anfangen kann.

Wir haben eben schon mit Tommy darüber gesprochen, wie du zu PRONG gekommen bist – aber erzähl uns doch nochmal aus deiner Sicht, wie das abgelaufen ist!
Ich kenne Tommy jetzt seit zwei Dekaden. Und er weiß, was für ein riesen PRONG-Fan ich seit Teenager-Tagen bin! Ich war auf der „Cleansing“-Tour 1994, ich war auf der „Prove You Wrong“-Tour. Als wir [OVERKILL, A. d. Red.] die letzte US-Tour mit ihnen zusammen gespielt haben, habe ich mir die Jungs jeden Abend angeschaut! Insofern wusste ich irgendwie, dass ich irgendwann mal mit Tommy jammen würde – zu welchem Anlass dann auch immer. Er hat seinen Drummer Griffin, der damals gerade eingestiegen war. Aber der hat auch andere Eisen im Feuer. Ein paar Monate nach der Tour habe ich mit Phil Demmel gesprochen, der auf der Tour für Dave [Linsk – A. d. Red.] eingesprungen war. Wir haben außerdem noch eine andere Sache in Planung … und zwischen all unseren E-Mails und Text-Nachrichten über unser Projekt schrieb er mir: „Ich habe Tommy auf einem Festival getroffen, er wird dich vielleicht bald mal anrufen, ob du ein paar West-Coast-Shows spielen willst.“ Das hat er gesagt: „West-Coast-Shows“. Ich dachte mir: OK, wenn ich frei bin, klar. Er wusste ja schon, dass ich dabei wäre, wenn mein Terminplan es zulässt.

„Das ist Europa – das sind keine
‚West-Coast-Shows‘!“

Ein paar Wochen später habe ich die Ankündigung der Life-Of-Agony-Tour gesehen und dachte mir: „Oh, Shit, ich frage mich, ob das die Tour ist, für die er mich anfragen will. Das ist Europa – das sind keine „West-Coast-Shows“! Aber vielleicht könnte ich trotzdem mit.“ Etwa eine Woche später habe ich eine Text-Message bekommen, ob ich interessiert und verfügbar wäre, diese Tour zu spielen. Und meine Antwort war: „Ja, ich bin interessiert, und ja, ich habe Zeit!“

Dann ging es nur noch um ein paar Details. Das Set ist mit ein paar Ausnahmen das, das sie auch auf der Tour mit OVERKILL gespielt haben – die alten Songs kenne ich also schon vom Hören, die neuen, weil ich sie so oft live gesehen habe. Also ging es nur noch darum, dass ich mich hinsetze und sie wirklich mal spiele. Das ist nochmal was anderes, als sie nur zu „Airdrummen“. Als das also geklärt war, habe ich D.D. [Verni, OVERKILL – A. d. Red.] angerufen: „Wir haben im Januar nichts im Kalender, oder?“ – „Nein, nichts bis zum Albumrelease, warum?“ – „Ich fahre mit PRONG nach Europa!“ Aber er ist auch selbst gerade im Urlaub, also hat es wirklich perfekt gepasst.

„Also quasi direkt von einer OVERKILL-Show
zur Probe mit Tommy“

Wir hatten allerdings genau eine Probe, das war’s. Ich kam vom Ruhrpott Metal Meeting zurück, wo wir in der ersten Dezemberwoche noch mit OVERKILL gespielt hatten, bin Samstags in New Jersey gelandet und noch in dieser Nacht nach Long Island gefahren, habe dort am Sonntag mit Tommy gejammt und bin dann heimgefahren. Also quasi direkt von einer OVERKILL-Show zur Probe mit Tommy und ein paar Wochen später ging es dann ins Flugzeug nach Europa. Mit Jason haben wir dann noch einen Tag lang in einem Übungsraum geprobt, bevor es auf die Bühne ging.

Wo liegen die größten Unterschiede, jetzt mit PRONG unterwegs zu sein, statt wie sonst mit deinen Jungs von OVERKILL?
Da gibt es viele Unterschiede! OVERKILL sind meine zweite Familie, wir haben auf Tour unsere eigene Dynamik. Das ist natürlich etwas ganz anderes. Es ist aber cool, dass es trotzdem Überschneidungen gibt, wie etwa unseren Tourmanager hier, Dieter, der auch der Soundmann von OVERKILL ist. Insofern fühlt sich das hier zwar anders an, aber es ist trotzdem sehr einfach. Für mich bedeutet es in erster Linie, dass ich vom New Yorker, der mit vier Jungs aus New Jersey herumhängt, zum New Yorker werde, der mit einem Jersey-Typ und einem anderen New Yorker rumhängt. (lacht) Und wie schon gesagt, darf man ja auch nicht vergessen, dass wir schon gemeinsam auf Tour waren. Nicht als Band, aber wir haben für drei Wochen jeden verdammten Tag zusammen rumgehangen. Ich habe mit Jason [Christopher] auch schon unzählige Shows in LA auf den NAMM-Partys gespielt. Und weil ich die Jungs so lange kenne, fühlt es sich auch nicht an, als wäre es unsere erste Tour … oder als würde ich mit zwei Fremden spielen, von denen ich hoffe, dass sie mich mögen. (lacht) Wir gehen einfach auf die Bühne und haben Spaß!

„Da sind nur zwei Typen,
mit denen ich interagieren kann“

Wie läuft das dann auf der Bühne – macht es für dich einen großen Unterschied, ob vor dir die Jungs von PRONG stehen oder die von OVERKILL?
Die Dynamik ist definitiv eine komplett andere – schon allein, weil PRONG ein Trio sind. Das ist für mich, als würde ich bei Rush spielen, einer meiner Lieblingsbands! Da sind nur zwei Typen, mit denen ich interagieren kann – ich muss nur auf zwei Leute achten. Bei OVERKILL passiert viel mehr … wir haben einen Fronter, einen Bassisten, zwei Gitarristen, alle rennen die ganze Zeit auf der Bühne herum. Da muss man sich auf viel mehr konzentrieren. Bei OVERKILL habe nicht jeden auf meinem Monitor, sondern ich spiele eigentlich nur mit Dave [Linsk, Gitarre – A. d. Red.] zusammen. Bei ein paar Songs habe ich auch Derek [Tailer, Gitarre – A. d. Red.] drauf, wenn er Leadgitarre spielt. D.D. [Verni, Bass – A. d. Red.] ist so laut, dass man den sowieso immer hört … und Blitz hab ich halt drauf, damit ich die Ansagen höre. Bei PRONG höre ich auf beide und habe beide auf meinen Inear-Kopfhörern.

PRONG live in München 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

Bei PRONG gibt es aber auch weniger Drumming: Bei OVERKILL ist natürlich viel mehr Double-Bass, das Drumkit ist größer, ich habe zwei Kickdrums … da passiert einfach mehr am Schlagzeug. Aber mir macht das PRONG-Material genauso viel Spaß. 90 Minuten OVERKILL, 18 Shows in 19 Tagen, das haut mich um … ich bin ja auch schon 53 Jahre! Es gibt einfach keine Regenerationszeit … der Name ist Programm: Wir sind OVERKILL! Wir ziehen durch! Als wir von der letzten Tour heimgekommen sind, waren wir komplett zerstört. PRONG ist körperlich etwas weniger anstrengend. Es ist immer noch anstrengend, aber wir haben jetzt mehr freie Tage dazwischen und wir spielen nur 55 Minuten … das ist etwas entspannter. Aber ich prügel da draußen immer noch die Scheiße aus dem Kit, egal, in welcher Band ich spiele!

Wie gehst du die PRONG-Songs eigentlich an – versuchst du, sie möglichst so zu spielen, wie die jeweiligen Schlagzeuger sie eingespielt hatten oder machst du da „dein Ding“?
Egal, in welcher Band ich bisher ausgeholfen habe: Ich halte mich immer an die Aufnahmen. Insofern versuche ich auch hier, die Parts möglichst so zu spielen wie Ted [Parsons, A. d. Red.] oder Art [Cruz, A. d. Red.] oder wer auch immer gespielt hat. Hier und da bringe ich meinen eigenen Stil ein, aber ich will da auch niemandem auf die Füße treten. Bei den letzten Shows habe ich das auch noch heruntergefahren. Bei den ersten Shows habe ich etwas mehr reingepackt als nötig gewesen wäre. Aber dann hat auch Tommy gemeint, ob ich mich nicht ein wenig zurücknehmen könnte – „Ja, ich hab es verstanden, wird gemacht!“ (lacht) Dann hebe ich mir das eben für April auf, wenn ich mit OVERKILL wiederkomme!

„Arts Drumming ist die größere Herausforderung“

Macht es für dich einen Unterschied, ob das Drumming zu einem Song von Ted Parsons oder Art Cruz geschrieben wurde?
Teds Drumming war für die damalige Zeit großartig, Arts Drumming ist die größere Herausforderung. Aber du darfst nicht vergessen: Ich war einer von Arts Einflüssen. (lacht) Ich will mir da jetzt nicht selbst auf die Schulter klopfen, frag ihn selbst! Als ich ihn 2005 auf der NAMM das erste Mal getroffen habe, hat er mir gesagt, seine zwei Lieblingsdrummer wären Chris Adler und ich. Und schau dir an, wo er jetzt ist. (lacht) Eigentlich sollte ich ihn mal anrufen und ihn fragen, warum ich jetzt seine Parts lernen muss … das sollte doch andersherum laufen! (lacht)

Alles in allem klingt das, als hättest du eine Menge Spaß mit PRONG, und Tommy hat mir vorher schon vorgeschwärmt, wie zufrieden er mit dir ist … wird es wirklich bei dieser einen Tour bleiben?
Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Wir haben tatsächlich schon über eine potenzielle künftige Zusammenarbeit gesprochen, falls Griffin wieder mal nicht kann. Aber das wird von meinem Terminplan mit OVERKILL abhängen. Ich werde nicht hier sitzen und sagen, dass ich das nicht wiederholen würde – im Gegenteil. Aber im April kommt unser neues Album! Wenn das alles vor einem Jahr passiert wäre, als OVERKILL auf Eis lagen, wäre es eine klare Sache gewesen, dann wäre ich mit den Jungs hier das ganze Jahr auf Tour gegangen! Aber jetzt gibt es massig Arbeit mit OVERKILL und jetzt sind auch SHADOWS FALL zurück … das ist ja nochmal ein ganz anderes Kaliber. Das ist immer noch meine Hauptband! Wenn die OVERKILL-Tour durch ist, wird das Vorrang vor allem anderen haben. Wir haben da nicht mehr ewig Zeit: Vor ein paar Jahren haben wir die Reunion gemacht und angefangen, Songs zu schreiben … nichts davon war geplant. Wir wollten nur eine einzige Show spielen!

Jason Bittner live mit PRONG in München 2023
Jason Bittner live mit PRONG 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

„Wenn Anthrax Pause machen,
funktioniert SHADOWS FALL“

Aber es lief so gut, wir haben Festival-Angebote bekommen, weitere Shows gespielt … und weil Jon [Donais, auch Gitarrist bei Anthrax – A. d. Red.] bei Anthrax ja nicht beim Songwriting involviert ist, hatte er Ideen übrig … also hatten wir eine Menge Material herumliegen und haben angefangen, das zusammenzufügen. Und jetzt, nachdem Charlie [Benante, Drummer von Anthrax – A. d. Red.] gerade diese ganze Pantera-Geschichte macht, liegt Anthrax für einige Zeit auf Eis. Und wenn Anthrax Pause machen, funktioniert SHADOWS FALL – solange ich es um OVERKILL herum arrangiert bekomme. Wir haben Pläne für dieses Jahr, wollen ein paar Festivals in Europa spielen, ein paar Sachen in den Staaten, im Herbst spielen wir auf der Lamb-Of-God-Kreuzfahrt [Headbangers Boat, A. d. Re.d] … das wird eine großartige Sache! Und dann habe ich ja noch das Projekt mit Phil Demmel, von dem ich vorher gesprochen habe. Wir haben eine komplette Band zusammen: wir beide, Mike Orlando [ehem. Adrenaline Mob – A. d. Red.], ein Bassist und ein Sänger, beide wirklich bekannt … das ist auch in Arbeit.

Wo hake ich jetzt zu erst nach? (lacht)
Nein, das Geheimnis werde ich jetzt nicht lüften … (lacht) aber mein Bassist war auch gerade sehr beschäftigt, weil er auf Tour war.

Mit welcher Band?
Äh … Smacksodus. (lacht)

Albumcover Overkill - ScorchedOK, Spaß beiseite – lass es uns nochmal der Reihe nach durchgehen. Fangen wir mit OVERKILL an: Euer neues Album „Scorched“ erscheint in Kürze. Was bekommen wir da zu hören?
Das wird verdammt heftig! (lacht) Ich hab es mir tatsächlich erst heute angehört, um mich mit dem Material wieder vertraut zu machen. Obwohl wir es natürlich alle eh im Ohr haben … wir haben das Album in den letzten Monaten so viele Millionen Male gehört … jeden Tag kam D.D. an und meinte „Hör dir mal diese Version an“ – „Ich höre da keinen Unterschied zu gestern!“ – „Ja, aber hier sind die Gitarren einen Tick lauter!“ … „OK, für mich klingt es immer noch gut. Lass es uns einfach fertig machen.“ Ich für meinen Teil glaube, dass es besser geworden ist als „The Wings Of War“. Nichts gegen dieses Album, aber ich halte das neue für besser – insbesondere, weil wir es nicht zusammen in einem Raum geschrieben haben. Wegen der Pandemie mussten wir es auf Distanz machen. Ich habe die Drums im Studio von einem Freund aufgenommen, da waren nur wir beide, mit Masken. Völlig bescheuert. Aber damit mussten wir eben diesmal umgehen lernen.

„Auf dem Album ist jede Menge cooles Zeug,
es ist wirklich hart“

Auf dem Album ist jede Menge cooles Zeug, es ist wirklich hart – ein paar Sachen werden die Leute auch überraschen. Ich glaube, wir haben zum ersten Mal einen echter Blast-Beat auf einem OVERKILL-Album … ich wollte das nicht unbedingt, aber an der Stelle hat es einfach gepasst! Ein anderer Song ist ziemlich tief gestimmt und heavy, mit coolen Percussions – der ist wirklich cool. die erste Single, „The Surgeon“, ist einer meiner Lieblingssongs. Auf dem Ruhrpott Metal Meeting haben wir zum ersten Mal „Wicket Place“ gespielt. Der ist gut, aber ich finde, „Head Of A Pin“ vom letzten Album ist besser und der bleibt sowieso im Set. Insofern sind es dann eben zwei recht ähnliche Stücke … aber wir wollten dort unbedingt einen neuen Song spielen. Und am nächsten Tag stand auf Blabbermouth, dass Jason Bittner angekündigt hat, dass das neue OVERKILL-Album „Scorched“ heißen wird. Aber ich habe das nicht verraten – Blitz hat es an dem Abend auf der Bühne rausposaunt – darum habe ich am nächsten Tag einen Post abgesetzt! Aber ich habe das nicht bekanntgegeben … das war unser Frontmann. (lacht)

Jason Bittner im Interview mit Metal1.info 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

Und was ist der Status quo bei SHADOWS FALL? Habt ihr schon ein Album fertig … und schon aufgenommen?
Wir haben etwa vier Songs. Ob es ein Album wird, wissen wir noch nicht. Der Plan war, dass wir das Material für eine EP schreiben … vier oder fünf Songs. Wenn wir dann weitermachen wollen, machen wir ein Album draus. Oder wir bringen die fünf Songs raus und veröffentlichen zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht einfach eine weitere EP. Wir wissen es noch nicht. Das größte Problem ist sind die Terminkalender von Jon und mir. Wir sind in so einen blöden Rhythmus gekommen, dass wir für vier oder fünf Wochen immer ein-, zweimal pro Woche proben konnten, und dann ist wieder irgendwer von uns auf Tour gegangen und es war wieder zwei Monate Ruhe. Im November, Dezember wurden wir richtig gut – und dann kam uns beiden wieder etwas dazwischen. Er ist jetzt wieder auf Tour, und ich ja auch. Wir werden da wieder hinkommen, vielleicht in der zweiten Februarwoche, wenn er von Anthrax wiederkommt, bis ich im April wieder mit OVERKILL losziehe.

„Ich mag, was da passiert
– aber wir sind erst in der Findungsphase“

Und was darf man sich musikalisch erwarten? Euer letztes Album ist über zehn Jahre her, ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch musikalisch weiterentwickelt habt?
Also zunächst einmal haben wir bisher ja nur vier rein instrumentale Demo-Tracks – wir haben noch nichts von dem gehört, was Brian [Fair, Sänger – A. d. Red.] gemacht hat. Er hat bisher Ideen für zwei von den beiden gesammelt – und wenn der Gesang ins Spiel kommt, kann sich nochmal alles ändern. Aber was den aktuellen Stand angeht, würde ich sagen, dass es härter klingt als alles, was wir bisher gemacht haben, aber schon im Stil von „Retribution“ und „Fire From The Sky“: Es ist technisch, es ist hart, es hat melodische Parts, aber auch Blastbeats, Double-Bass und brüllende Gitarren, wie wir sie immer hatten. Ich mag, was da gerade passiert – aber wie gesagt, wir sind wirklich erst in der Findungsphase.

Habt ihr auch schon SHADOWS-FALL-Shows in Europa fix?
Noch nicht, aber wir arbeiten dran! Der Booker und Tourmanager von OVERKILL will uns auch bei ein paar Festivals unterbringen. Auch hier: OVERKILL sind im Sommer nicht so mit Festivals ausgelastet, aber Anthrax sind es. Also müssen wir schauen, dass wir da am gleichen Tag unterkommen … dann muss der Knabe wohl zwei Shows hintereinander spielen. (lacht)

Jason Bittner im Interview mit Metal1.info 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

Und was dürfen wir musikalisch von dem neuen Projekt mit Phil Demmel erwarten? In welche Richtung wird das gehen?
Metal. Weißt du, das ist ganz lustig … die Musik, die wir zuerst geschrieben haben, war definitiv eher technisch. Beim ersten Song haben wir uns sogar gefragt, wo da überhaupt noch Gesang hin soll, weil bei den Gitarren und beim Schlagzeug so viel los war. Wir haben das dann scherzhaft als „Racer X auf Steroiden“ umschrieben. Es klingt eigentlich wie eine Kreuzung aus Racer X und Pantera. Aber wo wir eigentlich hin wollen, ist eher ein Vibe zwischen Pantera und Van Halen. Schon Metal, aber nicht die ganze Zeit Thrash. Eher etwas rockig … als dann der Sänger dazugekommen ist, hat das unsere Sichtweise nochmal grundlegend geändert. Als wir angefangen haben, mit ihm an den Songs zu arbeiten, hat das auch unsere Herangehensweise ans Songwriting beeinflusst.

„Er hat nur gelacht …
aber ich meinte das ernst!“

Last but not least hattest du ja noch deine Band BURNING HUMAN – was ist mit denen? Sind BURNING HUMAN tot oder lebendig?
Was ist mit BURNING HUMAN … es ist saukomisch dass du BURNING HUMAN erwähnst! Mein bester Freund auf der Welt lebt in Troy, wo BURNING HUMAN her kommen. Er ist oft mit meinem Freund Jay, Jason Van DerVoort, unterwegs, dem Bassisten der Band. Die beiden ziehen ständig zusammen durch die Bars, auch mit Mike Stack, dem Gitarristen. Und ich denke mir die ganze Zeit: Wie kann es angehen, dass du dauernd mit meiner alten Band rumhängst und ich die Typen nicht mehr zu Gesicht bekomme … aber das hat eben damit zu tun, wo man lebt. Ironischer Weise kam Jay an Weihnachten vorbei, weil er mir ein paar Becken für seinen Sohn abgekauft hat, und tatsächlich habe ich ihn gefragt: „Was treibst du eigentlich so?“ Er hatte zuletzt eine lokal aktive Band, aber das ist gerade in die Brüche gegangen. Er antwortete: „Nicht viel“. Dann meinte ich: „Was macht Mike eigentlich?“ – „Der hat seit acht Monaten oder so keine Gitarre angefasst“ – „Also werden wir wohl kein neues BURNING-HUMAN-Album schreiben?“ Er hat nur gelacht … aber ich meinte das ernst! Also habe ich zu Mike das Gleiche gesagt: „Nimm deine Gitarre in die Hand, damit wir jammen können!“ Sie haben mich gefragt: Bist du dir da sicher? Und ich meinte: „Zu 65%.“ Das Problem ist, dass unser Sänger in New Mexico lebt. Wenn wir BURNING HUMAN reaktivieren wollen, müssen wir vermutlich einen neuen Sänger engagieren, oder Jay übernimmt das. Schlussendlich würde ich sagen, ist wahrscheinlicher, dass die Band tot ist, als dass sie wiederbelebt wird. Aber man weiß es nie … vielleicht kommt eine Wiederauferstehung durch Feuer. Bada-Boom! (lacht) Ich habe die Tür noch nicht geschlossen.

Jason Bittner live mit PRONG 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info
Jason Bittner live mit PRONG 2023; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

Vielen Dank für diese Einblicke – zum Abschluss hätte ich noch ein Brainstorming für dich:
Das Danzig-Album „Danzig sings Elvis“:
Kein Kommentar. Ich habe es gehasst! Tourmanager aus dem Off: Zitier das nicht!
Nein, nein nein. Das ist mein Interview! Zitier mich! Ich fand das nicht gut. Ich stehe auch nicht auf The Misfits, das ist einfach nicht mein Ding.
Metalcore: Ich finde, dieser Begriff sollte sterben. Ich mag es auch nicht, dass SHADOWS FALL mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden. Ich verstehe es, weil das war eben, was wir in den frühen 2000er-Jahren gemacht haben. Aber obwohl drei von uns – Brian, Paul und ich – aus Hardcore-Bands kamen, waren wir eine Metal-Band! Wir sind eine Metal-Band! Letzten Sommer haben wir auf dem Furnace Fest gespielt, einem riesigen Hardcore-Festival in den USA. Da sind wir aufgefallen wie bunte Hunde. Wirklich! Entweder du bist eine Metal-Band oder eine Hardcore-Band. Aber lasst doch mal den Begriff Metalcore verschwinden.
Lorna Shore: Nie gehört, mir egal. Da wird sich jetzt sicher jeder denken: „Oh, der ist aber ein alter Sack“ Ja, das bin ich! Ich bin 53 Jahre alt – es gibt nicht mehr viel, was mich an neuen Bands noch vom Hocker haut. Bei den meisten denke ich mir: OK, das klingt nach diesem oder jenem. Das hat vor 20 Jahren vermutlich auch jemand über SHADOWS FALL gesagt, das kann man sicher falsch verstehen. Aber … ich hab einfach nicht mehr die Zeit, mich damit auseinanderzusetzen. Aber manchmal mache ich das doch und muss feststellen: Nein, das ist nichts für mich. (lacht)
Welches Album hast du 2022 viel gehört? „Exit Stage Left“ von Rush – das ist ein Klassiker, der geht immer. Aber ich habe tatsächlich auch viel „Killers“ von Iron Maiden gehört.

Vielen Dank für deine Zeit! Bis bald!
Ja, vielleicht sieht man sich ja im April mit OVERKILL!

Jason und Moritz (Metal1.info) nach dem Interview in München

Publiziert am von

Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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