Interview mit Hilton Theissen von Zoodrake

Nach dem überzeugenden, 2018 erschienenen Erstwerk „Isola“ ging Hilton Theissens Electro-Pop-Formation Seadrake schnell wieder getrennte Wege. Ende März hat Theissen nun mit seinem neuen Synth-Pop-Projekt ZOODRAKE in Eigenregie das Debüt „Purified“ veröffentlicht. Im Interview verrät er unter anderem, was ihn mit Trent Reznor verbindet und mit welchen Musikern er als Studioinhaber bereits zusammenarbeiten konnte.

Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Alles bestens, Studio und Album laufen sehr gut. Glücklicherweise habe ich ein schönes Zuhause und kann obendrein meinen Kindheitswunsch ausleben, als maskierter Räuber verkleidet in Läden die Leute zu erschrecken.

Das ZOODRAKE-Debüt „Purified“ ist frisch auf dem Markt. Wie sind die ersten Reaktionen der Fans ausgefallen?
Die sind durchweg positiv ausgefallen und ich habe mich über diverse Zuschriften gefreut, in denen mir das ausführlicher geschildert wurde. Das fühlt sich nach so einem Kraftakt gut an.

Und wie zufrieden bist du rückblickend mit den zehn Songs? Welchen Track würdest du als deinen Favoriten bezeichnen und warum?
Ich habe noch nicht den Abstand, selbst wieder kritisch zu analysieren, aber ich bin immer noch sehr zufrieden, zumal dieses Album in kurzer Zeit entstanden ist und somit quasi eine Momentaufnahme darstellt. Mein Lieblingstrack ist „Solitude (You Will)“, da er adäquaten Tiefgang besitzt, in den Abgrund schaut, aber auch einen hoffnungsvollen Blick nach vorn wirft.

Das Cover zeigt ein Foto von dir barfuß am Meer. Wo ist es entstanden? Wer hatte die Idee dazu?
Das war eine spontane Idee von mir am Atlantik. Ich trage rote Chucks, entgegen der silbernen, die ich sonst auf der Bühne trage, und es zeigt mich, wie ich das Meer hinter mir lasse und meinen Weg nach vorn gehe. Ich mochte die Perspektive, die eine Indikation von Schwingen aus den Holzpfeilern macht.

Bei den Aufnahmen stand dir dein Kollege Silvveil zur Seite. Ist er ein festes Bandmitglied? Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Silvveil ist festes Bandmitglied und zudem jemand, der nicht gern in der Öffentlichkeit steht, was ich respektiere und obendrein meine perfekte Ergänzung. Eine Person, die szenefremd, aber mir altbekannt ist und mir die Zusammenarbeit sehr leicht macht.

Neben Synth Pop und EDM werden im Promotext auch Alternative Rock und Retrowave als Einflüsse genannt. Welches dieser Genres würdest du als wichtigstes für ZOODRAKE benennen?
Es ist so, dass ich beim Produzieren der Stücke auch immer an Interpretierbarkeit denke. Ob Gitarre oder Synth orientiert sich an Stimmung und Funktion im Song. So funktioniert diese Mischung größtenteils wegen der Rekombination der Stilistiken, die insgesamt ausgewogen und deshalb nicht einzeln mit Prioritäten zu belegen sind. Aber ich könnte es auf „Alternative Pop“ runterschmelzen!

Songs wie „Death Bloom“ oder „Solitude (You Will)“ haben meiner Meinung nach im Vergleich zu anderen Titeln recht düstere Elemente. Würdest du dem zustimmen?
Absolut. Das ist ein wichtiger Teil von mir, den ich nie verleugne und mehr noch zelebriere. Ich mag finstere, kranke und pathetische Themen.


Das abschließende Stück „I Am The Drake“ erinnert mich stark an Industrial Metal und auch in Sachen Gesang geht ihr einen aggressiveren Weg. Wie kam es dazu?
Die Grundidee hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, brauchte aber einen frischen Anlass und Text. So bot sich an, eine Nummer über das schlummernde Temperament in mir zu machen, und was passiert, wenn man es unnötig weckt oder forciert. Die Platzierung als Quasi-Outro war sehr bewusst und ich konnte mir freien Lauf lassen.

Als direkter Vorgänger von ZOODRAKE hat sich dein Projekt Seadrake mittlerweile aufgelöst. Wie kam es zu der Trennung? Trauerst du dem Ganzen noch hinterher?
Ich hab das nicht weiter verfolgt, aber als Namens- und Ideengeber habe ich aufgrund negativster Erfahrungen geschäftlicher und menschlicher Natur da schnellstmöglich die Reißleine gezogen.

Du bist unter anderem auch Inhaber des Studios Elektrofish und warst schon für Paul Raven (Ministry, Killing Joke) tätig. Gibt es weitere bekannte Musiker, für die du bereits arbeiten konntest?
Ja, das stimmt. Das war Mob Research, bei dem auch andere namhafte Musiker dabei waren. Das Label Elektrofish gibt es noch, das Studio hat mittlerweile zu „Wide Noise Studio“ umfirmiert und es gibt immer mal wieder Namen, allerdings nicht immer im Rockbereich. Da kommt man von Joachim Witt über Azad bishin zu Ian Paice (Drummer von Deep Purple – Anm. d. Red.) an so manchem vorbei.

Wenn es um deine eigenen Releases geht: Mit wem würdest du gerne mal etwas aufnehmen? Gibt es Idole?
In den 90ern war ich großer Nine-Inch-Nails-Fan und mochte auch die Tatsache, dass Trent Reznor alles selbst in die Hand nimmt, um das Gesamtkonzept umzusetzen, was damals als unratsam galt. Das hat mich inspiriert.

Du wurdest in Südafrika geboren. Was hat dich nach Deutschland gebracht? Hast du noch Verbindungen in dein Heimatland?
Meine Eltern sind, als ich noch sehr klein war, nach Deutschland zurückgezogen. Wir haben immer noch Freunde dort und ich auch Kunden. Ich freue mich auf einen Trip runter, wenn der Wahnsinn hier ein Ende hat.

Wie sind die weiteren Pläne für ZOODRAKE? Geht ihr auf Tour oder arbeitet schon an neuem Material?
Tour und Festivals waren und sind in Planung und werden den Verordnungen flexibel angepasst. Ein grobes Konzept für die nächste Runde steht bereits, aber da lassen wir uns noch einen Moment Zeit.

Wir beenden das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Miami Vice: Ferrari Spider
WGT Leipzig: Geilste Bühnenshow mit Akanoid
Dein Lieblingsalbum: Motörhead – „Overkill“
YouTube: Kaffeepause
Oomph!: Aufgepasst, ich komme!
ZOODRAKE in zehn Jahren: M’era Luna, Sonntag Abend

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Ich bedanke mich, dass ihr fernab meiner Metal-Combo Dark Millennium Interesse gezeigt habt und wünsche euch für diesen Sommer immer kaltes Bier am Grill und gute Musik, bis es endlich wieder Konzerte und das volle Programm gibt! Besten Gruß!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Publiziert am von Christian Denner

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert