Konzertbericht: Downfall Of Gaia w/ Hamferð

12.02.2018 München, Backstage (Club)

Keine Frage: HAMFERÐ sind die Doomer der Stunde. Wie schon mit ihrem Debüt „Evst“ konnte die Truppe von den Färöer Inseln auch mit ihrem eben erschienenen Werk „Támsins Likam“ nicht nur die Redaktion von Metal1.info (Album des Monats Januar 2018), sondern ganz generell Fans und Presse begeistern. Gemeinsam mit ihren Label-Kollegen bei Metalblade Records, den Post-Black-Metallern DOWNFALL OF GAIA, betouren die Senkrechtstarter von den Färöer Inseln nun Deutschland. Ohne Vorband, als Co-Headliner mit je einer Stunde Spielzeit und zu einem fairen Preis von 17,50 Euro im Vorverkauf.

Obwohl es in der Stunde zwischen Einlass und Konzertbeginn zunächst nicht so aussieht, als wären an diesem Montagabend viele Münchner in Konzertlaune, füllt sich der Backstage Club kurz vor 20:00 Uhr schlagartig. Alles andere wäre bei dem Ruf, der HAMFERÐ vorauseilt, aber auch nur schwer zu erklären gewesen. Den hohen Erwartungen wird das Sextett spielend gerecht: In Hemd und Anzug fein herausgeputzt gelingt es HAMFERÐ mit ihrem wohl größten Hit, dem Titeltrack des Debüt-Albums, als Opener innerhalb weniger Minuten, die Anwesenden auf ihre Seite zu ziehen. Wenn die Fans sicher auch nichts gegen eine Darbietung des ganzen Albums gehabt hätten, ist mit dem anschließenden „Deyðir Varðar“ das Debüt aus Sicht der Band hinreichend im Set repräsentiert.

Neben „Vráin“ von der 2010er-EP „Vilst Er Síðsta Fet“ und „Ódn” vom allerersten Demo fokussieren sich HAMFERÐ nun voll auf „Támsins Likam“. Wenn die gebotenen vier Nummern auch nicht ganz an die Epik des Erstlingswerkes heranreichen, gibt es doch auch hier genügend Gänsehaut-Momente: Gerade Fronter Jón Aldará vermag mit seiner Vielseitigkeit, die ihn von einer Strophe zur nächsten zwischen lupenreinem Gesang und abgrundtiefen Growls wechseln lässt, auch heute wieder zu begeistern – und das trotz Erkältung, die ihn nach der Show (im Gegensatz zu den anderen Musikern von HAMFERÐ, die sich am Merch zum geselligen Bier mit den Fans treffen) direkt ins Bett treibt.

  1. Evst
  2. Deyðir Varðar
  3. Stygd
  4. Tvístevndur Meldur
  5. Vráin
  6. Frosthvarv
  7. Hon Syndrast
  8. Ódn

Nach dieser mitreißenden Show geht es mit DOWNFALL OF GAIA nicht minder düster, wenn auch stilistisch gänzlich anders ausgerichtet weiter – steht der Name der Band doch seit nunmehr zehn Jahren für eine fette Mischung aus Post-Black-Metal und atmosphärischem Sludge. In Unmengen Nebel gehüllt, stellen DOWNFALL OF GAIA mit ihrem dreckigen Sound einen krassen Kontrast zur vorangegangenen Show her: An Stelle der majestätischen Melodik bei Hamferð tritt nun zähes, bösartiges Riffing, statt Klargesang und Growls gibt es nun fiese Screams aus gleich drei Kehlen auf die Ohren.

Bisweilen von Nebelschwaden gänzlich versteckt, kreieren DOWNFALL OF GAIA so eine durchweg stimmige Atmosphäre, die allerdings bisweilen durch die etwas zu laut abgemischten Drums von Schlagzeug-Adonis Mike Kadnar untergraben wird. Obwohl Lichtshow und Performance ansonsten absolut stimmig sind, schleicht sich über die Spielzeit von ebenfalls (knapp) einer Stunde eine gewisse Monotonie ein, die sich auch beim Publikum bemerkbar macht: Ein direkter Vergleich der Shows ist aufgrund der unterschiedlichen Stilrichtungen natürlich gar nicht möglich – die euphorischeren Reaktionen konnten heute jedoch ohne Frage Hamferð einfahren.

Mit dem Doppelpack aus HAMFERÐ und DOWNFALL OF GAIA bekommt man als Fan düster-doomiger Klänge gleich zwei Hochkaräter präsentiert: Während die Färinger zunächst mit packendem Doom begeistern, reißen DOWNFALL OF GAIA im Anschluss mit ihrem dreckigen Post-Black-Metal alles ein. Doch selbst, wer nur mit einer der beiden Bands warm wird, hat hier gewonnen: Bei je einer Stunde Spielzeit bekommt heute jeder Fan „seinen“ Headliner zu sehen.

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Ein Kommentar zu “Downfall Of Gaia w/ Hamferð

  1. Die Aufruhr um Hamferð kann ich bei Weitem nicht nachvollziehen. Live haben die mich absolut nicht überzeugt und kein bisschen berührt…

    Downfall of Gaia fand ich ziemlich fett, wobei wir in Marburg einen schwammigen Sound hatten, der die tollen Melodien leider verwaschen hat. Der Schlagzeuger ist so ziemlich der (im positiven Sinne!) kaputteste Typ hinter dem Kesseln, die ich je erlebt habe. Grandios!

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