Konzertbericht: In Flames w/ Papa Roach, Wovenwar, While She Sleeps

31.10.2014 Köln, Palladium

In Flames

Anfang September veröffentlichten die Schweden von IN FLAMES mit „Siren Charms“ ihr elftes Album –  höchste Zeit also, die Songs hinsichtlich ihrer Live-Tauglichkeit zu überprüfen. Zu Gast beim vorletzten Deutschland-Termin der IN FLAMES WORLDTOUR 2014 mit WHILE SHE SLEEPS, WOVENWAR und PAPA ROACH im Kölner Palladium.

While She Sleeps Logo

Den Anfang machen um Punkt 19:00 WHILE SHE SLEEPS aus Sheffield, England. Dass die Band den Preis in der Kategorie Best British Newcomer bei den Kerrang! Awards 2012 nicht unverdient gewonnen hat, beweist die sympathische Truppe um Fronter Lawrence „Loz“ Taylor in den folgenden 30 Minuten: Mit viel Elan präsentieren die Briten ihre unterhaltsame Mischung aus Metalcore und Post-Hardcore und wissen das Publikum damit schnell zu begeistern. So ist es wenig verwunderlich, dass WHILE SHE SLEEPS mehr als nur Achtungsapplaus ernten, als nach „Seven Hills“ dann auch schon wieder Schluss ist.

Setlist WHILE SHE SLEEPS:
— New World Torture
01. Death Toll
02. Dead Behind the Eyes
03. This Is the Six
04. Crows
05. Our Courage, Our Cancer
06. Seven Hills

Wovenwar Logo

Weiter geht es mit WOVENWAR. Rein personell könnte man die Formation als Nachfolgeband von As I Lay Dying bezeichnen – schließlich handelt es sich um das neue Projekt der vier nach der Verhaftung von Sänger Tim Lambesis übrig gebliebenen Musiker der Metalcore-Größe. Dass WOVENWAR jedoch nicht den Anspruch haben, die Lücke zu schließen, die sich durch das Ende von As I Lay Dying aufgetan hat, stellten die jetzt eher rockig ausgerichteten Amerikaner bereits mit dem im August erschienenen Debüt klar. In den ihnen zugestandenen 35 Minuten fassen WOVENWAR heute ihr Werk gekonnt zusammen – jedoch offenbart sich dabei auch live, was schon auf Platte zum Problem wurde: Der Musik mangelt es einfach an markanten Elementen, die aufhorchen lassen und im Ohr bleiben. So ist der Auftritt zwar kurzweilig, aber auch schnell wieder vergessen.

Setlist WOVENWAR:
— Foreword
01. All Rise
02. Death To Rights
03. The Mason
04. Tempest
05. Profane
06. Identity
07. Matter Of Time
08. Prophets
— Onward

Haben die ersten beiden Bands ihren Job als Anheizer auch durchaus gut gemacht, gebührt das größte Lob für die großartige Atmosphäre bereits an dieser Stelle eigentlich dem Kölner Publikum: Von der ersten Minute an gibt dieses alles – und feiert bereits die Vorbands mit rhythmischem Klatschen, Applaus und einem Circlepit über Gebühr ab. Beste Vorraussetzungen also für PAPA ROACH

Papa Roach Logo

Mit all seiner 20jährigen Erfahrung gelingt es dem Quartett aus Vacaville, Kalifornien spielend, diesen Matchball zu nutzen: So haben PAPA ROACH ihr (teils überraschend junges) Publikum von der ersten Minute in der Hand – ganz egal, ob Fronter Jacoby Shaddix einen Circle-Pit fordert oder sich im Pressegraben als Publikumsmagnet versucht. Während das aktuelle Album „The Connection“ lediglich mit zwei Songs Erwähnung findet, liegt das Hauptaugenmerk der knapp 50minütigen Show klar auf dem Songmaterial des Dreifach-Platin-Debüts „Infest“. Und das auch 14 Jahre nach dessen Veröffentlichung noch mit Recht, wie Hits wie „Between Angels And Insects“, „Blood Brothers“ oder der abschließende Über-Hit „Last Resort“ eindrucksvoll demonstrieren. Dass PAPA ROACH aber nicht nur von alten Erfolgen zehren, beweisen sie mit dem knackigen „Face Everything And Rise„, welches auf dem kommenden, gleichnamigen Album zu finden sein wird (Release: 27.01.2015).

Papa Roach

Setlist PAPA ROACH:
01. Getting Away With Murder
02. Between Angels And Insects
03. Where Did The Angels Go?
04. Infest
05. Blood Brothers
06. Burn
07. Broken Home
08. Face Everything And Rise
09. Engage
10. Still Swingin‘
11. … To Be Loved
12. Last Resort

In-Flames Logo

Wer heute Herr im Haus ist, steht trotz der umjubelten Show der US-Rocker außer Frage: War die Stimmung bei Papa Roach ausgelassen, gibt es kein Halten mehr, als zu den Klängen von „In Plain View“ der Vorhang für IN FLAMES fällt. Zwar wirkt Anders Fríden zunächst noch etwas verschlafen – ein Eindruck, den der sympathische Fronter durch Ansagen wie „Man hat mir gesagt, heute wäre Freitag … ich weiß sowas nicht, ich lebe seit Wochen in einem Tourbus“ nicht eben entkräftet – wird jedoch von Song zu Song merklich fitter. In Anbetracht der Setlist ist das aber auch kein Wunder, spielen sich IN FLAMES doch quer durch die Hits der letzten 15 Jahre ihrer Karriere: Auch wenn der Fokus klar auf den letzten beiden Alben „Siren Charms“ und „Sounds Of A Playground Fading“ liegt, bleibt dennoch bis hin zu „Colony“, das durch „Resin“ im Set vertreten ist, kein Album unbeachtet.InFlamesWährend das Bühnenbild spartanisch ausfällt, ist eine beweglich an der Hallendecke montierte Lichtanlage die einzige Show-Attraktion. Doch selbst dieses Feature ist so gesehen wohl überflüssig – gelingt es den fünf Musikern aus Göteborg doch allein durch ihr Charisma und ihre Spielfreude, das Publikum in Stimmung zu bringen. Die Herzen der Fans erobern IN FLAMES schließlich endgültig, als Anders Fríden ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne heben lässt, um sie während „Only For The Weak“ das Bühnengeschehen mit ihrer Digi-Cam festhalten zu lassen: Mag die Aktion auch ein noch so kalkulierter Kniff sein, die Zuschauer für sich zu gewinnen – er funktioniert.
Mit „Take This Life“ endet das Set nach gut anderthalb Stunden vielleicht etwas abrupt. Doch auch wenn dem geneigten Fan vermutlich noch dutzende Hits einfallen würden, die er gerne noch gehört hätte, gibt es nach dieser intensiven Darbietung beim besten Willen keinen Grund zur Klage.

Setlist IN FLAMES:
01. In Plain View
02. Everything’s Gone
03. Fear Is The Weakness
04. Trigger
05. Resin
06. Where The Dead Ships Dwell
07. With Eyes Wide Open
08. Paralyzed
09. Through Oblivion
10. Ropes
11. Delight And Angers
12. Cloud Connected
13. Only For The Weak
14. The Chosen Pessimist
15. The Quiet Place
16. Rusted Nail
17. The Mirror’s Truth
18. Deliver Us
19. Take This Life

In Flames Köln

Mögen sich die Geister an der neuen Platte der Schweden auch scheiden – die Live-Qualiäten von IN FLAMES sind auch 2014 über jeden Zweifel erhaben. Denn selbst, wenn man nicht mit jedem der dargebotenen Songs auf CD warm werden kann, vermag die Band allein duch ihre Ausstrahlung locker darüber hinwegzutäuschen. Mit ihrer mehr als überzeugenden Show setzen IN FLAMES so den Höhepunkt eines rundum gelungenen Abends, der den fairen Eintrittspreis von 35€ allemal wert ist.

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