Konzertbericht: Killing Joke w/ Turbowolf

16.10.2018 München, Technikum

Genreübergreifend sind KILLING JOKE eine Instanz: Von Grunge über Indie-Rock bis Metal – die Musikwelt ist voll von Bands, die es ohne KILLING JOKE nicht gäbe. Im Rahmen ihrer Welttournee zum 40-jährigen Jubiläum kommen die Briten auch nach München. Allerdings nicht, wie ursprünglich geplant, in die Neue Theatherfabrik, sondern das deutlich kleinere, dafür auch deutlich besser zu erreichende Technikum.

Das Downgrade in Sachen Saalgröße tut dem Abend schon bei der Vorband gut: Statt halbleer ist die Halle schon gut gefüllt, als TURBOWOLF um 20:30 Uhr die Bühne betreten. Für Euphorie sorgt der Auftritt jedoch nur bei einigen Wenigen: Erst 2008 gegründet, versuchen die Briten mindestens dreimal so alt zu wirken: Die Mischung aus Rock, Psychedelic und frühem Prog-Rock, der vor allem durch die fast mädchenhaft klare Stimme des spindeldürren Fronters Chris Georgiadis aufhorchen lässt, ist alles andere als schlecht gemacht. Doch die Lautstärke, in der vor allem der Sampler, eigentlich aber die gesamte Darbietung, aus den Boxen schallt, ist ohrenbetäubend. Zusammen mit dem doch sehr gewöhnungsbedürftigen Stilmix bieten TURBOWOLF so alles, nur keine leichte Kost. So ist es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere die Halle vorzeitig verlässt, um vor dem eigentlichen Anlass des Abends noch einmal kurz frische Luft zu schnappen.

Um 21:45 Uhr ist die Stimmung dafür mit einem Schlag umso besser: Bestens gelaunt kommen KILLING JOKE zu „Love Like Blood“ vom 1985er-Album „Night Time“ auf die Bühne. Wenngleich der Sound zunächst noch etwas matschig ist, macht doch der Sprung zu „Absolute Dissent“ (2010) mit dem folgenden „European Super State“ klar: KILLING JOKE meinen es ernst mit der Jubiläumstour: Die Spanne reicht von den ältesten Stücken vom Debüt „Killing Joke“  (1980) bis hin zu Songs vom aktuellen Album „Pylon“ (2015). Zumal der Sound nach einigen Songs merklich besser wird, steht der großen Post-Punk-Show nichts mehr im Wege.

Obwohl äußerlich stark gealtert, merkt man dem um Live-Keyboarder Reza Udhin ergänzten Quartett die 40 Jahre Bandleben nicht ansatzweise negativ an: Gerade Jaz Coleman, wie gewohnt in einen extravaganten Overall gekleidet, begeistert mit seiner kräftigen, mal klaren, mal rauen Stimme. Doch Spielfreude und vor allem Style ist keinem der vier Charakterköpfe abzusprechen. Und nicht nur auf der Bühne ist die Stimmung bestens: Obwohl auch im Publikum der Altersdurchschnitt klar jenseits der 40 liegt, kommt spätestens ab „Asteroid“ von „Killing Joke“ (2003) Bewegung ins Publikum, die sich im weiteren Verlauf der Show sogar zu einem kleinen Moshpit führt, der sich erst am Ende der Zugabe „Pandemonium“ nach insgesamt stolzen 90 Minuten wieder beruhigt.

  1. Love Like Blood
  2. European Super State
  3. Autonomous Zone
  4. Eighties
  5. New Cold War
  6. Requiem
  7. Bloodsport
  8. In Cythera
  9. Butcher
  10. Loose Cannon
  11. Labyrinth
  12. Corporate Elect
  13. Asteroid
  14. The Wait
  15. Pssyche
  16. S.O.36
  17. The Death And Resurrection Show
  18. Wardance
  19. Pandemonium

Alt, aber kein bisschen leise: Auch stolze 40 Jahre nach der Bandgründung sind KILLING JOKE noch das, was sich Fans von dem geschichtsträchtigen Namen versprechen: Musikalisch unverkennbar, hinsichtlich ihrer Message ungemildert sozialkritisch und als Band in absoluter Bestform. Wenngleich TURBOWOLF als Vorband heute vielleicht nicht so gut funktioniert hat, wie man es stilisitisch hätte vermuten können, ein absolut gelungener Konzertabend.

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