Konzertbericht: Leprous w/ Monuments, Kalandra

06.03.2023 München, Backstage (Werk)

Dass LEPROUS bereits vor etwa einem halben Jahr in München gastierten, um den zweimal verschobenen „20th Anniversary Tour“-Gig nachzuholen, macht sich bemerkbar: Die Zuschauerzahl war jedenfalls schon mal höher als heute – und die Schlangen an den Merch-Ständen der Support-Acts lassen vermuten, dass einige Fans vornehmlich wegen KALANDRA oder MONUMENTS gekommen sind.

Insofern haben die Münchner Fans Glück – denn anders als am Abend zuvor in Budapest können alle drei Bands auftreten. Ein defekter Tourbus hatte dort für so viel Verspätung gesorgt, dass KALANDRA aus dem Billing gestrichen werden mussten, um Zeit zu sparen.

Heute betreten KALANDRA bereits um 19:45 Uhr die Bühne und Frontfrau Katrine Stenbekk, die auch bei Wardruna singt, verzaubert das Münchner Publikum sofort. Es ist spannend, zu sehen, dass Leprous mit KALANDRA eine Band als Support mitbringen, die von Prog-Metal so weit entfernt ist, wie es nur geht. Eine gelungene Abwechslung! Mit vielen gefühlvollen Songs sorgen KALANDRA für Gänsehautstimmung – und das, obwohl Katrine zuletzt mit Stimmproblemen zu kämpfen hatte. Besonders imponierend ist es, wie ein Bandmitglied einen Cello-Bogen nutzt, um damit auf der Gitarre zu spielen. In der ersten Reihe stehen Fans, die alle Texte mitsingen können. Nach den ersten gefühlvollen Songs, wie dem berührenden „Virkelighetens Etterklang“, wird die Stimmung etwas gelassener: Katrine tanzt und interagiert freudig mit dem Publikum. Die KALANDRA-Fans sind in jedem Fall begeistert und auch sonst geht der Applaus weit über Achtungsapplaus hinaus.

  1. Borders
  2. Slow Motion
  3. Naive
  4. Virkelighetens Etterklang
  5. Goat Horn Jam
  6. Ensom
  7. Brave New World

MONUMENTS haben offensichtlich ihre eigene Fan-Basis mitgebracht, die auch schon während des Bühnenumbaus kräftig jubeln und lachen, als Schlagzeuger Mike Malyan spaßeshalber etwas aus dem Star-Wars-Soundtrack trommelt. Und so wundert es nicht, dass die Stimmung im Backstage Werk sofort kocht, als die englischen Prog-Metaller die Bühne betreten. Genau wie Leprous variieren auch MONUMENTS auf dieser Tour ihre Setlist ein wenig. Doch der Opener „I, The Creator“ vom Album „The Amanuensis“ (2014) hat sich bewährt und eignet sich in seiner Brachialität als „Von Null auf Hundert“-Stimmungsmacher. Sofort lassen die Fans in den vorderen Reihen die Haare kreisen. Ansonsten liegt der Schwerpunkt des Sets auf dem aktuellen Album „In Stasis“ (2022).

Dass die Band erneut einen Line-up-Wechsel – diesmal am Bass – hinter sich hat, beeinträchtigt die Bühnenperformance nicht im Geringsten. Der Übergang von Adam Swan zu Werner Erkelens, der bereits zuvor die Live-Vertretung war, kann somit als gelungen bezeichnet werden. Höhepunkte des an Nackenbrechern reichen Auftritts sind die Singles „False Providence“ und vor allem „Cardinal Red“. Frontmann Andy Cizek, der mühelos zwischen den Cleans und den Growls hin- und herwechselt, zeigt sich im Umgang mit dem Publikum versiert, und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Unter heftigem Applaus verlassen die Briten die Bühne.

  1. I, The Creator
  2. Opiate
  3. Leviathan
  4. Empty Vessels Make The Most Noise
  5. Cardinal Red
  6. False Providence
  7. Lavos
  8. The Cimmerian

Kurz vor 22:00 Uhr betreten LERPOUS aus Norwegen die Bühne. Im Gegensatz zur „20th Anniversary Tour“, die aus einer festen Setliste ihrer wichtigsten Songs bestand, gibt es auf der „Aphelion“-Tour nun wieder wechselnde Setlists. Leider kommt ausgerechnet das „Aphelion“-Album mit gerade mal 5 Songs im Set zu kurz, obwohl LEPROUS schon alle Songs des Albums live gespielt haben. Der Opener „Have You Ever“ gestaltet sich allerdings leider auch schwierig: Zwar ist es eine interessante Abwechslung, diesen verhaltenen, auf ungewöhnlichen Klanggebilden und kompositorischen Feinheiten basierenden Song an den Anfang zu stellen – die Zurückhaltung färbt aber leider auch aufs Publikum ab. Der folgende Hit „The Price“, immerhin der meistgespielte und -gestreamte LEPROUS-Song überhaupt, lässt das Publikum auftauen. Dennoch liegt das Augenmerkt heute nicht auf den Gassenhauern, sondern es finden sich einige schwermütig-langsame Tracks in der Setlist. Aber es muss und soll ja auch nicht immer die Spring-und-Headbang-Fraktion bedient werden.

Zum Glück ist Frontmann Einer Solberg, der zuletzt unter einer Bronchitis litt, stimmlich heute wieder in Top-Form, so dass er die Höhepunkte in den hochemotionalen Tracks „On Hold“ und „Out Of Here“, sowie auch den am schwersten zu singenden LEPROUS-Song „Alleviate“ mit scheinbarer Leichtigkeit und in Perfektion darbietet. Ein kleines Show-Highlight bahnt sich bei Song Nummer 9 an: Einar Solberg wirft vier Songtitel in den Raum („Running Low“, „Stuck, „I Lose Hope“ und „The Cloak“) und eröffnet ein Zuschauer-Voting. Mit allerlei witzigen Bemerkungen fordert er die Fans auf, sich zu entscheiden. Fast zehn Minuten lang wird gealbert und gelacht, bevor „The Cloak“ das Rennen macht. Trotz der gebotenen Qualität ist es am Ende das Münchner Publikum, das schwächelt: Der Schluss-Applaus ist nicht wirklich überzeugend – ein Glück, dass „The Sky Is Red“ als Zugabe fest eingeplant ist.

  1. Have You Ever
  2. The Price
  3. The Flood
  4. Acquired Taste
  5. On Hold
  6. Castaway Angels
  7. From The Flame
  8. Alleviate
  9. The Cloak (vom Publikum gewählt)
  10. Out Of Here
  11. Slave
  12. Below
  13. Nighttime Disguise
  14. The Sky Is Red

Mit 40 Gigs ist die „Aphelion“- Tour eine unglaubliche Kraftanstrenung für alle beteiligten Bands und natürlich auch die Crew. Und das inmitten einer Zeit, in der so ziemlich alle Bands touren, um ihre Kassen wieder aufzufüllen, und einige Bands ihre Touren deswegen sogar wieder absagen müssen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und auch einige gute Bands haben plötzlich das Nachsehen. Aber LEPROUS liegen nach wie vor gut im Rennen, wie auch der heutige Abend beweist.

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Fotos von: Uta A. (Gastredakteurin)

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