Konzertbericht: Minotaurus w/ Hammer King

04.05.2018 Helvete, Oberhausen

Wer Konzerte auf eigene Faust organisiert, dem bleibt immer ein gewisses Restrisiko, gerade wenn der eigene Bekanntheitsgrad regional stark schwankt. Man darf den beiden süddeutschen Bands MINOTAURUS und HAMMER KING also durchaus Mut zum Risiko bescheinigen, auf eigene Faust ein Konzert in Oberhausen, der „Wiege der Ruhrindustrie“, zu organisieren. Und der Wagemut der Süddeutschen sollte auch nur teilweise belohnt werden.

Kurz vor 20 Uhr, dem eigentlichen Beginn des Konzerts, ist das Oberhausener Helvete nahezu leer. Die wenigen Besucher und Besucherinnen verlieren sich in den weiten Räumen des Metal-Clubs und es ist nicht abzusehen, dass sich das noch ändern wird. Als HAMMER KING dann mit einer strategischen Verspätung von 15 Minuten auf die Bühne gehen – stilecht mit vorausgetragenenem Hammer -, haben sich aber dann doch gut 35 Leute eingefunden, denen man ansieht, dass sie extra für die nach eigenen Aussagen aus Saint-Tropez stammende Heavy-Metal-Truppe angereist sind. Die Band steigt mit dem Titelsong ihres Debüts „Kingdom Of The Hammer King“ in ihr Set ein und tatsächlich singt jeder und jede im Publikum die – zugegebenermaßen simplen – Texte mit. HAMMER KING haben einen druckvollen und ausdifferenzierten Sound erwischt, der zwar hier und da die Lead-Gitarren nicht genug akzentuiert, unterm Strich aber den melodischen Heavy Metal der Truppe gut in Szene setzt. Apropos Szene: Das Quintett präsentiert seine Songs nicht nur perfekt gespielt, sondern kleidet die Show in eine minutiös aufgebaute und mit viel Nebel ergänzte Choreographie. Das macht optisch ordentlich was her und trägt mit den kalauernden Ansagen von Patrick Fuchs – pardon, Titan Fox V – zum Unterhaltungswert des Auftritts bei. Die Songauswahl legt einen dezenten Schwerpunkt auf die erste Veröffentlichung und berücksichtigt unter anderem das geniale „We Are The Hammer“, aber auch die aktuelle Veröffentlichung „King Is Rising“ ist mit 4 Songs vertreten. Nach gut 50 Minuten und einem blitzsauber gespieltem Set verlässt die Band unter anhaltendem Beifall schließlich die Bühne.

  1. Kingdom Of The Hammer King
  2. Last Hellriders
  3. For God And The King
  4. Chancellor Of Glory
  5. Aderlass; The Blood Of Sacrifice
  6. King Is Rising
  7. Battle Gorse
  8. We Are The Hammer
  9. I Am The King
  10. I am The Hammer King

Was dann passiert, kann nur als bitter bezeichnet werden; denn mit Hammer King verlässt auch die Mehrzahl der Besucher den Bühnenbereich, sodass MINOTAURUS ihren Auftritt vor fast leerer Halle beginnen müsssen – und leider wird sich der Raum vor der Bühne auch die ganze Spielzeit über nicht wieder füllen. Die aus Aschaffenburg angereiste Truppe, die sich bereits seit 24 Jahren dem Folk-Metal im weitesten Sinne verschrieben hat, lässt sich aber nichts anmerken und steigt wie bereits die Vorgänger von Hammer King mit einem druckvollen und sauber abgemischten Sound in ihr Set ein. Der Fokus der Gruppe liegt vor allem auf zwei Alben, namentlich „The Lonely Dwarf“ von 2009, von dem insgesamt 6 Stücke gespielt (darunter das äußerst eingängige Titelstück) sowie dem aktuellen, vor zwei Jahren erschienen Album „Insolubilis“. Dabei sind MINOTAURUS immer dann am besten, wenn sie geradliniger vorgehen und ihrem Sound eine deutlichere Heavy-Note geben. Besonders gelungen sind die Duette zwischen Sänger Oliver Klump und Clarissa Hobeck, deren grundverschiedene Klangfarben einen spannenden Kontrasteffekt ergeben. Da die Band insgesamt 7 Mitglieder umfasst, ist es auf der Bühne bedeutend enger geworden, was nicht nur dazu führt, dass die Flötistin im Dunkel des Hintergrundes verschwindet, sondern auch, dass die Bewegungsintensität von MINOTAURUS gegenüber der Vorband deutlich abfällt und die gesamte Show ergo weniger energiegalden wirkt. Allerdings muss man sich dabei schon vor Augen halten, dass die Band vor lediglich einer Handvoll Zuschauern spielt und bis zum Schluss darum bemüht ist, die wenigen Anwesenden zu animieren und ihnen den Band-eigenen Schlachtruf („Holla die Waldfree“!) zu entlocken. Mehr als Höflichkeitsapplaus ist an diesem Tag für die Süddeutschen aber leider nicht drin.

  1. No Return
  2. Feel like comming Home
  3. Dark Rulers
  4. Legend
  5. Only a Dream
  6. The lonely Dwarf
  7. Father and Son
  8. Illusion
  9. Hinterhalt
  10. Hymn for the Nation
  11. Davy Jones Locker
  12. Warriorhearts
  13. Insolubilis
  14. Holla die Waldfee
  15. Tears of a Hero
  16. Der Fischer
  17. Crown of the King
  18. Poison Rose
  19. Barkers Revenge
  20. Cemetery
  21. Preacher show me the way
  22. Chains of Captivity

Mit insgesamt 3 Stunden Live-Musik und einer sehr sympathischen Lokation hatte der als „A Night With Sword And Hammer“ firmierende Abend einiges zu bieten – außer eben ausreichend zahlende Gäste. Das ist fraglos bedauerlich, oder, anders formuliert, sehr viele haben sehr vieles verpasst. Wer dagewesen ist, dürfte sich jedenfalls bestens amüsiert haben.

Publiziert am von Manuel Förderer

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