Konzertbericht: Sólstafir /w Myrkur, Árstíðir

30.11.2017 Salzburg, Rockhouse (Saal)

Obwohl SÓLSTAFIR im deutschsprachigen Raum wahrlich keine seltenen Gäste sind, mussten die Salzburger Fans viel Geduld aufweisen oder den Fahrtweg nach Wien, München oder Wörgl in Kauf nehmen, um die Isländer live zu sehen. Volle zehn Jahre nach ihrer letzten Show in Salzburg (damals noch in der Rockhouse Bar) kehren SÓLSTAFIR nun in die oberösterreichische Grenzstadt zurück. Mit von der Partie: Ihre Landsmänner von ÁRSTÍÐIR sowie die dänische Sängerin Amalie Bruun mit ihrem Projekt MYRKUR.

Pünktlich um 19:30 Uhr eröffnen ÁRSTÍÐIR den Abend: Während die Kamera für das Leinwand-Video durch einen winterlichen Wald fährt, bieten die drei Isländer ruigen Akustik-Folk mit Keyboard, Gitarre und klarem Gesang. Musikalisch erinnert das Ganze an Bands wie Blueneck oder Shearwater mit isländischem Anstrich. Doch so stimmig das Ganze auch sein mag: Selbst mit der Unterstützung von Sólstafir-Drummer Hallgrímur Jón Hallgrímsson bei den letzten zwei Songs vermag die sehr stille, vor allem aber wenig abwechslungsreiceh Musik des Trios das bereits erfreulich zahlreich erschienene Publikum noch nicht vollends mitzureißen.

Auch die folgenden MYRKUR haben es dahingehend nicht leicht: Zwar ist die Musik der dänischen Sängerin Amalie Bruun und ihrer Gefolgschaft stilistisch spannend, jedoch auch recht speziell, wie schon das Intro erahnen lässt, bei dem der Bassist sein Instrument mit dem Geigenbogen bearbeitet. Zu düsteren, rohen Klängen lässt Amalie Bruun ihre glasklare, jedoch auch sehr grelle Stimme erklingen, die dezent an Carmen Susana Simões (Ava Inferi) erinnert. Doch Bruun kann auch ganz anders – vereinzelt finden auch brutale Screams ihren Weg in die Musik. Mit dem auf einem Tamburin begleiteten Cover des nordischen Folk-Songs „De Tre Piker“ endet die Show nach 45 Minuten. Wenn MYRKUR auch sicher nichts für jeden Geschmack sind – den einen oder anderen Fan dürften die Dänen mit ihrer absolut stimmigen Show heute dazugewonnen haben.

  1. Mareridt
  2. The Serpent
  3. Ulvinde
  4. Onde Børn
  5. Vølvens Spådom
  6. Jeg Er Guden, I Er Tjenerne
  7. Måneblôt
  8. Elleskudt
  9. Skøgen Skulle Dø
  10. Skaði
  11. De Tre Piker

Um 21:20 ist es schließlich so weit und SÓLSTAFIR, die ungekrönten Könige isländischen Metals, betreten die Bühne des mittlerweile mehr als gut gefüllten Rockhouse Saals – erfreulicherweise nicht, wie gewohnt, zu viert, sondern als Quintett: Wie im Interview angekündigt, unterstütz nämlich Árstíðir-Tastenmann Ragnar Ólafsson die Band auf dieser Tour temporär am Keyvoard.

Los geht es direkt mit „Silfur-Refur“, ehe die Band den Titeltrack des vorletzten Albums „Ótta“ anstimmt – nur einer von diversen Hits im überraschend stimmigen Set: Während sich das aktuelle Werk, Berdreyminn“, stilistisch und in seinem Sound doch sehr deutlich von der bisherigen Diskographie unterscheidet, fügen sich die drei gespielten Songs des Albums in der Live-Umsetzung vergleichsweise gut ins Set ein – gerade „Ísafold“ sticht mit seinem speziellen Vibe aber dennoch heraus.

Obwohl das Salzburger Publikum gewohnheitsmäßig nicht zu viel Sympathien zeigt, ist klar, dass SÓLSTAFIR gut ankommen – um etwas mehr aus dem Publikum herauszukitzeln versucht sich Fronter Addi mit einem Trick: Stellt euch vor, ihr wärt auf einem Iron-Maiden-Konzert und schreit für Bruce Dickinson lautet die von ihm gestellte Aufgabe. Kein schlechter Trick: Das Publikum schreit und Addi ist zufrieden.

Trotz augenscheinlicher guter Laune seitens der Band bleiben SÓLSTAFIR auch heute zunächst gewohnt distanziert, beschränken sich auf wenige Ansagen, ehe Addi, auf die Hände der Fans gestützt, zum Abschluss bei „Bláfjall“ mit durchaus beachtlichem artistischem Geschick auf dem Absperrgitter balanciert. Zum Abschluss legen SÓLSTAFIR mit „Goddess Of The Ages“ vom Durchbruchsalbum „Köld“ noch einen echten Klassiker hin, ehe die Show um kurz vor 23:00 ihr Ende findet und SÓLSTAFIR sich zum Merchandise-Stand begeben, um bereitwillig Autogramm- und Selfie-Wünsche zu erfüllen. Mangelnde Fan-Nähe kann man den Isländern auch nach über 20 Jahren Bandgeschichte nicht unterstellen.

  1. Silfur-Refur
  2. Ótta
  3. Lágnætti
  4. Köld
  5. Hula
  6. Fjara
  7. Bláfjall
  8. Goddess Of The Ages

Mit ihrem heutigen Auftritt liefern SÓLSTAFIR vielleicht keine so außergewöhnliche Show ab wie zuletzt auf der Special-Tour in Wörgl – in der Live-Umsetzung zumindest um ein Keyboard erweitert, erklingen die Songs heute trotzdem noch einen Tick lebendiger als gewohnt. Wer SÓLSTAFIR schon des Öfteren gesehen hat, mag Anzeichen von großer Routine erkannt haben – für alle anderen gibt es an der heutigen Show wenig auszusetzen.

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