Konzertbericht: Taake w/ Bölzer, One Tail, One Head, Slegest

15.10.2018 München, Backstage (Halle)

Urspünglich hätten TAAKE bereits im April in München spielen sollen. Den Auftritt auf dem Dark Easter Metal Meeting 2018 sagten die Norweger allerdings einer US-Tour zuliebe ab, die schließlich in einem Fiasko endete. Wie als Wiedergutmachung bekommen die Münchner TAAKE nun in vergleichsweise kurzem Abstand gleich zweimal zu sehen: Im April 2019 bei ihrer Nachholshow auf dem Dark Easter Metal Meeting und bereits jetzt, auf ihrer Headlinertour mit BÖLZER, ONE TAIL, ONE HEAD und SLEGEST.

Taake-Fans kennen SLEGEST bereits von der gemeinsamen Tour der beiden Bands mit Shining im Jahr 2016. Auch heute kann das Quartett um Ex-Vreid-Gitarrist Ese mit rockigen Riffs, markigem Gesang und somit reichlich Black-’n‘-Roll-Attitüde punkten. Bis auf eine in der Weite der Halle etwas verloren wirkende erste Reihe bleibt das Publikum trotzdem im hinteren Teil des Saals. Was Ese davon hält, lässt er das Publikum am Ende der halbstündigen Show spüren, als er mit einer kraftvoll über die erste Reihe hinweg in den hinteren Hallenteil gespritzen Bierdusche quittiert. Mag der Ärger über das Desinteresse auch verständlich sein – neue Fans gewinnt man so eher nicht.

Deutlich mehr Interesse bringen die Zuschauer ONE TAIL, ONE HEAD entgegen: Die 2006 in Trondheim gegründete Formation veröffentlichte nach diversen EPs und Demos erst vor wenigen Tagen ihr Debüt – und kündigte zugleich die Bandauflösung nach Abschluss der Tour an. Die wohl einzige Chance, die Band live zu erleben, lässt sich heute kaum ein Ticketbesitzer entgehen, so dass es zu Showbeginn um 20:20 Uhr vor der Bühne schlagartig voll wird. Die Norweger danken es mit einer 40-minütigen, intensiven und energiegeladenen Show: Zumeist in blutrotes Licht getaucht, vermag vor allem Fronter und Behexen-Gitarrist Luctus das Publikum mit gestenreichem Stageacting, das aber zu keiner Zeit aufgesetzt wirkt, mitzureißen. In Kombination mit dem rohen, aber alles andere als stumpfen Black Metal der Truppe werden hier gute Erinnerungen an Koldbrann zu „Moribund“-Zeiten wach. Stark!

  1. In The Golden Light
  2. Arrival, Yet Again
  3. Worlds Open, Worlds Collide
  4. Passage
  5. One Tail, One Head
  6. Instrumental
  7. Rise In Red
  8. The Splendour Of The Trident Tyger
  9. Firebirds

Bereits um 21:20 Uhr geht es musikalisch erneut gänzlich anders, jedoch nicht minder intensiv weiter. Das schweizer Duo KzR und HzR alias BÖLZER überrennt das Backstage förmlich. Mit technischen Tricks und einer 10-Saiter-Gitarre simuliert KzR soundmäßig nicht nur zwei Gitarren und einen Bass, sondern brüllt zudem noch über die enorme Geräuschkulisse hinweg seinen Hass in die Welt. Dieser scheint besonders heute gewaltig, wirkt der durchtrainierte Hühne doch schon alles andere als zufrieden, ehe er unmittelbar nach Showende noch mit der Faust auf einen Metallspind eindrischt. Doch so faszinierend das Konzept „Urfaust meets Mantar, dargeboten von einem schreienden Wikinger und einem stoischen Schlagzeuger“, so beeindruckend dicht und druckvoll der Sound auch sein mag, gelingt es BÖLZER nicht, die Atmosphäre der CDs live aufleben zu lassen: Der Klargesang ist grenzwertig schief, die Songs wirken auf Dauer schlicht monoton und in Sachen Show sind BÖLZER als Duo natürlich ziemlich eingeschränkt. Zumindest über die stattliche Spielzeit von 50 Minuten trägt das Konzept heute leider nicht.

  1. Steppes
  2. Zeus – Seducer Of Hearts
  3. The Archer
  4. Hero
  5. Phosphor
  6. C.M.E.
  7. Entranced By The Wolfshook
  8. Chlorophyllia

Vier Bands an einem Abend versprechen von vorneherein einen langen Konzertabend für einen Montag – zumal, wenn die erste Band erst um 19:30 Uhr beginnt. Ärgerlich wird das Ganze, wenn die Pausen zwischen den Shows dann noch unnötig in die Länge gezogen werden: Stolze 40 Minuten lassen TAAKE ihre Fans im Anschluss an Bölzer warten, ehe sie um 22:50 Uhr endlich anfangen. Der Euphorie, mit der die Fans in der mittlerweile gut gefüllten Halle die Norweger begrüßen, tut das jedoch keinen Abbruch.
Während für das Dark Easter Metal Meeting eine Special-Oldschool-Setlist angekündigt ist, liefern TAAKE heute das exakte Gegenteil ab. Doch selbst für eine „moderne“ Setlist ist die Songauswahl überraschend: So liegt der Fokus mit vier Songs von diesem Album klar auf dem 2011er-Werk „Noregs Vaapen“, während „Kong Vinter“ (2017) nur mit zwei Songs bedacht wird. Die frühen Alben bis einschließlich „Taake“ (2008) finden sogar mit nur je einem Stück Erwähnung.
Das ist fraglos ein klares Manko, da TAAKE später nie mehr an die Qualität von Songs wie „Hordalands Doedskvad 1“ anknüpfen konnten, wie nicht zuletzt der direkte Vergleich im Set zeigt. Dennoch gelingt es den Norwegern um den mittlerweile unter die Glatzenträger gegangenen Hoest bei schneidend klarem Sound, mit einer energiegeladenen Performance das Publikum über knapp 70 Minuten in ihren Bann zu ziehen, ehe sich Hoest um Schlag Zwölf mit einem so erwartbaren wie überflüssigen „Vielen Dank Prost Holocaust“ vom erfreulich NSBM-Insignien-freien Publikum verabschiedet.

  1. Havet I Huset
  2. Fra Vadested Til Vaandesmed
  3. Jernhaand
  4. Umenneske
  5. Myr
  6. Nordbundet
  7. Du Ville Ville Vestland
  8. Nattestid Ser Porten Vid, Part I
  9. Hordalands Doedskvad 1
  10. Over Bjoergvin Graater Himmerik, Part IV

Ob ein Konzert unter der Woche so geplant werden muss, dass die letzte Note erst um Mitternacht verklingt, ist mehr als fraglich. Nur auf die Shows bezogen bietet dieses Tourpackage dem Fan jedoch ein durchweg hochwertiges, stilistisch abwechslungsreiches Package, aus dem neben dem absolut souveränen Headliner TAAKE vor allem die furiose Show der Newcomer ONE TAIL, ONE HEAD heraussticht. Sollte sich bestätigen, dass es sich hierbei um die letzte Tour der Band handelt, wäre dies tatsächlich ein herber Verlust für die norwegischen Black-Metal-Szene.

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