Review Apocalyptica – Wagner Reloaded – Live In Leipzig

Man stellt es sich schier gigantisch, opulent und ausladend vor: Ein Crossover-Event aus Tanz, Theater und Konzert, basierend auf Wagners Werk und Leben. Düster-rockig, bombastisch und klassisch, so schätzt man die auditive Umsetzung schon im Voraus ein, ohne auch nur einen einzigen Ton davon vernommen zu haben – und wer wäre da für die musikalische Umsetzung besser geeignet als APOCALYPTICA, die sich für diese Show kreativ austoben durften? Eben, haben sie doch mit „Cult“ ebenso wie mit den Metallica-Covern und jüngst auch der tollen „7th Symphony“ bewiesen, dass sie es draufhaben. Die Show ist mittlerweile vorbei, die Live-Aufnahme mitsamt Sinfonieorchester liegt vor, die visuelle Aufnahme allerdings nicht. Kann diese Trennung aus dem Gesamtkontext funktionieren?

Gut, das Dargebotene hat es schon in sich: Man hört definitiv den Aufwand, der hier betrieben wurde, viele kleine Details und Facetten erschließen sich dem Hörer erst nach mehreren Durchläufen und „Wagner Reloaded“ kommt als einziger Klangteppich daher, den man definitiv als ausladend bezeichnen kann. Stürmisch erklingt der „Flying Dutchman“, denselben Weg bestreitet hier „Path In Life“ und metallisch fetzt „Fight Against Monsters“ durch die Boxen. Demgegenüber stehen dann aber einige reichlich schnarchige Nummern sowie gleich zwei Intros – Manowar zu „Gods Of War“ lassen grüßen. Ich kann mir nicht helfen, „Lullaby“, „Bubbles“ oder „Birth Pain“ wurden von APOCALYPTICA sicher mit guter Absicht komponiert und in Zusammenspiel mit den bereits erwähnten Tänzern und Schauspielern kommen die Stücke auch bestimmt sehr unterhaltsam rüber – aber auf Platte ist mir das zu wenig. Ja, jene Songs kommen gar regelrecht langweilig daher und sind leider auch nur Beispiele, denn „Wagner Reloaded“ bietet keine großen Nummern, die das Zeug dazu hätten, sich in mein musikalisches Langzeitgedächtnis zu pflanzen.

Was hier bestimmt mit reinspielt, ist die Tatsache, dass kein einziges Wort gesungen wird. „Wagner Reloaded“ bleibt ein reines Instrumentalalbum und entfaltet daher eine vertrackte und ganz und gar abstrakte Atmosphäre, die sich schwer einordnen lässt. Die „alten“ Fans wird das vielleicht freuen, ich gehöre allerdings zu denjenigen, die APOCALYPTICA eine höhere Qualität mit gesanglicher Unterstützung attestieren als ohne. Und selbst die Kompositionen der Anfangstage kommen im Gegensatz zu „Wagner Reloaded“ viel griffiger, kompakter und letztendlich auch eingängiger daher. Alles wirkt wie der Soundtrack zu einem wirklich guten Film – aber irgendwie macht es nur halb so viel Spaß, wenn man den Film nicht gesehen hat.

Ich kann nur dazu raten, „Wagner Reloaded“ einfach mal in kompletter Länge anzuhören. Wer opulente Soundtracks mag, der wird ganz bestimmt Gefallen an diesem Werk von APOCALYPTICA finden. Viele werden überwältigt auf die Knie fallen (vor allem wohl diejenigen, die die Ehre hatten, dem Live-Spektakel beizuwohnen), andere werden einfach gelangweilt aus der Wäsche schauen. Ich gehöre zur letzteren Gattung, auch wenn ich diesem Album mehr als nur eine Chance gegeben habe. Gerne hätte ich das audiovisuelle Gesamtwerk gesehen und gehört, allein das klangliche Schaffen kann mich jedoch nicht überzeugen. Wirklich schade.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Steffen Eschmann

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