Review Arena – Pepper’s Ghost

Gehen wir einmal davon aus, Marillion und ihr damaliger Frontman „Fish“ hätten sich Ende der 80er Jahre nicht wegen Drogenproblemen und Erfolgsdruck getrennt, sondern hätten weiterhin den Status der Vorzeige-Neoprog-Band, der ihnen damals inne war. Wie würde dann wohl ihr neues Album Anno 2005 klingen?

Vielleicht könnte sogar Arena’s neuester Output namens „Pepper’s Ghost“ ein Musterbeispiel dafür sein. Die englischen Jungs um Keyboarder und Prog-Tausendsassa Clive Nolan und Ex-Marillion Drummer Mick Pointer tragen, wie viele andere Progbands, seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit vor zehn Jahren die Tradition der ursprünglichen Marillion mit unglaublichem Fleiß voran. Da geht es um Fantasystories, elegische Gitarrensolis, wohlklingende bis unglaublich kitschige Keyboardteppiche und -soli und um Bombast und Epik pur. Aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas, der Originalitätsbonus, die eigene Identität, die eine Band zu etwas Besonderem macht.
Seit zehn Jahren und einer guten handvoll Studioalben nun sind die Jungs schon auf der Suche nach dem perfekten Sound und der eigenen Identität, der man angeblich mit jedem Album näher kommt. In Wirklichkeit tun sich Arena damit aber verdammt schwer: Da klingt man erst nach Marillion, fügt urplötzlich beim Konzeptalbum „The Visitor“ eine gehörige Prise Pink Floyd hinzu, um seit den letzten drei Alben „Immortal“, „Contagion“ und nun „Pepper’s Ghost“ noch immer mehr bratzende Gitarren in den Sound einfließen zu lassen.
Ein wenig geübte Ohren vorrausgesetzt und den Arena-Albenkatalog grob kennend, und dabei auch noch objektiv bleibend, muss man jedoch feststellen, dass sich lediglich die Vertonung und Interpretation des geschriebenen Songmaterials geändert hat. Man kopiert sich mittlerweile schon selbst, findet in „The Shatered Room“ ein „The Butterfly Man“ von „Immortal“ und im 13-minütigen „Opera Fanatica“ nur ein weniger gelungenes „Moviedrome“ (ebenfalls vom „Immortal“-Album). Typische NeoProg-Melodien und Akkorde füllen jeden Song aus, machen eine andere Genre-Einordnung geradezu unmöglich und legen der Band damit selbstgeschmiedete Fesseln an.

Ich gebe zu, zum Erscheinungsdatum von „Immortal“ beeindrückt gewesen zu sein. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich jedoch noch nicht sehr viele Bands dieses Bereichs und dementsprechend erschien mir der Sound der Briten frisch und neu. Mit „Pepper’s Ghost“ wird es einem eventuellen Arena-Neuling und Genre-Fremdling vielleicht ähnlich gehen. Isoliert betrachtet machen Arena natürlich auch im Jahre 2005 noch Spaß, nicht zuletzt wegen der etwas gelösten Handbremse durch die Mitarbeit von Karl Groom, dem Gitarrero der Prog-Powermetaller von Threshold, der Gitarrist John Mitchell zu ganz neuem Glanz verhilft und teilweise powermetallische Passagen mit einfließen lässt. Andererseits wird die ansonsten nur in Livekonzerten stark auffallende Schwäche von Drummer Mick Pointer durch viele monotone Rhythmen erstmals auch hier deutlich.

Insgesamt kann man Arena auf keinen Fall einen Rückschritt vorwerfen: Fans werden bestimmt über das neue Album sehr erfreut und zufrieden sein, mir persönlich fehlt allerdings ebenso der Fortschritt, das Progressive im wahrsten Sinne des Wortes. „Pepper’s Ghost“ bietet also kurzweilige Unterhaltung nach dem grob bekanntem Muster. Außer dem für Arena neuartigen Comikcover, dass aber ebenfalls nur eine Hommage an alte Neoprog-Platten ist, findet sich hier nichts bahnbrechend Neues. Ein solides Album.

Wertung: 7.5 / 10

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