Also, jetzt mal ernsthaft. Wir wollen hier nicht mal im Ansatz um den heißen Brei herumreden. Wer hat sich diesen Schmarrn nicht nur ausgedacht, sondern am Ende auch noch durchgewunken? Die Ausgangslage: SALTATIO MORTIS haben die letzten Jahre auf ihren Alben immer mehr Späßchen, Techno, Düdeldi und Düdeldei integriert und ziehen live eine bunte, laute Party ab. Mit der einstigen Folk- und Mittelalter-Band hat das nicht mehr viel gemein. Wie man am sehr gelungenen „Finsterwacht“-Album gemerkt hat, können SALTATIO MORTIS durchaus noch, wenn sie wollen – sie wollen nur eben nicht mehr so wirklich. Da der Quatsch-Anteil bei SALTATIO MORTIS anscheinend ein Maximum erreicht hat, bei dem es weiterer Ausdrucksformen bedarf, entstand durch einen leopardengefärbten Urknall BAD LOVERZ und „Greatest Hits“, ein Sammelsurium an akustischen Grausamkeiten.
SALTATIO MORTIS treiben es mit BAD LOVERZ dabei so weit auf die Spitze, dass sie ihrem Abkömmling eine 80er-Jahre-Hair-Metal-Hintergrundgeschichte andichten, sich superlustige Namen wie Venice Steel oder Maverick Boom verpassen und sich in die schäbigsten Buttinette-Kostüme werfen, die der arme Praktikant beim After-Faschings-Sale noch im letzten Eck des staubigen Lagers herausziehen konnte. „Ein Hoch auf die Kinder unserer Eltern“, würden die BAD LOVERZ wohl schallend lachend skandieren, während sie sich vor schmierigen Spiegeln in muffigen Proberäumen mit Leder- und Polyester-Altkleidern einhüllen. Schade, dass das peinliche Rumgehampel in lächerlichen Kostümen noch nicht das Schlimmste an der ganzen Sache ist: Da fehlt ja noch die Musik …
Mit ihrer Songauswahl, den „Greatest Hits“, zeigen BAD LOVERZ mal so richtig, wo der Frosch die Locken hat. Große Hits sind freilich all die auserkorenen Songs von profilierten Künstlern wie BON JOVI („Livin’ On A Prayer“), RICK ASTLEY („Never Gonna Give You Up“) oder PETER SCHILLING („Major Tom“), die sich nicht gegen diese unsäglichen Verballhornungen wehren konnten. Über alle Songs wird die BAD-LOVERZ-Schema-F-Formel mit dem immergleichen Beat, komplett zufällig wirkendem Dudelsackgedudel und Standard-Riffs aus der Tedi-Grabbelkiste gelegt. Klingt schlecht, ist noch schlechter. Wie man etwa das „Pokémon“-Theme mit Herzblut, Esprit und eigener Note vertonen kann, zeigten FROG LEAP. BAD LOVERZ dagegen rotzen das Ding erst lieblos auf Englisch und direkt danach auf Deutsch hin. Das schmerzt Nerds, Musikliebhaber und Lebewesen mit Ohren gleichermaßen. Im Ernst, jede notdürftig kostümierte Power-Metal-Band hat mehr Charme als BAD LOVERZ. Ach, fast alle Malle-Künstler sind qualitativ noch weit über dem hier. Die FEUERSCHWANZ-Cover sind oft cringe und schwer ertragbar, haben aber meistens Seele und eine eigene Note. BAD LOVERZ haben einfach nichts davon. „Lieber Kröten im Beutel, als ’nen Frosch im Hals“ scheint hier das Motto für den schnell verdienten Taler zu sein.
Dem Ganzen die Krone setzt der Gesang von Alea … pardon, Venice Steel auf. Es ist unklar, ob er zu viel musikalische Zeit mit Tetzel verbracht hat, aber warum zur zugefrorenen Hölle klingt er das komplette Album wie ein Möchtegern-Influencer auf Instagram, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Mikrofon richtig herum hält? Das ist alles so dermaßen schief und neben der Spur, dass es nur Absicht sein kann, um gefährliche Triggerpunkte und Rage Bait auszulösen.
Leute, habt Spaß damit, wenn ihr wollt, und lasst es euch von niemandem ausreden oder verderben. Schön für euch. Nehmt es als Guilty Pleasure, als gelungene Persiflage oder was auch immer ihr wollt wahr und tanzt, brüllt und klatscht dazu. Das Leben ist ernst genug und zu kurz, um sich dafür zu schämen. Die Zuschauer im Fernsehgarten und auf Wacken hatten schließlich auch ihre Freude dran. Aber bitte, liebe BAD-LOVERZ-Fans, versteht auch gegenteilige Meinungen. Wir haben es hier mit der schlechtesten Coverband des Jahres zu tun. Mit einem frechen Versuch, Klassikern einen eigenen Stempel aufzudrücken. Mit einem kläglichen Vorstoß, witzig zu sein. Mit einem schamlosen Angriff auf den guten Geschmack. An „Greatest Hits“ ist – abgesehen von der druckvollen Produktion – nichts gut. Der einzige Lichtblick besteht darin, dass SALTATIO MORTIS das Projekt mit der fiktiven „Final Comeback Farewell Tour“ direkt beerdigen. Danke, dass ihr damit wieder aufhört!
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Wertung: 1 / 10


ich verfolge deine reviews und kolumnen schon länger und ich fande sie immer sehr interessant und vor allem ansprechend aber bei diesem album darf ich auch mal meine meinung sagen. Klar jeder hat einen anderen Geschmack was musik angeht. woher möchte man wissen das samo was mittelalter angeht überhaupt deren musik und Sprache im mittelalter entsprochen hat(so wie andere mittelalterbands)? das weiß keiner. Zweitens irgendwann ist jedes Thema ausgelutscht seis zweiter Weltkrieg oder mittelalter und man sollte froh sein das manch eine Band nicht permanent bei einer Sache oder Thema hängen bleibt sondern das sie eigene Ideen entwickelt (und dennoch bei ihrem style bleibt, ps nein nicht jeder track hat den selben beat und Dudelsack ist auch passend und entgegen dem was du geschrieben hast wenn man jeden track hört, angebracht) was neues angeht auch nur wenn es cover sind. Ist wie Festivals, manche sind froh das sie sie weiter entwickeln wie zb sanitär und einlass ect andere wiederum wünschen sich den alten spirit zurück abef das geht nicht weil von Natur aus jeder mit der zeit geht . Aber die zeit hält nunmehr nicht an egal in welchem Bereich und schlecht reden kann jeder alles aber besser machen? erstmal drüber nachdenken ob man es besser hinbekommen würde und wenn nicht?
ist wie Fußball jede meckert rum das der und der es falsch gemacht hat aber schlecht reden kann jeder besser machen die wenigsten. Dann wenigstens drunter schreiben das es nur eine meinung ist vom autor ….
ps und darauf stolz sein das andere den Mut haben eigene Ideen zu verwirklichen aber andere nicht mal ein Instrument spielen können
Pps
ps. MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG
Hallo Phillip,
danke für deinen Kommentar und dass du meine Artikel schon länger verfolgst! Natürlich darfst du deine Meinung sagen, das darf jeder hier. Genau so ist auch eine Review IMMER die persönliche Meinung eines Redakteurs. Wir versuchen, unsere Reviews immer so objektiv wie möglich zu schreiben – doch bei allem Versuch der Objektivität ist eine Review ein Meinungsartikel und daher subjektiv. Deswegen müssen wir auch nicht drunter schreiben, dass das Review unsere Meinung widerspiegelt, da die Art des Artikels per se subjektiv ist. Dass dieser Texte subjektiver und emotionaler verfasst ist als meine meisten anderen Texte, stimmt. Dieses Album hat mich emotional auf einer gewissen Ebene sehr unangenehm berührt und das musste ich hier zum Ausdruck bringen :D
Wenn du meine Artikel verfolgst, weißt du vielleicht auch, dass ich absolut kein Problem habe, wenn Bands sich verändern und andere Musik als früher machen. Ich habe nur ein Problem damit, wenn Bands schlechte Musik machen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß mit dem Album, lass dir weder von meiner noch einer anderen Meinung die Freude dran verderben.