Review Botanist – Hammer Of Botany (EP; Re-Release)

Als Musiker einen völlig neuartigen Stil zu kreieren, ist gewiss kein leicht umzusetzendes Vorhaben, weshalb selbst die einfallsreichsten Black-Metal-Bands ihre Einflüsse nur selten gänzlich aus ihrer eigenen Arbeit heraushalten können. Der amerikanische Multi-Instrumentalist Otrebor ist jedoch einer dieser Ausnahmekünstler, deren Schaffen sich nahezu jedweder Referenz entzieht. Sein ehemaliges Soloprojekt BOTANIST, das seit dem letzten Release „Collective: The Shape Of He To Come“ als mehrköpfige Band agiert, ist bekannt für seinen unverwechselbaren, „Green Metal“ getauften Stil, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass ein verzerrtes Hackbrett jenen Platz einnimmt, der im Metal sonst der E-Gitarre vorbehalten ist. Anlässlich ihres Einzugs in ein neues Labelzuhause veröffentlichen BOTANIST nunmehr ihre 2015er EP „Hammer Of Botany“ erneut.

Wer das Minialbum bereits sein Eigen nennt und sich daher nicht angesprochen fühlt, sollte sich an dieser Stelle trotzdem nicht übereilt abwenden, denn mit „Oplopanax Horridus“ enthält der Re-Release einen bisher unveröffentlichten Track, womit BOTANIST die Laufzeit der ursprünglich gut zwanzigminütigen EP um ganze 13 Minuten verlängert haben. Trotz seiner vermeintlichen Überlänge im Vergleich zu den sonst eher kompakt gehaltenen Tracks ist die neue Nummer keineswegs bloß als ein zu Marketingzwecken lieblos ans Ende der EP geklatschtes Gimmick zu betrachten. Vielmehr beinhaltet „Oplopanax Horridus“ sämtliche Trademarks, für die BOTANIST von Fans und Kritikern geschätzt werden, womit Otrebor den Beweis erbringt, dass sein eigentümliches, musikalisches Konzept nicht nur über kurze Strecken funktioniert.

Ebenjene Eigenheiten zeichnen allerdings auch die übrigen Songs auf „Hammer Of Botany“ aus. Das für BOTANIST (und nur für BOTANIST!) typische Spiel mit dem Hackbrett schwankt beständig zwischen unnahbarer, beinahe schon leuchtend heller Anmut („Pelargonium Triste“) und blankem, albtraumhaft verdrehtem Wahnsinn („Flame Of The Forest“), dem das polternde, eigenwillige Drumming in puncto Kreativität in nichts nachsteht. Charakterlose Standard-Blast-Beats und Riffs braucht man hier nicht zu befürchten.

Einzig die stark verzerrten, heiseren Screams tun den ansonsten geradezu magischen Tracks aufgrund ihres allzu offensichtlichen Mangels an Gesangstechnik und Stimmvolumen eher weh als wohl. Glücklicherweise hat man es hierbei jedoch mit einem verhältnismäßig kleinen Übel zu tun, da in manchen der Stücke zusätzlich geheimnisvoll geflüstert („The Footsteps Of Spring“) oder einlullend gesungen wird, sodass der dürftige Schreigesang nur einen Teil der Vocals ausmacht. In Anbetracht der außergewöhnlichen Instrumentierung, die BOTANIST auf dem Kurzalbum zum Besten geben, kann man ihnen diesen Schwachpunkt durchaus verzeihen.

Als Appetithappen für jene Hörer, die BOTANIST womöglich erst durch die Unterstützung ihrer neuen Labelheimat kennenlernen, eignet sich „Hammer Of Botany“ ausgesprochen gut. Neugierige können sich anhand der EP sowohl über die Stärken als auch über die geringfügigen Schwächen der Band einen repräsentativen Überblick verschaffen und darauf basierend entscheiden, ob sie sich mit dem doch recht verschrobenen Sound des Projekts anfreunden können. All jene Fans, die BOTANIST ohnehin schon längst am Haken haben, bekommen mit „Oplopanax Horridus“ immerhin einen spannenden neuen Track geboten, der die Wartezeit auf das nächste Full-Length-Album zumindest ein bisschen erträglicher machen sollte.

Keine Wertung

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