Review Cabal – Drag Me Down

Die langen skandinavischen Nächte gehören fürs Erste der Vergangenheit an. Die Vögel zwitschern und die Tage sind wieder länger hell als dunkel. Doch die Kopenhagener Kombo CABAL scheint etwas gegen die aufkommenden Frühlingsgefühle zu haben. Denn mit ihrem zweiten Album „Drag Me Down“ bringt sie abermals die Finsternis zurück: Mit einem düsteren Mix aus Death Metal, Hardcore sowie doomigen und progressiven Elementen soll nun auch der internationale Durchbruch des bisherigen Geheimtipps gelingen.

Bereits mit dem ersten Track „Gift Givers“ stellen die Dänen eine Sache sofort klar: Hier werden keine Gefangenen gemacht. Ohne Rücksicht auf Verluste poltert einem die Deathcore-Walze entgegen und mäht einen nieder. Dies soll sich auch über die weiteren neun Lieder nicht ändern. Doch musikalisch ist der Opener selbst dabei einer der uninteressantesten Songs der Platte. So wird zu Beginn altbekannte Deathcore-Kost geboten, bevor im Anschluss die einen oder anderen Überraschungen auf den Hörer warten.

Mit clever eingesetzten doomigen Passagen verleihen CABAL ihrem zweiten Werk eine unheilvolle Grundstimmung, die stellenweise an die britischen Kollegen von Black Tongue erinnert. Gerade im Titeltrack und auf „Sjælebrand“ gelingt dies mit Bravour. Drückende Riffs paaren sich mit langsamen, zermürbenden Breakdowns, der tief gestimmte Bass dröhnt äußerst fett durch die Boxen und erschüttert den Hörer bis aufs Mark. Doch nicht nur mit der doomigen Herangehensweise weiß das Quintett zu überzeugen: Auf „It Haunts Me“ schleichen sich orchestrale Elemente ein, mit denen dem Track sofortiger Wiedererkennungswert verliehen wird. Das absolute Highlight von „Drag Me Down“ ist allerdings „The Hangman’s Song“: Wie ein mächtiges Ungetüm, das aus der Ferne auf einen zuläuft und immer schneller wird, je näher es kommt, baut sich das Intro-Riff auf, bevor Schreihals Andreas Paarup seine hasserfüllten Vocals anfängt zu spucken. Mit den immer wiederkehrenden Tempowechseln heben CABAL das Stück zwischen den restlichen Songs hervor und verweben geschickt schleppende und schnelle Riffs miteinander.

Doch auch die Auswahl der Features ist ein großer Pluspunkt von „Drag Me Down“: Jamie Hails von Polaris, Kim Song Sternkopf von Møl und sogar Triviums Matt Heafy verleihen je einem Track ihre Stimme. Dabei gelingt das Zusammenspiel mit Paarups sowieso schon vielseitiger Vorstellung einwandfrei. Die Sänger ergänzen sich gegenseitig und können mit ihren rein gutturalen Vocals stets eine kleine Duftmarke hinterlassen.

Während sich der Großteil des Albums auf einem hohen Niveau abspielt, gelingt es den fünf Jungs allerdings nicht über die gesamte Länge, allen Tracks ihren eigenen Stempel zu verpassen. So folgen der bereits angesprochene Opener „Gift Giver“, „Death March“ oder auch „Unbound“ einem klassischen Deathcore-Schema, finden den Höhepunkt in einem Breakdown und hinterlassen letztendlich keinen bleibenden Eindruck. Das ist dahingehend schade, da CABAL es durch diese etwas uninspiriert wirkenden Songs verpassen, ein wirkliches Top-Album herauszubringen. Insgesamt hält „Drag Me Down“ aber vieles, was es verspricht. So legen die Dänen ein düsteres, modernes Deathcore-Album vor, das gerade in der Szene verankerte Fans glücklich stimmen dürfte. Der ganz große Wurf ist zwar noch nicht geglückt, aber dafür haben die jungen Kerle ja auch noch etwas Zeit.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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