Review Crematory – Monument

25 Jahre Bandbestehen und 13 Studioalben – die deutschen Gothic-Metaller CREMATORY können auf eine eindrucksvolle Historie zurückblicken. Das Jubiläum möchte man nun mit dem neuesten Werk feiern, das den wenig bescheidenen Titel „Monument“ trägt.

Im Vorfeld musste die Band einige Besetzungswechsel hinnehmen. Der auffallendste ist die Ersetzung des Gitarristen und Sängers Matthias Hechler, welcher die Band aus persönlichen Gründen verlassen hat, durch Tosse Basler, der fortan die cleanen Vocals als Gegenpart zu Felix Stass‘ Growls übernimmt. Stass und Hechler waren ein eingespieltes Team und insofern kann es nicht verwundern, dass sich der durch Baslers Stimme veränderte Sound noch nicht wirklich rund und stimmig anfühlt. Die Schuld hierfür Tosse Basler zu geben, der an sich eine gute Gesangsleistung liefert, wäre unangebracht, denn die gefühlte Unstimmigkeit hätte vermutlich jeder neue Co-Sänger ausgelöst. Hier benötigt es wohl noch Zeit, sich an die neue Stimme zu gewöhnen.
Wie sieht es aber mit den Songs auf „Monument“ aus? Wenn „Misunderstood“ das Album eröffnet, ist die CREMATORY-Welt noch vollends in Ordnung. Es handelt sich um einen gelungenen Opener, auf dem Felix Stass souverän wie eh und je röhrt und dabei obendrein einen tollen Refrain mit Wiedererkennungswert schafft. Leider setzt sich „Monument“ nicht ausschließlich aus großartigen Songs wie diesem zusammen, sondern beinhaltet auch wenig ansprechendes bis uninteressantes Material. Ein Beispiel hierfür findet sich in „Ravens Calling“, bei dem man sich fragt, warum gerade hierzu ein Musikvideo gedreht worden ist. Ebenfalls geht „Before I Die“ zum einen Ohr hinein, zum anderen aber ebenso schnell wieder heraus, ohne wirklich eine nennenswerte Spur zu hinterlassen. Natürlich gibt es auch mehr hörenswertes Material als den Opener, „Falsche Tränen“ etwa überzeugt auf ganzer Linie nicht zuletzt durch einen sehr gelungenen Refrain, der live bestimmt Eindruck machen könnte, weswegen zu hoffen ist, dass CREMATORY diesen Song ins Set aufnehmen werden. Auch „Everything“ weiß sehr zu gefallen und ist im oberen Qualitätsbereich angesiedelt. Dennoch überzeugt „Monument“ nicht vollends als Gesamtwerk, da die großartigen Songs immer wieder von solchen abgelöst werden, die belanglos wirken und wenig überzeugen.
Auch in Sachen Lyrik leisten sich CREMATORY ein paar unelegante Schnitzer. Es ist bei musikalisch überzeugenden Songs oftmals durchaus möglich, über schwache Texte hinwegzusehen, doch wenn dem Hörer im Refrain zum ansonsten eigentlich recht guten „Die So Soon“ immer wieder die rhetorisch platt wirkende Formulierung „Don’t get me wrong, I’m so happy today, `cause I’m gonna die so soon, don’t get me wrong, `cause it’s okay“ vorgetragen wird, lässt sich das auf Dauer nicht ignorieren. Man kann das Thema Todessehnsucht gerne behandeln, aber das geht, selbst wenn man kein Fan von hochtrabenden Metaphern ist und seine Texte gern direkt unverblümt hält, lyrisch deutlich anspruchsvoller.

Die erwartete beziehungsweise erhoffte Offenbarung ist „Monument“ letzten Endes nicht geworden. Das Album hat seine sehr starken Momente, ist von der Qualität großartiger CREMATORY-Scheiben wie „Pray“ oder „Infinity“ jedoch ein ganzes Stück entfernt. Immerhin schielt das Album stilistisch aber wieder mehr in Richtung der älteren Werke und lässt den übertriebenen Electro-Einsatz der Vorgängerplatte „Antiserum“ weit hinter sich. So fühlt sich „Monument“ zumindest wieder mehr nach einer typischen CREMATORY-Platte an und das ist doch auch einiges wert.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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