Review Deadlock – Hybris

Seit dem letzten Release „The Re-Arrival“ hat sich einiges im Hause DEADLOCK getan: Tobias Graf verließ die Band im Jahr 2014 und verstarb kurz darauf an einer Krebserkrankung. Sängerin Sabine Scherer hingegen verabschiedete sich in diesem Jahr mit der Geburt ihres zweiten Kindes. Sorgen die aktuellen Besetzungswechsel also für neuen Drive oder klingt die Band so uninspiriert, wie es das Artwork vermuten lässt?

Am Grundkonzept ihres musikalischen Konstrukts hat die Gruppe zumindest nichts verändert. Klargesang und gutturaler Gesang wechseln sich ab oder agieren gemeinsam, während das Schlagzeug (gerne auch mit Doublebass) den Takt vorgibt und die Gitarren sich zwischen zurückhaltenden und energiegeladenen Passagen einpendeln. Erstmals seit dem Debütalbum „The Arrival“ finden sich mit „Ein deutsches Requiem“, eine Johannes-Brahms-Interpretation, und „Vergebung“ zwei deutschsprachige Titel in der Trackliste von „Hybris“ wieder, während letzteres nur ein instrumentales Intermezzo darstellt. Verspielt-akustische Gitarren-Momente oder Choreinlagen, wie sie im Outro von „Blood Ghost“ zu hören sind, lockern die Atmosphäre etwas auf und lassen leichten Hoffnungsschimmer aufkommen. Jedoch plätschern die meisten der zehn Stücke relativ willkürlich und ohne großen Charme vor sich hin.

Das liegt nicht nur an der eher dünnen Stimme von Neu-Frontfrau Margie Gerlitz, deren Vorgängerin Sabine Scherer die Band viele Jahre mit ihren energetischen Hooklines ausmachte und an die ihre Nachfolgerin nur bedingt qualitativ aufschließen kann. Auch die großen Ohrwurmnummern der Marke „Code Of Honor“, „Martyr To Science“ oder „Virus Jones“ fehlen dem neuesten Output vollständig. Damit wird leider der Weg von „The Arsonist“, das seinerzeit schon deutliche Mangelerscheinungen und einen kreativen Rückschritt verzeichnete, fortgeführt, obwohl der Longplayer bereits vor den einschneidenden Personalwechseln eingespielt wurde. Auch die teilweise ausufernden Gitarrensoli, die durchaus einen gewissen Reiz versprühen, können den festsitzenden Karren nicht aus dem Dreck ziehen. Ein weiteres prägnantes Manko ist das Ausbleiben von genrefremden Einflüssen wie Electro oder Hip Hop, für das die Formation in der Vergangenheit zwar oftmals harsche Kritik hinnehmen musste, die aber dennoch ein gewisses Charakteristikum darstellten und die moderne Ausrichtung unterstrichen. Alleine „Ein deutsches Requiem“, das mit klassischen Elementen und Falsettgesang ausgestattet wurde, begeistert in seinem wirren Mix auf ganzer Linie.

Mit „Hybris“ verarbeiten DEADLOCK sicherlich die zurückliegenden Schicksalsschläge, können aber dennoch nicht an ihre Glanztaten vor dem Jahr 2013 anschließen. Der zehn Tracks starke Longplayer verliert sich in einigen Längen und Melodic-Death-Geplänkel, das zumindest uninspiriert und nur bedingt mitreißend wirkt. Wenige spannende Momente machen aus einem mittelmäßigen Album eben trotz guten Willens kein Meisterwerk und so bleibt „Hybris“ wohl ein Stück Musik für eingefleischte und kritiklose Fans.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

Ein Kommentar zu “Deadlock – Hybris

  1. Die Platte ist deutlich stärker als der Vorgänger ‚The Arsonist‘. Und Margie kann auch singen. ‚Ein deutsches Requiem‘ hätte eine Sabine in allen Ehren niemals hinbekommen.

    ‚Berserk‘ knallt mal richtig rein. Ebenso ‚Welcome Deathrow‘. ‚Ein deutsches Requiem‘ ist ein Meisterwerk und eine tolle menschliche Geste an Tobi.

    Aber vielleicht bin ich ja nur ein ‚kritikloser‘ Fanboy ;-)

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