Review Dynfari – Vegferð Tímans

  • Label: Code666
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

„DYNFARI haben einen guten Anfang gemacht, ihr Potential werden sie in weiteren Veröffentlichungen bestätigen müssen.“ Dieses Fazit bekam die Debüt-Platte „Sem Skugginn“ des Duos aus Island vor etwa drei Jahren. Jetzt sind Jón und Jóhan zurück, haben das Line-Up auf das übliche Quartett vergrößert und wollen mit „Vegferð Tímans“ zeigen, wie sie selber ihre Musik reflektiert und verbessert haben.

Zunächst einmal fällt eine gewisse Verdichtung im Songwriting auf. Aus neun Songs mit 75 Minuten wurden acht mit 55 Zeigerumdrehungen Spielzeit. Dies ist auch im Post Black Metal immer noch opulent genug, lässt aber auf der anderen Seite genug Raum für griffigere Momente, woran es beim Erstwerk noch zu sehr gemangelt hat. Trotzdem ist “ Vegferð Tímans“ nicht grundsätzlich anders geworden.
Im Gegenteil, die Trademarks der Band finden sich hier erst recht wieder: massive Gitarrenriffs, die auch ohne Geschwindigkeit eine dosierte Aggression entfachen. Geschickt eingestreute Akustik-Parts, die den Gesamtklang auflockern. Episches Songwriting, welches ein gerüttelt Maß Erhabenheit transportiert. Meistenteils harsche Vocals, die die eisige Stimmung der Musik gekonnt aufnehmen. Aber auch klarer Gesang, sowohl aus männlicher als auch aus weiblicher Kehle.
DYNFARI scheinen gut zu spüren, wann sie den Nerv des Hörers treffen, denn dann neigen sie hier und da dazu, es mit der Dramatik etwas zu übertreiben. So hätte ein etwas spärlicherer Hall auf der gekreischten Stimme eventuell nicht geschadet, aber auch mancher Akustikgitarre hätte ein My weniger Beachtung nicht geschadet. Die beiden Songs, die an diesen beiden Aspekten am meisten kranken, sind auch die beiden längsten des Albums. „Vegferd I – Ab Terra“ (= „Reise – von der Erde“) und „Vegferd II – Ad Astra“ (= „Reise – zu den Sternen“) überzeugen zwar im Großen und Ganzen, gönnen sich aber auch als einzige Songs kurze Auszeiten, hier hätte man vielleicht noch ein bisschen Ballast eindämpfen können.
Ansonsten lässt “ Vegferð Tímans“ aber wenige Wünsche übrig. War das Debüt noch eine Suche nach sich selbst, präsentieren sich DYNFARI 2015 auf Augenhöhe des postmetallischen Zeitgeistes. Mitsingmusik wird man von den Isländern nicht zu hören bekommen, vielmehr sind es Lieder, in die man eintauchen muss und in denen man sich, etwas Eigeninvestition vorausgesetzt, tatsächlich verlieren kann. Unnötig zu erwähnen, dass das Gesamtpaket stimmig ist, das Artwork ist wiederum schlicht gehalten: Es zeigt eine isländische (?) Landschaft unter einem wolkigen Himmel, von dem zarte Sonnenstrahlen zur Erde sinken. Doch in der Schlichtheit liegt wie so oft die Kunst und diese hier rundet „Vegferð Tímans“ schön ab.

DYNFARI haben im Vergleich zum Debüt einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Im noch jungen neuen Jahr ein erstes Highlight im Genre, auch wenn nach wie vor Verbesserungspotential vorhanden ist. Bleiben sich die Nordmänner ihrer Linie und der Entwicklung treu, dann wird man zukünftig noch viel Freude an der Band haben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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