Review Ex Deo – Caligula

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Death Metal

Drei Jahre ist es her, dass Marizio Iacono und seine Kollegen von Kataklysm mit dem Projekt EX DEO ihrer Liebe zur Geschichte des Römischen Reiches Ausdruck verliehen. Dass hier tatsächlich eher die Begeisterung denn die Bildung Triebfeder war, offenbarte sich jedem auch nur ansatzweise humanistisch oder historisch gebildeten Betrachter im Video zu „Romulus“, in dem dieser in voller Legionärs-Montur vor der Kulisse des kaiserzeitlichen Roms seinen Bruder Remus erdolcht. Nun ja, sagen wir so: In ihrer der klassischen Erzählform geht die Geschichte etwas anders.

Die Liebe zu prunkvollen Rüstungen, ruhmreichen Schlachten und Pathos ist EX DEO auch auf dem Zweitling erhalten geblieben – und auch wenn Maurizi seines südländischen Typs wegen in den Videos zum neuen Album eine gute Figur macht – gehaltvoller werden diese dadurch nicht. Denn auch ohne die Texte vorliegen zu haben, erscheint zumindest die Zusammenstellung der Songtitel eher wahllos: Legen der Albumtitel und der Quasi-Titeltrack „I, Caligula“ nahe, es handle sich hier um ein Konzeptalbum über Gaius Caesar Augustus Germanicus (welcher sich, nebenbei bemerkt, selbst wohl nie mit dem unrühmlichen Spitznamen „Caligula“, also „Stiefelchen“, betitelt hätte), ist zumindest fraglich, ob es Maurizio Iacono wirklich gelungen sein kann, die Varusschlacht in „Teutoburg (Ambush Of Varus)“ sinnvoll in diesen Kontext einzubetten – wurde diese doch 9 n Chr., und damit drei Jahre vor Caligulas Geburt geschlagen. Und auch Textzeilen wie „I Caligula, am god made of flesh. The rope around your neck, this is the will of the gods! I Caligula, am master of all your fears“ lassen nicht allzu viel historischen Tiefgang erwarten.

Auch musikalisch hat sich im Hause EX DEO nicht wirklich viel verändert: Mit dem auf das epische Fanfaren-Intro folgenden „I, Caligula“ wissen EX DEO zunächst zwar tatsächlich zu überraschen – hier ist ihnen tatsächlich ein von Kraft und Groove strotzender Einstieg gelungen, der, bei allem kitschigen Pathos, direkt ins Ohr geht. Doch bereits nach dem ebenfalls noch recht starken „The Tiberius Cliff (Exile To Capri)“ zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen am stur durchgezogenen Konzept: Auf meterdicke Keyboardteppiche gebettete Midtempo-Stampfer, über die massenweise Samples und immer gleich klingenden Gesang im Stile von Feldherren-Gebrüll gelegt wurden, werden eben über die Zeit nicht spannender. Sicherlich ist es schön, wenn ein Album wie aus einem Guss klingt – wie ein Song muss dann aber auch nicht sein. Dabei ist „Caligula“ musikalisch zwar etwas ausgereifter als sein Vorgänger und auch der Sound ist druckvoller und einen Zacken glatter als auf dem Debüt. Allerdings sorgt das auch dafür, dass das Album mehr steriler und künstlicher klingt als das Debüt und den Charme des Römischen Reiches ungefähr so elegant einfängt wie „300“ den des antiken Griechenlands.

Mit „Caligula“ kann man vielleicht Freude haben, wenn man die Ansprüche nicht zu hoch schraubt und das Album als leichte Unterhaltungsware konsumiert. Zu mehr reicht es hier leider nicht: Dem selbstgestellten Anspruch, sich auf ernstzunehmende Weise mit dem Imperium Romanum auseinanderzusetzen, werden EX DEO auch ihrem zweiten Album in etwa so gerecht wie ein großteil der Viking-/Pagan-Metal-Bands im Hinblick auf die Wikingerzeit – mit dem Unterschied, dass diese es weit weniger krampfhaft versuchen. Inhaltlich überambitioniert, musikalisch zu uninspiriert und als Album zu dröge – wenn auch handwerklich nicht schlecht gemacht, weiß „Caligula“ doch nur in einzelnen Momenten zu begeistern. Das ist bei 50 Minuten Spielzeit definitiv zu wenig.

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