Review Fluisteraars – Bloem

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Es gibt viele Dinge, die man üblicherweise mit Black Metal verbindet – Blumen gehören jedoch definitiv nicht dazu. Dennoch haben sich die Niederländer FLUISTERAARS nicht nur dazu entschieden, für das Artwork ihres dritten Albums eine farbkräftige Fotografie von Mohnblüten zu verwenden, vielmehr stellt das Duo die Blume als Symbol für Verfall und Regeneration sogar ins konzeptionelle Zentrum der Platte, die schlicht „Bloem“ betitelt ist. Von den Vertretern einer Szene, die so sonderbare Acts wie An Autumn For Crippled Children, Laster und Urfaust hervorgebracht hat, sollte man ein solches Kuriosum zwar durchaus erwarten können, doch selbst für den erfahreneren Black-Metal-Connaisseur halten FLUISTERAARS hier die eine oder andere Überraschung parat.

Zunächst sollte man sich von dem harmlos erscheinenden Cover nicht hinters Licht führen lassen: „Bloem“ ist beileibe keine Sammlung von Flower-Power-Hippie-Hymnen, sondern so klanggewaltig, wie es sich für ein Album dieser Stilrichtung gehört. Ohne lange zu fackeln, eröffnen FLUISTERAARS die gerade einmal 34 Minuten lange Platte auf „Tere Muur“ mit kernigen Screams, kräftigen Tremolo-Riffs und ungestümem Drumming. Nach dem zwar energiegeladenen, aber noch ein wenig ausdruckslosen Opener wird es jedoch erst richtig interessant. Im anschließenden „Nasleep“ verfinstern sich die Gitarren deutlich und die eigenartig verworrenen Screams klingen nun heiserer und klagender.

Mit „Eeuwige Ram“ und „Maanruïne“ folgen später zwei getragenere Stücke, in denen FLUISTERAARS melancholische, erhabene und mitunter sogar fast schon triumphale Gitarren-Leads an die Spitze des Geschehens stellen. Als wären die Metal-Instrumentierung und die Vocals nicht ohnehin mitreißend und das thematische Konzept ungewöhnlich genug, um „Bloem“ zu einer herausragenden Platte zu machen, greifen FLUISTERAARS zum Teil auch noch zu dem Black Metal gänzlich fremden Stilmitteln, um ihre Musik lebendiger zu gestalten.

Hierbei ist keineswegs bloß von beschwingten Akustikgitarren und gefühlvollen Pianopassagen die Rede, welche auf „Bloem“ zwar ebenso Platz finden, aber heutzutage wohl keinen Black-Metal-Hörer noch überraschen würden. Vielmehr ist hiermit das Zusammenspiel aus Tamburin, Pauke, Posaune und Trompete gemeint, mit welchem FLUISTERAARS ihren Songs gelegentlich einen kauzigen Touch verleihen und das mit seinem wehmütigen und doch lebensbejahenden Grundton auf „Maanruïne“ gar an einen Trauerumzug aus New Orleans denken lässt. Bringt man dann auch noch die einwandfrei ausgewogene Produktion ins Treffen, kann man eigentlich nur noch von einem rundum gelungenen Kunstwerk sprechen.

Trotz seines fraglos kraftvollen, jedoch etwas unspektakulären Auftakts ist „Bloem“ ohne jeden Zweifel eine der außergewöhnlichsten Veröffentlichungen, die die schwarze Musikrichtung derzeit zu bieten hat. Mit jedem Track blüht die Platte weiter auf und offenbart einen klanglichen Farbreichtum, wie ihn kaum eine andere Band des Genres zu erdenken wagt, geschweige denn überhaupt vermag. Dem exzentrischem Ruf ihrer heimischen Szene werden FLUISTERAARS damit voll und ganz gerecht, sodass ihr drittes Album bedenkenlos jedem zu empfehlen ist, der bereit ist, seine vorgefasste Meinung dazu, wie Black Metal zu klingen hat, zu überdenken.

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Wertung: 8 / 10

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