Von der saarländischen Provinz auf die hochpolierte Bühne: Seit dem ESC-Vorentscheid 2025 sind FROM FALL TO SPRING kein unbekannter Name mehr in der Szene. Die Neunkircher präsentieren nun ihr zweites Album „Entry Wounds“. Nach dem starken Debütalbum „Rise“ und dem raketenhaften Bekanntheitsschub durch den ESC-Vorentscheid erwartet man Großes. Kann „Entry Wounds“ diese Erwartungen erfüllen?
Nach einem interessant gestalteten Intro inkl. Modemgeräuschen starten FROM FALL TO SPRING mit „Chasing The High“. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten entwickelt sich der Track zu einem eingängigen Stück. Fraglich bleibt jedoch, ob die bewusste Autotune-Einlage im Refrain nötig war. Sie wirkt zu Beginn irritierend, versucht sich aber durch ihren roboterhaften Ton in den klangthematischen Rahmen des Albums einzufügen. Am Ende haben die Saarländer damit dennoch ein ansprechendes Livestück geschrieben.
Mit „Pieces“ bringen FROM FALL TO SPRING eine Überraschung im Strophenbereich. Die Band fährt hier einen Beat inkl. Sprechgesang auf, der fast schon amerikanisch und dazu noch mit mitreißendem Crescendo daherkommt. Dennoch betrauert man in „Pieces“ einen ausbleibenden Breakdown. Die raffiniert ausgearbeitete Bridge hätte förmlich nach einem solchen verlangt – er wäre erwartbar, erwünscht und zugleich die ideale Abrundung gewesen. Stattdessen setzen die Jungs am Ende noch einmal auf den Refrain. Der ist zwar eingängig, doch damit wurde eine perfekte Gelegenheit verschenkt. Auch in der treibenden Corenummer „I Won’t Back Down“ gehen FROM FALL TO SPRING eher stiefmütterlich mit dem dynamischen Bruch um. Wer nach dem härteren Pre-Chorus einen echten Ausrastmoment erwartet, trifft stattdessen auf einen vergleichsweise zarten und damit ernüchternden kleinen Moshpart.
Dass die Saarländer auf „Entry Wounds“ auch die härtere Gangart beherrschen, stellen sie jedoch mit „Control“ unter Beweis. FROM FALL TO SPRING haben diese Nummer zudem auch schon in der Vorrunde des deutschen ESC-Vorentscheids ins Rennen geschickt. Zwar erscheint der Refrain vorhersehbar, doch mit markanten Screamparts und angezogenem Tempo in der Bridge liefern die Neunkircher endlich die gewünschte Portion Druck. Ein Beweis: Wenn sie wollen, können sie.
Das zeigen sie auch mit dem starken Abschlusstrack „Simulation.exe“. Hier erinnern die Saarländer variationstechnisch an den ambitionierten Klang von „Rise“, den man leider bei den meisten Titeln von „Entry Wounds“ vermisst. Dabei hört man bei Titeln wie „Blood“, „Control“ und insbesondere bei „Simulation.exe“, dass in den Jungs ein Feuer lodert, dessen Flammen ausschlagen und eben nicht gebändigt werden wollen. Mut zum Ausbruch: Das sollte hier das Motto sein.
FROM FALL TO SPRING agieren auf „Entry Wounds“ streckenweise zu defensiv. An dessen Vorgänger „Rise“ reicht das Album deshalb nicht heran. Die meisten Titel sind durchaus angenehm zu hören, jedoch verlieren sie schnell die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerschaft, da sie teilweise nur wenig Überraschungen bringen. Dennoch gelingt es der Band, mit treffsicher gesetzten Bridges und griffigen Refrains zu punkten. Dann nämlich zeigen FROM FALL TO SPRING, was sie eigentlich draufhaben und dass sie ihr Handwerk beherrschen. Packen können sie einen. Das müssen sie nur ausreichend zeigen.
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Wertung: 7 / 10

