Review Impavida – Eerie Sceneries

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Die sphärischen Klänge einer Synthie-Melodie, sich gesellen sich Gitarren und Schlagzeug – schon der Einstieg zum Debüt-Werk des deutschen Black-Metal-Projekts IMPAVIDA klingt sehr gelungen. Und auch, was folgt, weiß das Herz des geneigten Fans höher schlagen zu lassen. Nur selten nämlich erwies sich ein Albumtitel passender als „Eerie Sceneries“. Vielleicht Shinings „Livets Ändhallplats“, oder, naheliegender, „The Eerie Cold“.

Wenn man sich schon mit dem Debüt an solch legendären Veröffentlichungen messen lassen „muss“, hat man es ja schon recht weit gebracht. Denn was das Duo hier präsentiert, braucht  wirklich keinen Vergleich zu scheuen. Schon der erste Track, „Into Empty Spheres“, überwältigt mit düstersten Klänge aus atmosphärischen, aber dafür umso räudiger-schwarzmetallen abgemischten Gitarrenriffs mit einem Hauch Negura-Bunget-Flair, Clean-Gitarren-Parts, einigen perfekt eingebauten Synthie-Melodien sowie rauem und dreckigem Kreischgesang. Und das über elf Minuten hinweg. Denn IMPAVIDA verstehen, den Hörer vollends zu vereinnahmen und versetzen ihn in eine düstere Welt aus Trauer, Einsmkeit und Schwermut, in der Sekunden so zäh verfließen, als wären es Minuten und Minuten, als wären es Stunden. So lassen IMPAVIA die Zeit vergessen.

Lediglich der Anfang zu „Dark Skies“ lässt kurz stutzen: Mit dem Sample einer verzweifelten, depressiven Frauenstimme über eine cleane Melodie haben sich IMPAVIDA hier fast einen Schritt zu weit in Shining’sches Territorium vorgewagt – zumal der hier gesamplete Text („I like it when the red water comes out“) auch inhaltlich zu den Schweden gepasst hätte. Was nicht heißen soll, dass es bei IMPAVIDA unpassend oder gekünstelt wirken würde – ganz im Gegenteil: elegant verschmilzt das Sample mit dem Song, die Stimme mit der Stimmung. Dass hier eine Youtube-Cartoon-Serie (Salad Fingers von David Firth) gesamplet wird? Irgendwie fast wieder witzig, wenn auch nicht unbedingt „true“.

„Watching The World Through Pale Eyes“, mit seinen vergleichsweise knappen drei Minuten eher als Interlude zu sehen, ist zuzuschreiben, dass „Eerie Sceneries“ nicht nach dem vierten Track schon die Spielzeit so mancher anderer Veröffentlichung überschritten hat. Damit bleibt es jedoch der einzige der sechs Tracks, der unterhalb der magischen Acht-Minuten-Grenze bleibt.

Und ehe man es sich versieht, ist man beim von verheißungsvoll düsterem Klavierspiel eingeleiteten „Traumata“ angelangt, das mit seinen 13 Minuten in Sachen Länge, aber vielleicht auch im Bezug auf Atmosphäre und Intensität nochmal alles bisher Gehörte übertrifft: Das Klavier wird recht bald durch den Synthie abgelöst, dessen Melodien sich als roter Faden durch den gesamten Song ziehen – mal bloß von einer klaren Männerstimme begleitet, ein andermal von schweren Gitarrenriffs untermalt – bis nach circa zwei Dritteln des Songs das Klavier noch einmal in Erscheinung tritt, ehe es endgültig den Gitarren Platz macht.

An die 54:18 Minuten sind vergangen, eine knappe Stunde auf der Uhr an der Wand. Gefühlt? Vielleicht Minuten, vielleicht Stunden – aber eigentlich tut das nichts zur Sache – denn was ändert es schon, ob in der rastlosen Welt dort draußen nun Sekunden, Minuten oder Stunden verstrichen sind: Mit „Eerie Sceneries“ war man eh nicht dort.

Wertung: 9.5 / 10

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