Review It Bites – The Tall Ships

IT BITES sind zurück: Die ungekrönten Könige des Pop-Progs liefern 19 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Eat Me In St. Louis“ ein brandneues Werk ab: „The Tall Ships“ bietet elf frische Kompositionen plus den Bonustrack „When I Fall“ (bei der Erstpressung) und transportiert den melodieverliebten und keyboardlastigen Sound der Engländer ins 21. Jahrhundert.

Zwei Opfer hat die Reunion jedoch gebracht: Francis Dunnery, früherer IT BITES-Songwriter und Sänger, wandelt weiterhin auf Solopfaden. Stattdessen haben die verbliebenen Musiker John Mitchell als neuen Gitarristen und Sänger engagiert. Eine gute Wahl, denn Mitchell hat in den letzten Jahren mit Projekten wie Kino, Frost und seiner Band Arena bewiesen, dass er ein sicheres Gespür für mehrstimmige Ohrwurm-Melodien mit Popappeal hat und außerdem ein guter Sänger ist. Zudem übernimmt seit kurzem Lee Pomeroy den Bass von Dick Nolan.

Mit John Mitchell auf der Besetzungsliste überrascht es nicht, dass die Songs auf „The Tall Ships“ gelegentlich ein wenig nach Kino klingen; andererseits erinnern Tracks wie „Ghosts“ oder „Lights“ klar an alte IT BITES-Großtaten wie z.B. „Kiss Like Judas“. Den Hörer erwarten anspruchsvolle, atmosphärische und emotionale Rocksongs, die insbesondere in ihren Instrumentalteilen an Neoprog und Melodic Rock erinnern. Mitchell selbst steuert einige wundervolle Gitarrensoli bei, während John Beck herrliche Achtziger Jahre-Keyboards auspackt. Über all dem stehen Melodien und Texte, die zwar nachdenklich, aber grundsätzlich positiv und lebensbejahend sind. Die zwei Longtracks „This Is England“ (13 Minuten) und „The Wind That Shakes The Barley“ bieten ausreichend Abwechslung und Tiefe, um auch Freunde von epischen Klängen zufrieden zu stellen. Hartgesottene Frickelanhänger werden bei dem Vierer allerdings nicht auf ihre Kosten kommen: Die Herren Mitchell, Beck, Pomeroy und Dalton ziehen mitreißende Melodien und schlüssige Arrangements der ziel- und sinnlosen Frickelei vor.

Das stimmungsvolle Artwork weiß ebenso zu gefallen wie die druckvolle, aber trotzdem detailverliebte Produktion. Dies alles ergibt eine Platte, die sowohl bei intensiver Auseinandersetzung, als auch beim lockeren Nebenbeihören eine richtig gute Figur macht und mit einem unnachahmlichen Achtziger-Charm aufwartet. IT BITES haben einen hervorragenden Begleiter für den Spätsommer und frühen Herbst geschaffen, der keine nennenswerten Schwächen hat und wunderbar unterhält – auch wenn alteingesessene Fans der Combo Francis Dunnerys Gesang sicher vermissen werden.

Als Anspieltipp eignet sich vorallem das knackige „Ghosts“, aber auch das achtminütige Prog-Vorzeigewerk „The Wind That Shakes The Barley“.

Wertung: 9 / 10

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