Review Kardashev – Alunea

KARDASHEV aus Arizona sind eine „klassische“ Nischen-Band. Obwohl der Output des Quartetts bisher ohne großen Tadel besprochen wurde – ganz im Gegenteil sogar –, scheint der Sprung auf die nächste Stufe starr-metallischer Aufmerksamkeit auszubleiben. Als Death-Gaze bezeichnete die Band bis zuletzt ihr Schaffen. Man zelebrierte also den Schulterschluss rasanten Black und Death Metals mit verträumten Post-Rock-Arrangements.

Seit „Liminal Rite“ hat die Band dieses Konzept nicht nur erweitert, KARDASHEV haben auf ihrem neuen Album „Alunea“ beinahe einen Genrewechsel hingelegt. Waren die Vorgängeralben in Sachen Songwriting noch recht einfach zu erschließen, hält auf „Alunea“ eine ordentliche Portion Progressive Death Metal Einzug. Bereits ab den ersten Tönen des Openers „A Precipice. A Door“ werden Erinnerungen an Ghosts Of Echoes oder frühe Ne Obliviscaris geweckt, wobei diese beiden Namen tatsächlich nur als Orientierung dienen können. Das erhebende Gefühl beim Einstieg in den Song wechselt sich konsequent mit wuchtigem Death Metal ab, der nicht nur eine neue Komplexität, sondern auch neue emotionale Spannungsbögen eröffnet.

„Reunion“ setzt den eingeschlagenen Weg zwischen technischer Rasanz, traumhafter Leichtigkeit und einer Spur Melancholie fort. Besonders herauszuheben ist hier Sänger Mark Garrett, der sich den unterschiedlichen Stimmungen immer präzise anpassen kann. Episch-verträumte Passagen werden mit stimmigem Cleangesang quittiert, der nicht selten an Leprous erinnert („Seed Of Night“), während brutales Riffing der Marke „Edge Of Forever“ durch mindestens genauso treffsichere Growls und Screams gestützt wird. KARDASHEV legen auf „Alunea“ aber nicht nur gesanglich eine enorme stilistische Vielfalt an den Tag, das wird vor allem durch Ambients („Below Sun And Soil“) und cineastische Song-Aufbauten wie beim Opener deutlich. Über den Einsatz einer selbst erdachten Sprache führt die Band ihren Sinn für cineastische Kohärenz en détail fort – beispielsweise über die Verwendung genrefremder Instrumente. Die Performance von Pawel JJ Przybysz (Duduk auf „We Could Fold The Stars“) oder der Einsatz eines Wurlitzer-Babyflügels, Baujahr 1943, auf „Truth To Form“ setzen Akzente, die nicht etwa eigenwillig sind – sie bereichern den Sound von KARDASHEV.

Lyrisch steht „Alunea“ im direkten Zusammenhang mit dem Album „The Almanac“. Waren KARDASHEV ebenda noch sehr mit den verschiedenen Nuancen von Verlust und Leiden(schaft) im Verbund, so setzt „Alunea“ den Aufbruch und die Selbstfindung in ein musikalisches Bild. Dabei ist ein Album herausgekommen, das komplex, mutig und frei von Erwartungen funktioniert. „Alunea“ ist ein Album, das die Brücke zwischen sphärischer Träumerei und präzisen Wutausbrüchen schlägt. Wer also auf progressiven Death Metal steht und irgendwo zwischen Wilderun, Ghosts Of Echoes und Ne Obliviscaris sein Zuhause gefunden hat, der kann bei KARDASHEV und „Alunea“ bedenkenlos zugreifen.

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Wertung: 8 / 10

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