Review Korn – The Nothing

Drei Jahre ist es nun schon wieder her, dass KORN ihre Fans mit „The Serenity Of Suffering“ auf eine kleine Zeitreise einluden: So „oldschool“ wie auf diesem Album hat Nu Metal lange nicht geklungen. Trotz des modernen Artworks, diesmal ganz ohne Retro-Referenz zu alten Heldentaten, setzt „The Nothing“ diese Entwicklung fort. Ein Selbstläufer ist das Konzept allerdings nicht, wie sich schnell zeigt.

Nach einem Intro, das durch Dudelsack und Davis zwar unverkennbar nach KORN klingt, atmosphärisch jedoch eher an Slipknot denken lässt, bekommt der geneigte KORN-Fan exakt, was er erwartet hat – und doch weniger, als nach „The Serenity Of Suffering“ zu erwarten war. War die Kehrtwende hin zum 90er-Nu-Metal auf diesem Album noch eine erfreuliche Entwicklung, entwickeln KORN auf „The Nothing“ generell reichlich wenig.

Im Detail mögen die Songs etwas filigraner arrangiert sein, sodass sich im Sound mehr Räume ergeben („Cold“, „The Seduction Of Indulgence“), die dafür sorgen, dass die Riffs ordentlich pumpen. Ansonsten klingen KORN 2019 mehr denn je nach KORN. Auf der Jagd nach allen Trademarks, die sich KORN in ihrer Hochphase fraglos erarbeitet haben, vergessen sie aber scheinbar ganz, dass es durchaus Teil des Spiels sein könnte, diesem Set das eine oder andere neue Element hinzuzufügen.

So stehen KORN nach wie vor für stark perkussiv geprägte Songs mit effizientem Riffing, das eher durch Wucht denn Finesse funktioniert, während die eingängige Melodik vor allem durch Davis‘ charakteristische, um nicht zu sagen immer gleich klingende Refrains entsteht.

Allein, wer sich nur alter Stilmittel bedient, provoziert Vergleiche – und mit den wirklich großen Hits aus der nunmehr 25-jährigen Karriere der Band können auf „The Nothing“ leider nicht alle Songs mithalten. „Gravity Of Discomfort“ etwa fällt qualitativ verglichen mit dem Rest deutlich ab und an „H@ard3r“ ist höchstnes die Schreibweise bemerkenswerte. Derentwegen haben allerdings, was man so hört, die 00er-Jahre bereits empört bei Davis angerufen und ihr innovatives „A“ und „E“ zurückverlangt. Den Song dürfe er hingegen gerne behalten.

Neben einigen Nummern auf erwartbarem KORN-Niveau gibt es jedoch auch Ausreißer nach oben: Der bereits angesprochene, schmissige Opener „Cold“ etwa, oder die gesanglich recht vielseitigen „Idiosyncrasy“ und „The Darkness Is Revealing“. Auch gegen Ende zeigt sich, dass die größte Entwicklung in Davis‘ Stimmeinsatz zu suchen ist: Während „The Loss“ ansonsten ein extrem bandtypischer Song ist, legt Davis hier sogar fast so etwas wie ein Gesangssolo hin.

Anders als Slipknot, die in den letzten Jahren immer mal wieder experimentiert und ihren Stil arretiert haben, geben sich KORN auch mit „The Nothing“ selbstsicher bis selbstverliebt. Dass das Cover einerseits der innovativste Teil des Albums ist, andererseits aber eine Schnurfigur zeigt, die ihr eigenes Fallnetz zu sein scheint, ist bezeichnend: Schließlich verlassen sich KORN auf ihrem nunmehr 13. Album selbst ebenfalls voll und ganz auf das, was sie seit jeher ausmacht.

Wertung: 7.5 / 10

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