Das Cover von "Unatoned" von Machine Head

Review Machine Head – Unatøned

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Thrash Metal

Es sei verziehen, wenn man das neue MACHINE-HEAD-Album „Unatøned“ im Plattenladen nicht auf Anhieb findet, denn optisch gleicht die Scheibe ihrem Vorgänger fast wie ein Ei dem anderen: Überall „ø“ statt „o“ und auch der fotorealistische Düster-Look des Artworks unterscheidet sich bestenfalls in Nuancen von „Øf Kingdøm And Crøwn“. Damit begeben sich Robb Flynn und seine Truppe in eine arge Zwickmühle, zumal ihr 2022er Werk sicherlich ihre beste Platte in fast 15 Jahren war. Das dürfte im Hinblick auf den Nachfolger für beachtlichen Erwartungsdruck sorgen – und wenn „Unatøned“ dann auch noch fast genauso aussieht, könnte man obendrein befürchten, man bekommt es mit den B-Seiten der letzten Songwriting-Sessions zu tun. Kann die neueste Veröffentlichung von MACHINE HEAD für sich selbst stehen?

Die Antwort kommt von Radio Eriwan: Im Prinzip ja, aber es ist durchaus strittig, ob das allen gefallen wird. Denn „Unatøned“ weist zwar mit „Atømic Revelatiøns“ und „Unbøund“ eingangs noch einige Parallelen zu seinem Vorgänger auf, allerdings sind diese Songs weder sonderlich originell noch wirklich repräsentativ für das Album. Treibendes, modernes Thrash-Riffing paart sich mit andächtigen Metalcore-Refrains aus den 2000ern in Songs, die man ganz ähnlich auch von Trivium kennt. Das gehört seit Langem zum Standardrepertoire von MACHINE HEAD – doch vor allem im Falle von „Unbøund“ drängt sich ab dem ersten Ton der Gedanke auf, man habe das so schon nahezu baugleich auf einem früheren Album der Truppe gehört.

Jedoch ist „Unatøned“ durchaus mehr als eine reine Selbstkopie. Die Platte hält einige Überraschungen bereit, wobei die erste bereits in „Øutsider“ wartet. Hier kombinieren MACHINE HEAD unerwartet epische Momente mit ihrer gewohnten Heaviness und sorgen für ein schönes Spannungsverhältnis – manch Fan mag sich allerdings ähnlich wie auf „Catharsis“ an der (beinahe) gerappten Strophe stören. Generell scheinen die Herren auf „Unatøned“ stark um große, erhebende Refrains bemüht zu sein. Wenngleich das hin und wieder etwas gewollt wirkt, macht es gelungene Hymnen wie „These Scars Wøn’t Define Us“ und „Shards Øf Shattered Dreams“ zu Pflichtkandidaten für kommende Live-Shows.

MACHINE HEAD sind also hörbar bestrebt, sich mit „Unatøned“ nicht zu wiederholen und verändern die Formel ihrer letzten Platte spürbar. Dabei macht die Formation nicht bei den angesprochenen Neuerungen halt, denn es wird mitunter auch noch richtig experimentell: Das Instrumentalstück „Dustmaker“ lockert die Platte mit entspannten Synthie-Klangwelten auf, „Bleeding Me Dry“ schreckt auch vor Synthwave-Sounds und Electro-Beats nicht zurück und im nachgerade poppigen „Bønescraper“ kommen regelrechte Dancefloor-Vibes auf. Das alles ist fraglos mutig und man kauft der Truppe ihre Freude am Experimentieren durchaus ab. Es hat aber auch zur Folge, dass „Unatøned“ der rote Faden fehlt.

Dass MACHINE HEAD auch auf „Unatøned“ jedes „o“ durch „ø“ ersetzt haben, ist schon beinahe irreführende Werbung, denn die Platte ist gewiss kein Zweitaufguss von „Øf Kingdøm And Crøwn“. Die Truppe aus Oakland ist stellenweise fast schon krampfhaft bestrebt, ihren Sound in neue Richtungen zu führen und lotet dabei so manche bisher ungeahnte Facette ihres Schaffens aus. Das kann durchaus spannend sein und es lohnt sich in jedem Fall, die Band bei diesem Experiment zu begleiten. Dennoch führt es aber auch dazu, dass „Unatøned“ ein reichlich inkonsistentes Album geworden ist. MACHINE HEAD wagen hier sicher keinen so deutlichen Bruch wie mit „Catharsis“, aber mindestens Fans von Platten wie „Locust“ oder „Øf Kingdøm And Crøwn“ werden ein paar mehr Durchläufe für dieses Werk benötigen.

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Wertung: 6.5 / 10

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