Review Mayhem – Esoteric Warfare

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Legendär sind sie sowieso, und immer für eine Überraschung gut: MAYHEM. Seit ihrem genreprägenden Debüt „De Mysteriis Dom Sathanas“ war es eigentlich nur der verstörend-bösartige Aspekt, den die Norweger von Album zu Album stets beibehielten. Die Art und Weise hingegen, auf die sie diese Stimmung erzeugten, hätte unterschiedlicher kaum sein können – man vergleiche nur einmal das von sterilen Synthie-Sounds geprägte „Grand Declaration Of War“ mit dem nicht minder genialen, finstersten Soundbrei auf „Ordo Ad Chao“. Der Schöpfer dieser beiden Meisterwerke, Gitarrist Blasphemer, verließ die Band jedoch 2008.

Da die verliebenen Mitglieder Necrobutcher (Bass), Hellhammer (Schlagzeug) und Attila (Gesang) für Songwriting scheinbar nicht all zu viel übrig haben, verpflichtete man nach einigen gescheiterten anderen Rektrutierungsversuchen kurzerhand Morten „Teloch“ Iversen (siehe Interview, A. d. Red.) , welcher schlussendlich so überzeugendes Material ablieferte, dass sämtliche Songs auf „Esoteric Warfare“ aus seiner Feder stammen.

Und tatsächlich ist es dem Norweger, der bislang eher als Live-Gitarrist (unter anderem von 1349 und Gorgoroth/God Seed) denn mit seinen eigenen Projekten NunFuckRitual und Nidingr von sich Reden machte, gelungen, mit bewundernswerter Eleganz und unter Berücksichtigung nahezu aller MAYHEM-typischen Trademarks frischen Wind in das Werk der Traditionskapelle zu bringen. Weniger verbissen als „Ordo Ad Chao“, weniger chaotisch als „Chimeira“ und traditioneller als „Grand Declaration Of War“, klingt das Album nicht minder düster und doch erfrischend anders als die zuvor genannten.

Dabei ist „Esoteric Warfare“ von der Grundausrichtung her noch am ehesten mit „Chimeira“ zu vergleichen – nicht zuletzt der sehr transparente, differenzierte Sound sowie das vergleichsweise geradlinige Songwriting verleihen dem Album dennoch einen gänzlich anderen Charakter. Um dezent eingesetzte elektronische Elemente sowie stimmige, atmosphärische Passagen erweitert, klingt die CD experimenteller und doch zugleich eingängiger als ihre allesamt eher sperrigen Vorgänger. Dass sich Attila diesmal zudem auf einen deutlich „humaneren“ Gesangsstil beschränkt und Hellhammer seinem Schlagzeugspiel durch exzessiven Trigger-Einsatz wieder mehr Schärfe verleiht als noch auf „Ordo Ad Chao“, fügt sich dabei perfekt in das Bild, das MAYHEM mit diesem Album zeichnen.

Was Blasphemer im Namen von MAYHEM geschaffen hat, bleibt zweifelsohne vorerst unerreicht. Der Zeitpunkt seines Abdankens war jedoch weise gewählt: Er selbst hätte sich wohl schwer damit getan, das in allen Belangen extreme „Ordo Ad Chao“ nochmals zu übertreffen. Anstatt sich an dieser Herkulesaufgabe zu versuchen oder den Bandkopf ersetzen zu wollen, macht Teloch auf seinem Einstandsalbum alles richtig: Er interpretiert das Konzept hinter MAYHEM eigenständig und unverkrampft neu – und lässt der Hydra so für einen abgeschlagenen zwei neue, furcheinflößende Köpfe wachsen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: „Esoteric Warfare“ klingt frisch und unverbraucht, innovativ und doch stets unverwechselbar.

Wertung: 9 / 10

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