Review Naglfar – Diabolical

  • Label: War Music
  • Veröffentlicht: 1998
  • Spielart: Black Metal

Drei Jahre haben sich NAGLFAR nach ihrem Debüt „Vittra“ (1995) Zeit genommen, einen Nachfolger zu komponieren und aufzunehmen. Das Resultat der Mühen war das Album „Diabolical“, welches schließlich über War Records erschien – dem anderen Nachfolger des unterdessen im Streit zerschlagenen Labels Wrong Again Records (neben Regain Records).

Mit Mattias Grahn um einen festen Schlagzeuger bereichert, sind NAGLFAR in dieser Zeit auch als Band gewachsen: Nicht nur technisch treten die Schweden auf „Diabolical“ sicherer auf, auch kompositorisch wirkt das zweite Album konsistenter. Dass der spätere Gitarrist und Songwriter Marcus E. Norman (alias Vargher) hier bereits unter den diversen Gastsängern in „Blades“ zu finden ist, ist aus heutiger Sicht ein nettes „Easter-Egg“.

War „Vittra“ im Sound noch ein typisches Black-Metal-Album, schielt „Diabolical“ mit seinen deutlich fetter klingenden Gitarren, dem wuchtigeren Gesamtsound des langjährigen Vintersorg-Produzenten Nils Johansson etwas in Richtung Death Metal. Musikalisch jedoch gehen NAGLFAR den mit „Vittra“ eingeschlagenen Weg mit kleiner Kurskorrektur weiter: Zwar sind die Einflüsse von Dissection – gerade in den Riffs – nicht von der Hand zu weisen. So eingängig wie „Storm Of The Lights Bane“ ist „Diabolical“ (vom Piano-Interlude „A Departure In Solitude“ abgesehen) aber zu keiner Zeit. Vielmehr sind NAGLFAR sogar rabiater geworden, musizieren schneller, griffiger und insgesamt routinierter.

Letzteres macht sich nicht nur im Gesang von Jens Rydén bemerkbar, sondern auch darin, dass die Songs bereits jenen „Flow“ haben, der sich auf späteren NAGLFAR-Alben noch verstärken sollte: Gerade Album-Hit „The Brimstone Gate“, aber auch der Großteil der anderen haben eine packende Dynamik, in der Gitarren, Schlagzeug und Gesangsaufteilung perfekt ineinandergreifen und den Hörer so mitzureißen vermögen. Ein weiterer Baustein, der das ermöglicht, ist der elaboriertere Einsatz von Keyboards und Samples, die die Songs atmosphärisch stimmig ergänzen und das Album zusammenschweißen.

Dass man „Diabolical“ einen starken Dissection-Einfluss anhört, steht außer Frage. Doch bei welcher Band dieser Zeit und dieses Genres wäre es anders? „Diabolical“ deswegen lediglich als Rip-off abzutun, wäre unfair – und dumm, würde man sich durch dieses vorschnelle Urteil doch selbst eines der stärksten Black-Metal-Alben der späten 1990er-Jahre berauben.

Wertung: 8.5 / 10

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