Review Nine Inch Nails – Ghosts VI: Locusts

  • Label: The Null Corporation
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Ambient

„Ghosts VI: Locusts“ ist der sechste Teil der 2008 von NINE INCH NAILS gestarteten Soundtrack-für-einen-Film-den-es-nie-gegeben-hat-Reihe „Ghosts“ und wurde am selben Tag wie „Ghosts V: Together“ ohne Vorankündigung kostenlos als Download veröffentlicht – Musik als verbindendes Element und Selbsttherapie im Zeitalter von Corona und Ausgangsbeschränkungen. „Music – whether listening to it, thinking about it or creating it – has always been the thing that helped us get through anything – good or bad. With that in mind, we decided to burn the midnight oil and complete these new Ghosts records as a means of staying somewhat sane“, schreiben Trent Reznor und Atticus Ross dazu in den Release-Notes. Ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz.

Im Vergleich zu „Ghosts V: Together“ schlägt der sechste Teil dabei weniger versöhnliche Töne an, schon nach wenigen Takten ist klar, dass sich „Ghosts VI: Locusts“ prima als Soundtrack eines Horror- oder Psycho-Thrillers machen würde. Die Grundzutaten sind bei beiden Alben weitestgehend identisch: Piano und Synthesizer dominieren das Klangbild, hier allerdings auch mal von  einer traurigen Jazztrompete und noisigen Gitarrendrones („Around Every Corner“) oder groovigen Drums („Run Like Hell“) unterstützt, was in Sachen Spannung einen Riesenunterschied zum Schwesteralbum ausmacht.

„Ghosts VI: Locusts“ bietet von ruhigen Piano- und Synthesizerklängen („Trust Fades“) bis hin zu verzerrten Noise-Eskapaden („Almost Dawn“) eine hohe Bandbreite an Soundlandschaften und zeigt sich damit deutlich abwechslungsreicher als „Ghosts V“ – und schlägt dabei stilistisch eher in die Kerbe der ersten vier Teile bzw. „regulärer“ NINE-INCH-NAILS-Alben. Im Gegensatz zu „Together“ klingt „Locusts“ durch seine melodischen Strukturen und das Sounddesign über weite Strecken sehr bedrohlich und ist so sicher nicht für jedermann der geeignete Soundtrack für ein gutes Buch bei einem Glas Wein.

„Ghosts VI: Locusts“ fordert mit seiner beklemmenden Atmosphäre mehr Aufmerksamkeit vom Zuhörer als Teil fünf, macht dadurch als Album aber auch mehr Spaß. Ein Schrittchen näher an „The Slip„, „The Bad Witch“ oder sogar „The Fragile“ dran, liegt der Vergleich zu den Soundtrackarbeiten von Reznor und Ross, wie auch schon bei „Ghosts V: Together„, trotzdem näher. Eben doch mehr Ambient als Industrial(-Rock). NINE-INCH-NAILS-Fans wird und soll das nicht abschrecken und Filmmusik-Freunde dürfen auch gefahrlos ein Ohr riskieren.

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Wertung: 7.5 / 10

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