Review Oranssi Pazuzu – Värähtelijä

  • Label: Svart
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Bemerkenswert ist bei ORANSSI PAZUZU so einiges. Beispielsweise der erstaunliche Umstand, dass sie in ihren Texten strikt die finnische Sprache anwenden und deren Inhalt somit für einen Großteil der Weltbevölkerung unklar bleiben wird, ein Hörer vom letzten Album „Valonielu“ oder dem Debüt „Muukalainen Puhuu“ dennoch genau wissen wird, dass ORANSSI PAZUZU dem Okkulten, der Natur sowie der Spiritualität huldigen – einfach, weil sie es mit ihren zutiefst verträumten und psychedelischen Klängen ausdrücken.

Ebenso bemerkenswert ist dieser markante Stil des Quintetts, denn obwohl jeder Song dem anderen nicht ähnelt, tragen sie alle dieses unverkennbare ORANSSI-PAZUZU-Flair, welches – sobald es einmal beim Hörer zündete – auf Ewig an diese Band bindet.

Die Entwicklung vom Erstling zum letzten, dritten Album ließ erkennbar werden, dass die Herren aus Tampere ihren Härtegrad kontinuierlich zurückschrauben zugunsten der Entwicklung gehaltvoller, sich steigender Klangräume. Auf ihrem neuen Werk „Värähtelijä“ zeigt sich dies bisher am deutlichsten, aber auch etwas anderes fällt auf: Die Kluft zwischen Übersongs, die sofort durch Mark und Bein gehen, und erst spät, sich nach mehrmaligem Hören erschließenden Tracks ist so tief wie nie zuvor.

Obgleich der Opener „Saturaatio“ sofort zügig ins Geschehen leitet, ist seine Dynamik (gemessen an der Spielzeit von 70 Minuten) lediglich der kleinste Teil von ORANSSI PAZUZUs neuestem Album. „Hypnotisoitu Viharukous“ gesellt sich in diese Art und kann durch den mitreißenden Verbund von Lead und Keyboard wesentlich schneller und besser überzeugen als der Opener.

Abgesehen von diesen regelrechten Ausnahmetracks bietet „Värähtelijä“ vordergründig schleppende und hypnotische Songs, die von langen (stellenweise zu langen) Übergängen und einer Ausarbeitung bis ins kleinste Detail leben. Ein Beispiel hierfür ist der Titeltrack, welcher mit einer ruhigen, nur von Schlagzeug und Gitarre getragenen Melodie beginnt und sich allmählich, durch das Hinzufügen weiterer sanfterer Melodien, zu seinem zarten und somit ORANSSI PAZUZU-untypischen Höhepunkt steigert.

Und eben zwischen all diesen Liedern befinden sie diese Übersongs, diese Tracks, in denen all das Erwähnte seinen phänomenalen Verbund findet. Und wer glaubt, dass „Lahja“ bereits die Krönung der Schöpfung names „Värähtelijä“ ist, irrt, da derjenige noch nicht den letzten Song „Valveavaruus“ gehört haben muss.

Während „Lahja“ nur zaghaft aus seinem Korsett aus verspielt-verträumt klingenden Klängen entwischt, dabei aber genügend Material bietet, um sich von ORANSSI PAZUZU in tran­s­zen­den­tale Sphären verleiten zu lassen, ist „Valveavaruus“ das, was die Gefühlsachterbahn erst richtig Fahrt aufnehmen lässt. Denn nach einem repetitiven Motiv im Intro überrascht der Song urplötzlich mit einer verstörenden Gitarre, auf die sich nacheinander sanft angeschlagene Saiten und schließlich ein so einnehmendes, Orgel-ähnliches Keyboard aufbauen, dass der Track kaum erhabener sein könnte – bis zu seinem ebenso urplötzlichen Ausklang durch Loops, Samples und einer dominanten Bassspur, die „Valveavaruus“ auf den letzten Minuten zu einem treibenden Charakter verhilft.

ORANSSI PAZUZU fügen ihrer Diskographie glücklicherweise regelmäßig neue Outputs hinzu, die allesamt unfassbar hörenswert und gelungen sind. „Värähtelijä“ stellt hierbei keine Ausnahme dar, sondern unterstreicht diese Aussage nur noch umso mehr. Obgleich dieses Album mitunter eher glimmende Glut anstatt furioses Feuer bietet, ist diese Glut mitnichten kurz vorm Erlöschen. Abschließend sei davor gewarnt, sich „Värähtelijä“ mittels Google übersetzen zu lassen – das Ergebnis ist so irritierend wie der Fakt, dass die Finnen ihre Nomen mit 15 Fällen deklinieren.

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Wertung: 8.5 / 10

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