Review Saltatio Mortis – Aus der Asche

Die Badener Spielleute von SALTATIO MORTIS stehen Anno 2007 an einem schwierigen Punkt. Im letzten Herbst verließen drei Mitglieder die Band und vier neue kamen hinzu, so dass sich nach langen Jahren der Stabilität nun ein völlig neues Bild der Band bietet. Soviel zur Besetzung, aber wie sieht’s mit SaMos Musik aus? Mit „Aus der Asche“ (der Titel steht also sprichwörtlich für den Neubeginn der Band) steht nun das vierte Album des „Zweiten Gesichts“ der Band an. Nachdem man sich auf dem letzten Langeisen bereits spürbar von der Elektronik der ersten Scheiben entfernte, kommt „Aus der Asche“ im besten Mittelalterrock-Gewand daher. Das Grundprinzip ist im Vergleich zum Vorgänger „Des Königs Henker“ kaum verändert worden, schnörkellose Rockriffs mit „Lead-Sackpfeifen“ und unterstützendem klassischem Midtempo-Drumming, das funktioniert schon seit Jahren und bedarf wenig Überarbeitung. Allenfalls bekommen die Sackpfeifen und Schalmeien auf dieser CD wieder mehr Beachtung.

Seltsam, ja im Grunde unglücklich an „Aus der Asche“ ist die Songreihenfolge. Nach dem nachdenklichen und kraftvollen „Prometheus“ folgen zwei Lieder, die inhaltlich und stimmungsmäßig fast identisch sind – fröhliche Selbstzelebrierung. Daher kommt einem „Uns gehört die Welt“ direkt überflüssig vor, zumindest an dieser Stelle. „Sieben Raben“ ist dann wieder etwas düsterer, eine spannende Geschichte offenbart sich dem Hörer. „Vaulfen“ könnte direkt aus der Feder von In Extremo stammen. Das in einer skandinavischen Sprache verfasste Lied erinnert stark an „Herr Mannelig“ ist tanzbar und macht Laune.

Was nun aber folgt, ist ein deutlicher Umschwung in der Stimmung, fast nur noch traurig-nachdenkliche Songs folgen: „Irgendwo in meinem Geiste“, „Koma“ (mit mitunter recht harschem Gesang), das ziemlich industrielle „Worte“, ein wütender „Kelch des Lebens“ und mit „Nichts bleibt mehr“ ein sehr ruhig-melancholischer Ausklang, der an diese Stelle gar nicht passen will. Dazwischen befinden noch ein paar weniger triste Lieder und mit „Choix des Dames“ stellt man dem Mittelaltermarkt-Klassiker „Dessous le pont de Nantes“ einen Bruder zur Seite, das obligatorische Traditional sozusagen. Aber wo bleiben die spaßigen Songs? Nur zwei am Anfang, das hätte man besser verteilen sollen, dann würde von der zweiten Hälfte vielleicht auch mehr hängen bleiben. Es sind alles beileibe keine schlechten Songs, nur muss man sich nach dem eigentlich so optimistischen Anfang daran gewöhnen, dass die Herren hauptsächlich die ernste Schiene fahren. Auch wenn ein Refrain wie von „Wirf den ersten Stein“ beileibe nicht so negative Stimmung verbreitet, wie der Text vermuten ließe, in diesem Haufen von Trübsal ist es auch teilweise schwer die einzelnen Songs auseinander zu halten und nicht jeder Track prägt sich ein. Vor allem auch das immer Rammstein-lastigere Riffing und der aggressivere Gesang Aleas zieht sich wie ein roter Faden durch die zweite Hälfte, die so unerwartet daherkommt. War auf „Des Königs Henker“ noch das Verhältnis zwischen fröhlich und traurig ausgeglichen, nimmt hier die Melancholie Überhand, was man nach den ersten fünf Songs einfach nicht erwartet hätte.

Man muss aber auch zugegeben, dass diese ernstere Ader den Spielleuten durchaus steht. Wenn nur die Mischung der Songs den Zugang zu „Aus der Asche“ nicht so erschweren würde, hätten wir ein wirklich tolles Album. So braucht man allerdings einige Zeit, um die Songs auf sich wirken zu lassen, und zwar nicht, weil es sich um progressiv-sperrige Stücke handelt. Zwischen mitunter sehr ähnlichen Liedern fehlt einfach die Abwechslung. Auch wenn kein Song einen Ausfall markiert, leidet so der Hörgenuss des gesamten Albums. So wirkt „Aus der Asche“ leider etwas unausgegoren, das eigene Potential, was die melancholischere Spielweise des Achters offenbart, wird nicht voll ausgeschöpft.

Wertung: 6.5 / 10

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