Review Year Of No Light – Ausserwelt

YEAR OF NO LIGHT ist mal wieder eine Band, die die Sinnlosigkeit von Schubladen sehr eindrücklich unter Beweis stellt. Nicht, weil sie so viele verschiedene Genres gleichzeitig abdecken würde, sondern weil sie Spielarten kombinieren, die man als Durchschnittshörer vermutlich nicht auf Anhieb unter einen Hut bringt. „Ausserwelt“ kombiniert Doom Metal, Sludge und eine große Portion Post Rock, als würden diese Genres zusammengehören wie Pech und Schwefel.

Vorstellen muss man sich das wie eine Instrumental-Version der Kanadier Longing For Dawn mit abwechslungsreicherem Soundgewand. „Perséphone (Coré)“ etwa scheut sich nicht, den Hörer erst mit heftigsten Doom-Riffs von den Füßen zu holen um dann mit typischen Post Rock-Soundwand-Gitarren nachzulegen, die sich vergleichsweise lieblich um die donnernden Drums ranken. Gute Stimmung entsteht trotzdem nicht, denn als hätten YEAR OF NO LIGHT den Hörer nur in Sicherheit gewogen, tönen die erwähnten Gitarren nur wenig später in albtraumhaften Tonfolgen. Das Ganze erschafft eine Atmosphäre, die an eine Reise durch den typischen Lovecraft-Kosmos erinnert, inklusive der Alten Götter in fernen Galaxien, amorpher Phänomene in abgelegenen Teile der Erde oder der zyklopischen, unbegreiflichen Architektur der Stadt R’lyeh. „Ausserwelt“ klingt fremd, kalt und bedrohlich, der Horror ist nicht greifbar, die Stimmung aber umso intensiver. Dass auch die „Faszination des Grauens“ durch nicht minder fremd, aber immerhin nicht bedrohlich wirkenden Lichtschleiern wie kurze, schimmernde Keyboard-Impressionen dargestellt wird, ist eher die Ausnahme, hier geht’s zumeist äußerst ungemütlich zu. Kein Wunder übrigens bei dem sehr vollen, wuchtigen Sound, den YEAR OF NO LIGHT erschaffen, der locker mit dem von Mourning Beloveth mithalten kann. Dass „Ausserwelt“ auf ähnliche Weise gefangennimmt wie Doom Metal, aber dessen Manko der bisweilen aufkeimenden monotoniebedingten Langeweile vermeiden kann, liegt daran, dass die Musik tatsächlich viel zu abwechslungsreich ist, um auch nur an musikalische Einöde zu denken. So holzt das Schlagzeug in „Abbesse“ erst los als gäbs kein Morgen, um später entspannt elegische Gitarrenmelodien zu umspielen. Auch sonst wirkt alles untypisch dynamisch, was sich wohl unter anderem durch die fast komplette Abwesenheit von Gesang erklären lässt, wodurch Songstrukturen mehr oder minder unnötig werden und demzufolge auch kaum vorhanden sind.

YEAR OF NO LIGHT erschaffen eine äußerst intensive Platte, die eine eigenständige Atmosphäre kreiert und setzen diese auch noch instrumental abwechslungsreich und ansprechend um. Die erwähnte Dynamik sollte natürlich nicht mit leicht konsumierbarer Musik verwechselt werden, denn diese bietet „Ausserwelt“ als schwer im Magen liegender Brocken sicher nicht. Wer mit irgendwo „kosmischer“ aber andererseits auch roher Atmosphäre etwas anfangen kann oder wer Bands wie eben Longing For Dawn mag, sollte es mal mit dieser Scheibe versuchen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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