Review Year Of No Light – Les Maîtres Fous

Die französische Instrumental-Post-Metal-Institution YEAR OF NO LIGHT feiert 25-jähriges Jubiläum … also fast, eigentlich hat sich die Truppe erst 2001 so richtig zusammengefunden. Trotzdem wird „Les Maîtres Fous“ („Die verrückten Meister“) als eine Art besonderes Geburtstagsrelease angepriesen: Eine Live-Platte, aufgenommen 2015 im Rahmen einer Kunstinstallation unter der Schirmherrschaft des Musée du quai Branly in Bordeaux (und zuvor lediglich ein erstes Mal 2012 in Paris live dargeboten). Klingt künstlerisch wertvoll, doch welches Konzept steht dahinter?

1955 drehte der experimentelle französische Filmemacher Jean Rouch einen kontroversen Dokumentarfilm über die sogenannte Hauka-Bewegung. Anthropologen gehen davon aus, dass sich diese Widerstandsbewegung gegen die britischen Kolonialherrscher Ende des 19. Jahrhunderts in Niger gebildet hat. Ziel war es, durch ekstatischen Tanz und Imitation der Verhaltensweisen der englischen Besatzer deren Lebensenergie zu absorbieren – eine (wenig überraschend) wissenschaftlich umstrittene Theorie … höflich formuliert.

Unumstritten jedoch die ekstatische Wirkung, die die durch besagten Film inspirierte Musik auf den Zuhörer hat. Zumindest theoretisch. Die zwei Abschnitte, in die sich „Les Maîtres Fous“ gliedert, sind ausgesprochen repetitiv, was gerade beim großen, sich über rund 20 Minuten kontinuierlich steigerndem Finale zeigt. Vielleicht funktioniert das gut mit der entsprechenden Bilduntermalung in Form des Dokumentarfilms, aber so für sich alleine ist die neueste Veröffentlichung von YEAR OF NO LIGHT ein bisschen … fad.

Dabei ist die Musik durchaus atmosphärisch und für YEAR OF NO LIGHT nicht untypisch: Zwar dauert es einige, subjektiv sehr, sehr lange Minuten, bis ein bisschen mehr im Klangbild passiert, aber dann haben die sphärischen Gitarren- und Synthesizerlandschaften durchaus ihren Reiz. Nur passiert halt dann auf langer Strecke insgesamt zu wenig, als dass das Material als Song(s) für sich stehen könnte. Das gilt dann auch für die zweite Hälfte: ähnlich aufgebaut, ähnlich gleichförmig. Lediglich die hypnotischen, tribal-artigen Drum-Patterns gegen Ende von „Les Maîtres Fous“ machen Spaß – zumindest eine Zeitlang. Wenn man allerdings bereit ist, sich von der musikalischen Betrachtungsweise zu lösen und das Ganze weniger als Musikstücke, sondern vielmehr als eine Tragsäule eines audiovisuellen Gesamtkunstwerks zu betrachten, funktioniert das so halbwegs.

Das gilt besonders, weil die Aufnahmequalität jetzt auch nicht spektakulär gut ist. Alles klingt ein bisschen mumpfig, nicht sonderlich präsent oder dynamisch. Klar, es ist eine Live-Aufnahme, sie ist zehn Jahre alt; trotzdem ist es denkbar, dass der Musikgenuss für geneigte Zuhörer*innen ein wenig geschmälert wird. Unterm Strich ist „Les Maîtres Fous“ leider nicht der große Wurf, den man sich von einem Kaliber wie YEAR OF NO LIGHT erhofft hat – und somit auch keine wirklich würdige Jubiläumsveröffentlichung. Aber es ist ja noch ein Jahr hin, vielleicht kommt da noch etwas dem Anlass Angemesseneres.

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Wertung: 5 / 10

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