Prelistening: YUNGBLUD – Idols

Wer in den letzten paar Jahren auch nur ansatzweise etwas mit der Rock- und Alternative-Szene zu tun hatte, dürfte mit dem Namen YUNGBLUD (bürgerlicher Name: Dominic Harrison) etwas anfangen können. Kein Wunder, denn der Musiker zieht mit seiner überschwänglichen Art und seiner genreübergreifenden Musik Augen, Ohren und Meinungen vieler Menschen auf sich. Ob positiv oder negativ, sei mal dahingestellt.

Yungblud Logo 2025Mit seinem Debüt „21st Century Liability“ (2018), seiner EP „The Underrated Youth” (2019) und dem Pandemiealbum „Weird!“ (2020) schaffte es der Engländer schnell an die Spitze der Charts. Das darauffolgende dritte Album, bedeutete allerdings einen Richtungswechsel. Anstelle seiner üblichen modernen Interpretationen von Punkmusik, bestand das bandbetitelte Album (2022) hauptsächlich aus mildem Pop. Trotzdem (oder gerade deswegen?) schaffte es auch dieses Album auf Platz Eins diverser Ländercharts, darunter im Vereinigten Königreich und Österreich. Jetzt meldet sich der Brite nach längerer Funkstille mit neuem Material zurück und lädt zur Feier seines neuen Albums „Idols“ zu einer Pre-Listening-Session in Berlin ein. Metal1.info war vor Ort.

YUNGBLUD in Berlin

Yungblud, Rock im Park 2023

Die Location, das Roadrunner’s Paradise am Prenzlauer Berg, liegt in der letzten Ecke eines verwinkelten Hinterhofs. Kaum ist man durch die Tür durch, wird man von einer oldschooligen (aber für Berlin ungewöhnlich sauberen) Rock-Bar begrüßt. An den Wänden hängen Vintage-Autoteile, Poster von leichtbekleideten Frauen und jede Menge anderer Kinkerlitzchen. Auf der kleinen Bühne sind ein Flachbildschirm, eine alte Wohnzimmerlampe und zwei Sessel aufgebaut. Rustikal und dennoch gemütlich.

Man hört es sofort, wenn YUNGBLUD den Raum betritt – es gibt eine Art Aufschrei, selbst unter Industrieleuten. Grinsend bewegt er sich durch die Menge, grüßt alle, die er sieht und umarmt immer wieder Leute, die er vielleicht kennt. Er zieht die Menschenmenge wie ein Magnet an. Nachdem Label-Vertreter einige Worte gesagt haben, betritt er leichten Schrittes die Bühne und bedankt sich ausgiebig bei allen, die da sind. Er erklärt, er habe sich nach seinem letzten Album in einer Sackgasse wiedergefunden. In seiner Musik geht es immer darum, die Wahrheit zu sagen und nach „Yungblud“ tat er sich damit schwer, gesteht Harrison. Bei diesem neuen Album, sei das Ziel gewesen, ein Abenteuer aus puren Emotionen zu gestalten, etwas, das nicht verdünnt werden könne.

„Hello Heaven, Hello“

Der erste der nur vier Songs, die an diesem Abend vorgestellt werden, ist „Hello Heaven, Hello“. Die erste Single des Albums geht über neun Minuten. Eingeleitet wird das Lied von einer leichten Pop-Rock-Melodie und dazu passendem Klargesang. So weit, so vorhersehbar. Erst nach dem ersten Drittel wird das Lied wirklich spannend. Klimpernde Synthesizer werden von einer rockigen Gitarre unterbrochen und YUNGBLUDs Stimme nimmt ein fetziges Kratzen an. Es versteckt sich also doch ein Rock-Song hinter der poppigen Fassade, der dann allerdings von einer Art sanftem Reprise beendet wird.

„Lovesick Lullaby“

Daraufhin betont der Musiker nochmal, dass es ihm wichtig gewesen sei, die Wahrheit auszudrücken. Laut Harrison hat er das Album im Norden Englands mit seinen besten Freunden, seiner Familie aufgenommen, „weil man sich vor der Familie nicht verstecken kann. So hat man keine andere Wahl, als bei der Wahrheit zu bleiben.“ Es folgt ein wahrer Party-Song. „Lovesick Lullaby“ wird rockig eingeleitet und bald von zackigem Rap begleitet. So wirklich neu klingt das Lied nicht, der Engländer scheint seine Marke gefunden zu haben und bleibt im Großen und Ganzen dabei. Trotzdem dürfte die zweite Single auf Konzerten als perfekter Tanz- und Mosh-Song geeignet sein.

Yungblud, Rock im Park 2023

„Zombie“

Nach dem Energieschub des vorigen Liedes folgt der melancholischste und langsamste Song des Abends: „Zombie“. Harrison erklärt, dass er versucht habe, das Lied so zeitlos wie möglich zu gestalten. Die Inspiration waren seiner Aussage nach die größten Alben der Musikgeschichte (welche das sein sollen, verrät er allerdings nicht). Er erklärt, dass es sein Ziel war, seine eigenen Gefühle in Musik zu übersetzen, die dann wiederrum hoffentlich anderen etwas bedeutet. Mit „Zombie“ scheint Harrison das erste Mal seit langem wieder einen wirklich ehrlichen Song geschaffen zu haben, der sich nicht hinter poppigen Soundelementen versteckt.

„Ghosts“

Zu guter Letzt stellt der Brite die vierte Single „Ghosts“ vor. Er sagt, dass wenn das sein letztes Lied überhaupt wäre, er glücklich und zufrieden damit wäre. Es soll eine Injektion aus purem Leben sein und deutlich machen, dass jeder die Antwort zum eigenen Glück hat. Eingeleitet wird der Song von Synthesizern und einem Klavier, bevor das Lied in einen U2-artigen Popsong à la „Beautiful Day“ oder „Pride (In The Name Of Love)“ ausartet. Irgendwann unterbricht allerdings auch hier ein grooviges Rock-Riff die Synthies und lässt die Melodie zu einem mitreißenden Crescendo ausarten. Passend dazu springt YUNGBLUD auf, flitzt durch den Raum und fängt an, auf der Theke zu tanzen und zu feiern.

YUNGBLUD, aber neu

Nach dem eher lauwarmen „Yungblud“, verspricht „Idols“ wieder ein spannenderes Album zu werden. Man merkt Harrison seine Begeisterung für seine neue Musik an, mit der er wahrlich nicht hinter dem Berg hält. Wie er jedem sagt, dem er über den Weg läuft: „I can’t wait for you to hear the album!“

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