Interview mit Askeroth von Nachtblut

Erst kürzlich machten die Osnabrücker NACHTBLUT mit ihrem zweiten Album „Antik“ auf sich aufmerksam. Was sich hinter diesem Titel verbirgt und warum Religionen die Wurzel allen Übels auf der Welt sind, erklärte Frontmann Askeroth bei uns im Interview:

Hallo Askeroth. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Ich hoffe mal der Stress hält sich zur Zeit bei euch in Grenzen?
Durch die Arbeit an Antik und was daran hängt, war die letzte Zeit doch etwas stürmisch. Konzerte boten da keine Ausnahme.

Vor einigen Tagen ist euer zweites Album „Antik“ erschienen. Auch wenn es sich nur um eine geringfügige Verschiebung handelt, konntet ihr den geplanten Termin nicht einhalten. Woran lag es?
An der aufwendigen Arbeit, die wir zur Sound- und Artworkverbesserung investiert haben. Wir wollten dieses mal optisch und akustisch die Messlatte höher legen und damit die Weiterentwicklung voran treiben. Denn Stillstand ist der Tod.

Würdest du denn sagen, dass du mit dem Endprodukt zufrieden bist und wo siehst du Unterschiede bzw eine Weiterentwicklung zum Ersten Abendmahl?
Wir sind mit dem Endprodukt 100% zufrieden. Die Weiterentwicklung zeigt sich beim Songwriting, führt über den Sound und endet beim Artwork. Wir haben uns mehr Zeit für die Produktion der gesamten CD, so wie sie jetzt ist, genommen, als bei dem Ersten Abendmahl.

Du sprachst davon, dass es sich bei „Antik“ um ein Konzeptalbum handelt. Wie genau soll dieses Konzept aussehen, denn mit der wirklichen Antike haben die meisten Texte ja keine Verbindung.
Antik bedeutet soviel wie „Altertümlich“:Wir haben das Wort aus dem Kontext gegriffen und mit „Unsterblichkeit“ kombiniert. In allen Werken geht es also um altertümliche Geschichten, die einen oder mehrere Menschen in der Geschichte, in den Köpfen der Menschheit, unsterblich gemacht haben. In zwei Songs teilen wir unserern Hörern mit, dass jeder Mensch antik/ unsterblich werden kann.

Als ihr „Das Erste Abendmahl“ aufgenommen habt, wolltest du, dass der Gittarrensound wie bei Rammsteins „Herzeleid“ klingt. Du bist allerdings vorher gewarnt worden, dem Produzenten das möglichst nicht ins Gesicht zu sagen. Warum das?
Weil zahlreiche Bands sich jenes bereits zum Ziel gesetzt haben, aber 99% aller Produzenten kläglich scheiterten. Wie man hört, bilden wir bei Antik die Ausnahme.

Darf man denn in absehbarer Zeit die Zusammenarbeit mit einem Label erwarten, oder wollt ihr euch so lange wie möglich die größtmögliche Unabhängigkeit bewahren?
Einige Anfragen liegen vor. Solange wir der künstlerischen Freiheit nicht beraubt werden, ist eine Zusammenarbeit nicht auszuschließen.

Wie man auch dem Booklett zu „Antik“ entnehmen kann, hast du bis auf „Nur geklaut“ alles selbst geschrieben. Wie darf man sich das bei euch vorstellen? Kommst du mit den fertigen Texten zum Rest der Band und ihr komponiert zusammen die passende Musik, oder haben die Anderen, was die Texte betrifft, auch hier und da ihre Finger im Spiel?
Ich schreibe die Texte und komponiere die Musik und setze sie mit der Band zusammen um. Wobei das Endprodukt den gewünschten Klang erhält.

Stichwort „Alles nur geklaut“. Wie kam es zu dieser doch recht lustigen Idee? Hast du eine Affinität für die Werke der Prinzen, oder was wolltest du/ihr damit aussagen?
Lange Geschichte, knappe Antwort: Wir wollten unseren Fans, auf der limitierten Version, als Bonus ein Cover bieten. Und welcher Song kommt mehr in Frage als „Alles nur geklaut“? Außerdem ist dies eine Provokation unseren Missgönnern gegenüber.

Kommen wir zur Entstehung von Nachtblut als solche. Überall ist zu lesen, dass die Band ein aus Wut und sozialkritischem Gedankengut entstandenes Projekt ist. Kannst du das näher erläutern, welche Dinge zuerst dich und später auch den Rest der Band dazu gebracht haben, in der heutigen Form Musik zu machen?
In erster Linie regen wir uns darüber auf, dass sogenannte sozialkritische / misantrophische / blasphemysche Bands sich nicht trauen, das Kind beim Namen zu nennen. Wir bringen die Sache auf den Punkt und verzichten auf ausschweifende und unzutreffende Metaphorik, die lediglich aesthetische Gründe haben. Wir wollen keinen Nobel-Preis für Literatur, noch wollen wir pseudo-intelligente Texte. Wir wollen einfach nur die hässliche Wahrheit sagen.

Religion spielt in euren Texten bei beiden Alben eine prägnante Rolle. Woran glaubt der Mensch Askeroth eigentlich?
Ich glaube an mich und meine Sache! Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied.

Auch wenn es sich nicht zu 100% kategorisieren lässt, ist Nachtblut im Black Metal verankert. Wie siehst du die Szene als solche mittlerweile?
Erstmal ist zu sagen, dass wir uns nicht im Genre des Black Metals sehen. Jedoch sprechen wir uns von Black-Metal-Einflüssen nicht frei. Die Black-Metal-Szene selbst besteht mittlerweile prozentual gesehen aus ebenso vielen Versagern, wie jede andere Szene auch. Die Ausnahmen in der BM-Szene jedoch sind der Grund, weshalb wir uns zum BM hingezogen fühlen. Auch wenn man uns unsere Authentizität nicht ansieht (bewusst).

Genre-Ikonen wie Abbath animieren das Publikum mittlerweile zu LAOLA Wellen während des Konzerts. Wie stehst du einer solchen Veränderung gegenüber, wo Lachen im Black Metal ja quasi „mit dem Tode bestraft wird“?
Ich denke als true BM-Band sollte man sich so etwas sparen.

Längst bekannt ist eure Verbindung zur Band Eisregen. In diesem Monat spielt ihr auch wieder zusammen in der Bochumer Matrix. Kann man sagen, dass sich im Laufe der Zeit eine Art Freundschaft entwickelt hat?
Ja. Eisregen gehören zu den wenigen Bands die privat genauso authentisch sind, wie auf der Bühne. Alles wertvolle Menschen mit denen wir gerne zusammen arbeiten.

Was hältst du von Vergleichen zwischen Nachtblut und Eisregen? Wo siehst du selbst Parallelen und Unterschiede?
Nachtblut und Eisregen machen beide Gebrauch von deutschem Keifgesang. Musikalisch gesehen, sehen wir keine weiteren Parallelen.

Textlich bewegt sich auch Nachtblut manchmal an Grenzen. „Des kleinen Herzens letzter Schlag“ dürfte wohl vielen Kritikern und mit dem Zeigefinger fuchtelnden Sittenwächtern mehr als nur ein Dorn im Auge sein. Wie kamst du auf die Idee ein Lied aus der Sicht eines Kinderschänders zu schreiben und was wolltest du damit bewirken?
Das Lied stellt einen Apell an die deutsche Justiz da und nur mit extremen Beispielen erlangt man die höchste Aufmerksamkeit.

In bunten Fernsehfilmchen wird ein Richard Löwenherz immer als gütiger König dargestellt. Dabei hat der gute Mann damals die Köpfe der besiegten Sarazenen als Delikatesse verspeist. Wie intensiv befasst du dich mit den Inhalten deiner Texte?
Texte, deren Inhalt auf wahren Begebenheiten beruhen, muss ich natürlich zusätzlich prüfen. Entweder ich recherchiere selbst oder lasse mich von Experten der jeweiligen Themen belehren.

Davon ausgehend, dass du dich für Geschichte interessierst, in welcher Zeit würdest du dich am ehesten zurecht finden, bzw wieder finden wollen?
Im hellenischen Zeitalter.

Wenn es eine Sache gäbe, die man für immer aus dem Leben aller Menschen bzw aus dem Weltgeschehen tilgen könnte, welche wäre es und warum?
Religionen, da sie die Menschen zu Rassisten macht, ohne das ein jener sich selbst über diese Tatsache bewusst ist.

Kommen wir zum Ende und zu einem Metal1 Klassiker: Unser Brainstorming.

Barack Obama: Ehrgeiz
Corpsepaint: Immortal/Pandabären
Wacken Open Air: Menschenmassen
Der doppelte Worschter: Was!?
Metal1.info: Mochte/kannte ich schon vor Nachtblut

Geschrieben am von Metal1.info

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